Tage Alter Musik – Jubiläumsschrift 2009

Schatten kamen vielfach zum Zuge: Corelli, Couperin, Muffat, Marais, Rameau, Lully, Biber, Zelenka, Fasch, Purcell. Bei der Bilanzierung der letzten 25 Jahre überraschen die 30 Telemann -Aufführungen, womit der Hamburger Musikdirektor ungefähr mit Händel gleichgezogen hat. Dass Bach (über 100 Aufführungen) und Vivaldi (über 50 Werke) deutlich voraus liegen, mag weniger überraschen. Es ist auch dem Stand der Telemann-Rezeption geschuldet, dass vor allem seine Kammermusik im Vordergrund stand, seine Sonaten für Streichinstrumente, Quartette, Quintette, seine Ouvertüren und Konzerte; dem steht aller- dings ein längst nicht ausgeschöpfter Fundus von über 500 Kompositionen gegenüber. Telemanns Vokalmusik (an die 2000 Kompositionen!) ist ein noch vollständiges Desiderat in der Forschung und im Konzertleben. Eine Kantaten-Aufführung (Akademie für Alte Musik Berlin) mag einen Blick durchs Schlüsselloch gewährt haben. Für die Zukunft der Alte-Musik-Bewegung ist jedenfalls auf Repertoireseite ‚gesorgt‘. Ähnlich überrepräsentiert ist in der Festivalgeschichte bei Georg Friedrich Händel die Kammermusik. Auch dies spiegelt die Rezeptionssituation wider, sieht man von der außergewöhnlichen Opern- Renaissance ab. Immerhin vier Kantaten-Aufführungen (Weimarer Barock-Ensemble, Tafelmusik, L’Orfeo Barockorchester, Capriccio Basel) und das Oratorium ‚Il Trionfo‘ sind allerdings aus einem Fundus von über 40 Oratorien bzw. über 100 Kantaten geschöpft. Dass die Feuerwerksmusik (La Stravaganza Köln, Le Concert des Nations (Savall), Zefiro) und die Wassermusik (La Stravaganza Köln, Rebel, Zefiro) immer schon eine besondere Rolle in der Rezeption spielten, mag nicht verwundern. Insbesondere die Attraktivität von Vivaldis Orchestermusiken spiegelt sich in der Geschichte des Festivals deutlich wider. Auch hier fällt wiederum im Blick auf die allgemeine Rezeptionssituation auf, dass die geistliche und weltliche Vokalmusik (Messen, Kantaten, Opern) im Schatten seiner Instrumentalkonzerte, seiner Solo- und Kammerkonzerte, stehen. Dreimal wurde Vivaldis berühmtestes Werk „Die Vier Jahreszeiten“ vollständig aufgeführt (Il Giardino, Sonatori, I Barocchisti). Ist es ein Zufall oder entspricht es der augenblicklichen Attraktivität, dass das Concerto ‚La Notte‘ gleich acht- mal gespielt wurde (Capella Incognita, Musica Antiqua Köln, Sonatori, Red Priest, Estro Cromatico, Amarillis, Oman Consort, Capriccio Basel), viermal ‘Il Giardellino’ (Oman Consort, Amarillis, Furiosi, Sonatori), oft auch ‚La Tempesta‘ (Il Giardino, Zefiro, Orchestra Barocca Bologna, Sonatori). Vor allem die vielen italienischen Ensembles vermittelten mit Vivaldis schwungvoller Kammermusik ein südlän- disches Flair, das vom Regensburger Pfingstwochenende nicht mehr wegzudenken ist. Mehr noch als Vivaldi hat jedoch das Gesamtschaffen von Johann Sebastian Bach das Programm der Tage Alter Musik Regensburg geprägt, mit besonderem Nachdruck seine geistliche Vokalmusik. Aber auch seine Instrumentalmusik wurde in ihren Formen und Gattungen ziemlich weitgehend erfasst. Am wenigstens gewiss seine Orgelmusik – in Ermangelung eines historischen Orgelinstruments –, doch seine Solokonzerte (Klaviermusik) waren präsent, seine Violinsonaten (Goebel, Mustonen, Duo Geminiani, Flanders Recorder Quartet, Music of the Spheres), seine Lautenmusik (Nigel North), Lieder (Prégardien), Triosonaten (Musica Pacifica, Boston Museum Trio) und natürlich seine Klavier- und Cembalomusik (Hill, Koopman, Kroll, Ghielmi, Martynova). Noch mehr wurde seine Kammer- und Orchestermusik gespielt: seine Cembalo-Konzerte (Norsk Barokkorkester, La Grande Ecurie, Bach Ensemble, La Stravaganza, Sonatori, Café Zimmermann, Kitaya), seine Brandenburgischen Konzerte (Tafelmusik, San Francisco Baroque Orchestra, La Stravaganza Köln, Orchester Damals und Heute, Le Concert Français), seine Ouvertüren (Akademie für Alte Musik Berlin, Norsk Barokkorkester, La 120

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