Tage Alter Musik – Jubiläumsschrift 2009

V. Symphonien, Quartette, Trios Konzert-, Haus- und Salonmusiker (Musik der Klassik) Mit dem sog. galanten und empfindsamen Stil setzte die Entstehung einer bürgerlichen Musikkultur ein, die man schließlich als Epoche der ‚Klassik‘ bezeichnete. Der ästhetische und geistesgeschichtliche Wandel ging einher mit soziokulturellen Veränderungen, die ein neues Kulturleben ermöglichten: öffentliche Konzerte, Haus- und Salonmusik, ein freier Musikmarkt. Die wegbereitende Phase (sog. Vorklassik) am Ende des 18. Jahrhunderts mit der Mannheimer Schule und den Bach-Söhnen galt der historischen Aufführungspraxis immer schon als Alte Musik, die Klassik selbst ist erst in den letzten bei- den Jahrzehnten schrittweise einbezogen worden. Vorklassik (Bach-Söhne) Die Beiträge der Vorklassik für die Entwicklung der Sonatensatzform (Symphonie), für die Hammer- klaviermusik und eine neue Musikästhetik (der Melodik) sind inzwischen anerkannt, nachdem zwischen Bach und der Wiener Klassik lange Zeit eine Lücke für das musikgeschichtliche Bewusstsein klaffte. Namentlich die Bedeutung und Attraktivität von Carl Philipp Emanuel und Johann Christian Bach hat sich dank der Originalklang-Bewegung enorm gesteigert. Schon 1991 hat die Akademie für Alte Musik Berlin ein Vorklassik-Konzertprogramm dargeboten – mit Sinfonien von J. Philipp Kirnberger, C. Ph. E. Bach und Joseph Haydn. Auch ihre späteren Auftritte haben bewiesen, dass ihr Musizierstil der vorklassischen Musiksprache sehr entgegenkommt. 1994 hat das Ensemble drei Sinfonien von Johann Christian Bach programmatisch neben Mozart-Symphonien gestellt. 1999 spielten sie zwei Sinfonien von Carl Philipp Emanuel. Im Jahr 2002 ließen Kon- zerte der Bach-Söhne Carl Philipp Emanuel, Johann Christian und Wilhelm Friedemann nach- empfinden, warum diese Musik zu ihrer Zeit so gefeiert war. Mit einer Gesamteinspielung der Klavierkonzerte C. Ph. E. Bachs war das ungari- sche Ensemble Concerto Armonico hervorgetre- ten, bevor es 2005 diesen Orchesterklang auch in Regensburg präsentierte. Doch bereits bei sei- nem ersten Auftritt 1993 hat das Orchester ein vorklassisches Repertoire dargeboten, und zwar Sin-foni- en von Michael Haydn und Carl Philipp Emanuel Bach. Miklós Spányi, der Orchesterleiter, spielte 2005 auf einem Tangentenflügel – der Kopie eines Instruments, das aus der bekannten Werkstatt der Regensburger Tangentenflügelbauer Schmahl & Späth stammte. Auch andere Ensembles haben in ihr Programm immer wieder einmal eine Komposition der Bach-Söhne aufgenommen. Die Brüder Ghielmi spielten 1997 Stücke von C. Ph. E. Bach auf dem Fortepiano (das den Cembalo-Klang ablöste); eine Sonate von Johann Christian Bach spielte Olga Martynova (2006). Café Zimmermann hat zwei Kon- zerte von Carl Philipp Emanuel neben solche seines berühmten Vaters gestellt. Das California Chamber Ensemble hat 1990 ein Oboenquartett von Johann Christian Bach neben einem Gitarrenquintett von 125 Concerto Armonico (2005)

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