Tage Alter Musik – Jubiläumsschrift 2009

Boccherini geboten. In der Formation wirkte die kalifornische Alte-Musik-Szene mit: Stephen Schultz (Flöte), Stanley King (Oboe), Katherine Kyme und Dean Franke (Violine), Susan Chan (Viola), Sarah Freiberg und Elisabeth LeGuin (Violoncello) sowie Richard Savino (Gitarre). Letzterer hat im Artaria Quartet ein weiteres Gitarrenquintett von Boccherini präsentiert. Eine Boccherini-Sinfonie brachte das Los Angeles Baroque Orchestra 1991 mit nach Europa. Ein Flötenquintett von Johann Christian Bach hatte Musica Petropolitana mit im Programm (1995). Einen interessanten und anregenden Einblick in die Vorklassik-Szene Russlands gewährte 2002 Musica Antiqua Russica . Das exzellente Ensemble stell- te hörenswerte Beispiele der umfangreichen russischen Literatur aus jüngst geöffneten Archiven vor (Bortnyansky, Khandoshkin u.a.). Joseph Haydn Erst in allerjüngster Zeit wird man in der Alte-Musik-Szene verstärkt auf den Vater der Wiener Klassik aufmerksam. Sein umfangreiches Oeuvre – im Schatten Mozarts stehend – wurde bislang unterschätzt. Gewiss war man sich der Bedeutung Haydns immer schon bewusst. Zumindest neben Mozart hat schon 1986 das London Fortepiano Trio auch Kompositionen von Joseph Haydn gestellt. Linda Nicholson spielte auf einem Hammerflügel, der vom Instrumentenbauer Denzil Wright zur Verfügung gestellt wurde. Monica Huggett und Timothy Mason gehörten zum Trio. Auch The Mozartean Players aus New York bezogen in ihr Mozart-Programm (1988) ein Haydn-Trio mit ein, so wie auch das Ensemble Trazom 2001 ein Klavier-Trio von Haydn. 1991 spielte die Akademie für Alte Musik die erste Haydn- Sinfonie, das Artaria Quartett stellte 1992 ein Haydn-Quartett neben die Große Fuge von Beethoven, Concerto Armonico 1993 eine Haydn-Sinfonie neben die ‚kleine Nachtmusik‘ von Mozart. Erst 1997 wagte man sich an einen exklusiven Haydn-Abend mit vier ‚Esterhazy‘-Symphonien. Über- raschenderweise war das Konzert ausverkauft. Durch die herausragende Interpretation des Apollo Ensembles (New York) unter der Leitung von John Hsu wurde ein Haydn-Bild präsentiert, das beim Hörer nun endlich eine Ahnung aufkommen ließ, welche Qualität in dieser Komponistenpersönlichkeit steckt. So darf man gespannt sein, ob solche hoff- nungsvollen Anzeichen einer erneuerten Haydn- Rezeption sich erfüllen können. Auch die Academy of Ancient Music konnte beispiels- weise mit ihrer Interpretation der ‚Abschieds- symphonie‘ (1998) ein solches Zeichen setzen. In sei- nem Rang unbestritten war immer schon das große Oratorium ‚Die Schöpfung‘. 2004 haben die Akademie für Alte Musik Berlin und die Regensburger Dom- spatzen (Leitung: Roland Büchner) für eine eindrucks- volle Aufführung dieses Werks gesorgt. Dass es jenseits der Trias Haydn, Mozart und Beethoven zeitgenössische Musik der Klassik zu ent- decken gibt, ist ein weiteres Anliegen, das für den Forscherdrang der Alte-Musik-Bewegung bezeich- nend ist. Das finnische Ensemble Sixth Floor Orchestra (Helsinki) hat im Jahre 2003 Orchesterwerke vorgestellt, die hierzulande nahezu ganz unbekannt sind, z.B. von Erik Tulindberg, Erik Ferling und Thomas Byström. 126 Die Academy of Ancient Music unter Andrew Manze (1998)

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