Tage Alter Musik – Jubiläumsschrift 2009

Mozart Schritt für Schritt hat die historische Aufführungspraxis versucht, auch die Wiener Klassik als Alte Musik aufzufassen und sie neu zu interpretieren. In der Geschichte des Regensburger Festivals spiegelt sich dieses verstärkte Rezeptionsinteresse wider. Christopher Hogwood war einer der ersten, der mit sei- ner Gesamteinspielung der Mozart-Symphonien Pionierarbeit leistete. Sein Orchester, die Academy of Ancient Music unter der Leitung ihres Konzertmeisters Andrew Manze, hat 1998 ein Mozart-Programm aufgeführt: Das Violinkonzert Nr. 4, die Symphonie Nr. 1 und das Divertimento D-Dur (KV 251). In den 80er Jahren war Mozart nur mit Kammermusik auf den Programmzetteln vertreten, etwa 1986 beim London Fortepiano Trio (Trio C-Dur) und bei Ton Koopman (Fuge c-Moll). Das aus ehemaligen Musikern der Musica Antiqua Köln 1986 gebildete Ensemble Les Adieux (Hajo Bäß und Andreas Staier waren bereits 1984 in Regensburg beim Auftritt von Musica Antiqua Köln) gab im Reichssaal ein viel beachtetes Konzert mit Klavierquartetten von Mozart (und Beethoven). 1988 wur- den Klaviertrios von den Mozartean Players präsentiert. Hinter der Formation verbergen sich keine geringeren als Steven Lubin am Hammerflügel, der Violinist Stanley Ritchie und Myron Lutzke (Violoncello). Ebenfalls im Mittelpunkt des Programms standen Mozart-Quartette beim California Chamber Ensemble , mit dem 1990 einige der bekanntesten kalifornischen Künstler nach Regensburg kamen. 1993 hatten zwei Ensembles (u.a.) ein Mozart-Programm. Concerto Armonico mit Konzert- meister Péter Szüts wagte sich an die im Musikbetrieb schon etwas abgespielte ‚kleine Nachtmusik‘ heran und versuchte, ihr ein neues Klangbild abzugewinnen. Das Streicher Trio aus San Francisco stell- te zwei Mozart-Trios aus ihrer jüngst erschienenen CD vor. Ein Höhepunkt in der Mozart-Interpretation bei den TAM war zweifellos die Mozart-Matinee von Tuija Hakkila (Helsinki). Sie war durch ihre Gesamteinspielung der Mozart-Sonaten auf Hammerflügel aufgefallen und brachte dem Publikum ein- drucksvoll nahe, wie Mozarts Klaviermusik, vom ‚Brimborium‘ herkömmlicher Interpretationen befreit, klingen kann. Ähnlich erhellend und zukunftsweisend war der große Mozart-Abend im Jahr 2000, als Jos van Immerseel mit Anima Eterna drei Klavierkonzerte von Mozart bot (Nr. 9, 17 und 23). Mit einer Gesamteinspielung der Klavierkonzerte war dem Hammerflügel- spezialisten der internationale Durchbruch gelungen. Mit diesem begeistert aufgenomme- nen Konzertabend begann die langjährige Kooperation van Immersels mit den TAM, die zur Vorstellung mehrerer viel beachteter Projekte führte. Ein weiterer nachhaltiger Mozart-Abend ist einer der renommiertesten deutschen Barock- formationen gelungen, dem Freiburger Barock- orchester . 2002 präsentierte es unter der Leitung von Konzertmeisterin Petra Müllejans ein ambitionier- tes Mozart-Programm: das Flötenkonzert D-dur (mit Karl Kaiser als Solist), die Symphonie Nr. 25 und zwei Divertimenti (KV 131 und 138). Ein weiteres deutsches Spitzenorchester, Concerto Köln , bot eine Mozartinterpretation: Die berühmte große g-Moll-Symphonie (KV 550) bildete eine grandiose Eröffnung des Festivals 2007. 127 Freiburger Barockorchester (2002)

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