Tage Alter Musik – Jubiläumsschrift 2009

Neben der Kammermusik Mozarts und seinen großen Instrumentalwerken (Symphonien, Solokonzer- ten) ist in Regensburg ein drittes Genre seines umfangreichen Schaffens präsent gewesen: Bläsermusik. Vor allem das Ensemble Zefiro hat sich in interessanter und faszinierender Weise der Musik Mozarts angenommen. 1994 gab das italienische Ensemble um den Oboisten Alfredo Bernardini sein Debüt mit der Aufführung sämtlicher (sechs) Bläserdivertimenti von Mozart. Mit diesem Konzert begann eine Zusammenarbeit, die das Festival noch einige Male bereicherte. Zwei Jahre später vereinigte das Ensemble in noch größerer Besetzung wiederum die Elite der europäischen Bläsersolisten und brachte Mozarts berühmte ‚Gran Partita‘ zur Aufführung – auf historischen Instrumenten gespielt die Neu- entdeckung eines farbigen Klangbildes. Die viel umjubelte Aufführung war im Übrigen eingebettet in ein Programm, das noch weitere Bläserkammermusik der Klassik (von Franz Krommer und Georg Druschetzky) bot. 2002 überraschte Bernardini sein Publikum damit, dass er bekannte Opernouvertüren und -arien Mozarts „auf Harmonie gesetzt“ hatte. Mit diesen Bearbeitungen gelang es Zefiro erneut, das Publikum uneingeschränkt für sich zu gewinnen. Zwei weitere Bläserensembles waren in Regensburg mit Mozart zu hören: Mit Harmoniemusik und einer Serenade bewies schon 1995 das New Yorker Ensemble Mozzafiato unter seinem Leiter Charles Neidich, dass es gerade auch in Amerika hervorragende Bläser gibt. Zu einer weiteren Spitzenformation seines Genres hat sich inzwischen auch das Bläserensemble Amphion Bläseroktett (Basel) entwickelt, das 2006 neben Beethoven und Krommer in begeis- ternder Manier auch zwei Mozart-Werke präsentierte, ebenfalls eine Harmoniemusik und eine Serenade. 2009 wird das Festival einen weiteren Höhepunkt in der Mozart- Rezeption aufbieten und zugleich dem Schaffen Mozarts eine wichtige Dimension abgewinnen. Die Regensburger Domspatzen werden zusammen mit dem L’Orfeo Barockorchester das Festival eröffnen mit der Aufführung der Großen Messe c-Moll. Diese Aufführung ist bereits – mit anderer Solistenbesetzung – weltweit bekannt geworden durch ihre Premiere in der Sixtinischen Kapelle vor Papst Benedikt und seinem Bruder, dem die Aufführung als Geburtstagsgeschenk (zum 85. Geburtstag) gewidmet war. Dieses Eröffnungs- konzert im Jubiläumsjahr des Festivals wird vom Bayerischen Fernsehen mit großem Aufwand in der Alten Kapelle aufgezeichnet. Zum ersten Mal wird somit ein Konzert der Tage Alter Musik Regensburg vom Fernsehen ausgestrahlt – eine ehrenvolle Reverenz gegenüber dem Jubiläum. Beethoven Dass sich die historische Aufführungspraxis auch mit dem Schaffen Beethovens auseinandersetzte, hat bei manchem Alte-Musik-Hörer, mehr noch beim sog. Mainstream für gewisse Irritationen gesorgt. Dass der Inbegriff eines genuin modernen Komponisten mit dem Vorverständnis von Alte-Musik- Künstlern zusammenpassen soll, wurde mit anfänglicher Skepsis begleitet. Die TAM haben das ‚Experiment‘ gewagt, immer wieder solche Versuche ins Festivalgeschehen mit einzubeziehen. Diese Versuche waren lange Zeit auf Kammermusik und Solokonzerte beschränkt, bis 2007 Arthur Schoonderwoerd mit dem Orchester Cristofori zeigte, dass auch solche Schlüsselwerke der Orchestermusik (Klavierkonzerte) durch die historische Aufführungspraxis eine Neuentdeckung erfah- ren können sollten. In den ersten Festivaljahren war das Beethoven-Programm bescheiden und sehr spo- 128 Amphion (2006)

RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=