Tage Alter Musik – Jubiläumsschrift 2009

M eine erste Begegnung mit der historischen Aufführungspraxis reicht in das Jahr 1968 zurück, in welchem ich für den WDR mit den Domspatzen die Matthäus-Passion von J.S. Bach einstudieren durfte als eine Gemeinschaftsproduktion mit der Capella Coloniensis und renommierten Solisten unter der Gesamtleitung von Hanns-Martin Schneidt. Die Vertiefung der Zusammenarbeit mit Hanns-Martin Schneidt unter dem Aspekt der historischen Aufführungspraxis fand dann ihre Fortsetzung in den siebziger Jahren durch die Einspielung wesentlicher Werke von H. Schütz, J.S. Bach, Cl. Monteverdi und Antonio Vivaldi durch die Archiv-Produktion der Deutschen Grammophon Gesellschaft, federführend von Prof. Andreas Holschneider initiiert und begleitet. Nach der Begegnung mit der Praxis, die uns durch diese Musizierbewegung geschenkt wurde, brachte mir das Erlebnis der Tage Alter Musik eine Erweiterung meiner bisherigen Erfahrungen und eine bedeutsame Abrundung für meinen musikalischen Horizont. Es war aber nicht nur eine theoretische Begegnung, sondern es war zugleich ein außerordentliches gesamtmenschliches Erlebnis, das mir eine außerordentliche Bereicherung brachte. Bei diesen Konzertbesuchen wurde ich meistens begleitet von meinem Bruder Joseph Kardinal Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt XVI., dem in gleicher Weise die Konzertereignisse zu bewe- genden Erlebnissen wurden. Die Darbietung der Karwochenliturgie durch das Gesangsensemble A Capella Portvgvesa aus Oxford 1996 in der Dominikanerkirche hat sich in unsere Erinnerung unverges- slich eingeprägt. Es ist erfreulich, dass die Institution der Tage Alter Musik weiterlebt und nicht nur für Stadt und Umland Regensburg, sondern für einen globalen Kreis von Freunden der Alten Musik eine nicht hoch genug zu schätzende Bedeutung gewonnen hat. Prof. Dr. h.c. Georg Ratzinger Apostolischer Protonotar Domkapellmeister em., Regensburg 40

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