Tage Alter Musik – Jubiläumsschrift 2009

M an kann sich kaum ein anderes jedes Jahr stattfindendes Musikereignis vorstellen, das so in den Bann ziehend und zugleich so entspannt ist wie die Tage Alter Musik. In den letzten zwanzig Jahren bin ich mit sechs verschiedenen Gruppen zahlreiche Male in Regensburg aufgetreten und habe unter den vielen anderen internationalen Veranstaltungen, bei denen ich das Vergnügen hatte aufzutreten, nie ein anderes Festival gefunden mit jener selbstverständlichen Herzlichkeit und der hohen Qualität, wie man sie jedes Jahr zu Pfingsten in dieser großartigen alten Stadt antrifft. Vielleicht wegen der großen Nähe der Aufführungsorte zueinander und der Tatsache, dass wir uns in solch einem kleinen Stadtviertel sammeln, oder vielleicht wegen der Sorgfalt und Leidenschaft, mit der die Organisatoren, Mitarbeiter und Freiwilligen diese Festtage einzigartiger und historischer Musik erfüllen, ist die Atmosphäre stets gleichermaßen familiär wie professionell. Mit vielen, die ich hier angetroffen habe, haben sich Freundschaften entwickelt, seien es die Kassendamen, die Organisatoren, die Konzertmanager, Instrumentenbauer oder gar Festivalbesucher. Seit meinem ersten Auftritt hier mit Pomerium im Jahre 1988 bis hin zu dem bevorstehenden in diesem Jahr sind kaum je mehr als ein paar Jahre vergangen, in denen ich hier nicht gesungen oder gespielt habe oder, wie in einem Fall, einfach als Zuhörer dabei war. Die Tage Alter Musik haben mir auch viele Impulse gegeben, was mein Verhältnis zur Alten Musik und meine Liebe zur Geschichte betrifft. Als Amerikaner werde ich schon beim Anblick der alten Gebäude und Gassen, beim Singen in einer Akustik, die nicht im 20. Jahrhundert entworfen wurde, beim Laufen auf einer Straße aus Kopfsteinpflaster und beim Entdecken einer Mauer aus der Zeit des römischen Reichs in einer Art und Weise angeregt, wie ich es zu Hause nie erleben kann. Ich weiß, dass meine Kollegen von Ex Umbris, Grant Herreid und Tom Zajac, die auch mit Piffaro schon mehrmals hier waren, und Karen Hansen, die heuer zum dritten Mal hier sein wird, das genauso empfinden. Ich habe schließlich auch abseits der Auftritte noch so viele schöne Erinnerungen, aber mir scheint, in allen kommen irgendwie größere Mengen von Bier vor und sie sind deshalb wohl nicht so ganz geeig- net für diesen Artikel... Ich kann Ludwig, Paul, Stephan, Claudia, Feli, Hans, Martin, Schorschi und allen anderen nur dafür danken, dass sie mich in ihre Welt aufgenommen haben und meine Freunde geworden sind. Paul Shipper Sänger & Instrumentalist, Ex Umbris 44

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