Tage Alter Musik – Jubiläumsschrift 2009

F ür amerikanische Ensembles sind die Tage Alter Musik Regensburg ein sehr wichtiges Festival, das etliche Gruppen den europäischen Zuhörern vorgestellt hat. Für Piffaro war der erste Auftritt bei den TAM im Jahre 1993 ein entschei- dender Augenblick, denn es war unser Debut in Europa und führte zu unserem Plattenvertrag mit der Archiv-Produktion der Deutschen Grammophon. Deren damaliger Leiter Peter Czornyj besuchte das Konzert und nahm bald danach Kontakt mit uns auf, um einen Vertrag über vier CDs zu unterzeichnen, die zwi- schen 1995 und 1999 aufgenommen wurden. Den TAM und der Archiv-Produktion haben wir es zu verdanken, dass sie die damals beginnende Karriere von Piffaro richtig auf den Weg gebracht haben. Das Festival hat uns immer beeindruckt mit der Vielfalt der an einem langen Wochenende gebotenen Konzerte, die von Programmen mit Werken für große Orchester aus dem 18. und 19. Jahrhundert bis zum Mittelalter- und Renaissance-Repertoire kleiner Ensembles reichen. Dazu kommt, dass die Anzahl der Leute, die die Aufführungen besuchen, erstaunlich groß ist, was deutlich die Bedeutung der Tage Alter Musik für das europäische Publikum zeigt. Es ist schwer, die Emotionen zu beschreiben, die man hat, wenn man vor ausverkauftem Haus vor vielen hundert enthusiastischen Zuhörern spielt wie in der Minoritenkirche zum Beispiel; das sind Zahlen, die wir zu Hause in den Staaten nie erleben. Die Organisation der TAM ist beispielhaft und effizient, doch mit der herzlichen persönlichen Art von Ludwig, Stephan, Paul und all den Freiwilligen, die dazu beitragen, dass alles so glatt läuft. Wir haben es als Künstler geliebt, auch die anderen Festival-Konzerte besuchen zu können, indem man einfach an der Kirchentür auftauchte und von Ludwig eine Freikarte bekam. Und dann gab es natürlich immer die Nachtgespräche im „Vitus“ und die Biere am späten Abend nach den Konzerten mit der Gelegenheit, einige der anderen Künstler zu treffen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist für uns die Ausstellung im Salzstadel: dort bietet sich die Möglichkeit, einige der Instrumentenbauer, bei denen wir über die Jahre Schalmeien, Dulziane, Dudelsäcke und Blockflöten bestellten, zu treffen, um ihre neuesten Angebote auszuprobieren. Bei zahllosen Gelegenheiten haben Mitglieder von Piffaro ihre schwerverdienten Euros ausgegeben und sind mit neuen Instrumenten nach Hause gefahren! Die Tage Alter Musik waren nicht nur wichtig für Piffaros Karriere, sie haben uns auch einige unserer schönsten Erlebnisse in Europa bereitet. Der Aufenthalt in der Stadt Regenburg ist allein schon herrlich – man erkundet die engen Straßen, biegt um eine Ecke und sieht vor sich noch ein jahrhundertealtes Gebäude oder einen solchen Platz, genießt ein Glas in einem der Biergärten entlang der Donau, wird morgens geweckt vom Klang der Glocken von den unzähligen Kirchtürmen (ein Erlebnis, das wir zu Hause in den Staaten kaum je haben). Einer der erinnerungswürdigsten Besuche in Regensburg war für uns das Jahr des großen Hochwassers (1999), als es das ganze Wochenende regnete, die Donau über ihre Ufer trat und wir fasziniert, aber auch ziemlich erschrocken zusahen, wie die braunen Wellen sich auf- bäumten und gegen die Brücken und Ufermauern krachten. Es versteht sich von selbst, dass wir in die- sem Jahr die meiste Zeit drinnen verbrachten, aber wir haben aus anderen Jahren auch schöne Erinnerungen an sonnige und warme Nachmittage, an denen wir im Freien vor einem der Cafés an den zahlreichen Plätzen der Stadt saßen. Nochmals herzliche Glückwünsche für die TAM und für Ludwig, Stephan und Paul für 25 Jahre eines wunderbaren Festivals! Auf die nächsten 25 (mindestens)! Joan Kimball & Bob Wiemken Leiter, Piffaro 46

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