Tage Alter Musik – Jubiläumsschrift 2009

recht planvoll und selbstdiszipliniert vorgehen. Diejenigen, die mich gut kennen, sagen immerhin, das würde mir liegen. Das eben Gesagte soll aber nicht bedeuten, dass es nicht stets einen sehr regen Austausch zwischen uns dreien gibt. Beispielsweise treffe ich mich praktisch jeden Freitag für eine etwa zweistündige Besprechung mit Ludwig Hartmann, und mit Stephan Schmid telefoniere ich im Schnitt ungefähr drei- mal die Woche. Während ich mit Ludwig Hartmann auch bis in kleinste Details hinein (nach dem Motto: und wer besorgt die Umrührstäbchen für den Kaffee, den die Künstler erbeten haben...) organisatori- schen Dinge bespreche, um sein Feedback zu haben (und auch, um sicherzustellen, dass noch ein Zweiter einen guten Überblick über das „Tagesgeschäft“ hat), ist vor allem ein Bereich charakteristisch, wo wir alle drei stets eng verflochten zusammenarbeiten, nämlich jener Schnittbereich, in welchem Programmplanung und Finanzierung zusammentreffen. Das sind also Fragen dergestalt: Wie weit gehen wir finanziell noch bei diesem Orchester oder jenem Ensemble? Wie lassen sich finanziell akzeptabel die letzten 2-3 noch freien Termine des nächsten Festivals am geschicktesten ausfüllen, ohne den finan- ziellen Bogen zu überspannen. Und eines muss man dabei wirklich festhalten: auch im elften Jahr unserer Zusammenarbeit ist diese noch immer absolut frisch, lebendig, und von großem Respekt gegenüber den jeweils anderen beiden geprägt. Und in manchen Situationen, in denen wir unterschiedliche Meinungen, unterschiedliche Ausgangspunkte haben, kommen wir nach z.T. intensiven, manchmal fast „detailversessenen“ Diskussionen (wir drei können da mitunter durchaus sehr gründlich sein...) letztlich doch immer zu einem gemeinsamen Ergebnis. Es gibt praktisch nie Mehrheitsentscheidungen oder Einzel-Vetos, son- dern eigentlich immer übereinstimmende Beschlüsse. Was man hierbei vielleicht auch noch sagen kann: Manche Diskussionen könnten viel, viel einfacher sein, wenn wir nur nicht ein gar so extrem kleines Budget hätten! Aber alles in allem ist das wohl auch ein großer, wichtiger Baustein, ein Geheimnis unse- res Erfolgs: die große Akribie, die sich in allen Bereichen niederschlägt und gute, clevere Ergebnisse liefert. Nicht zuletzt unsere Künstler geben uns da recht: Viele sind, wenn sie so ca. 1-2 Jahre vor dem betref- fenden Festival mit uns ihren Deal für ein Konzert machen, möglicherweise noch nicht so ganz sicher, ob jener enorme „Discount“, den jeder machen muss, der bei den Tagen Alter Musik auftreten will, sich am Ende für sie „rechnen“ wird. Und am Ende sagen praktisch alle: Die enorme Resonanz bei Publikum und Medienvertretern war es wert. Und im selben Atemzug heißt es dann stets: Und die Art und Weise, wie man sich von Festivalseite her um sie „kümmert“, zum einen bereits bei der Kommunikation im Vorfeld, sowie dann die perfekte Organisation vor Ort, die Begeisterung für die Sache, die die Festivalleiter offenbar genauso ausstrahlen wie die zahlreichen freiwilligen Helfer, bis hin zu einem aus- sagekräftigen Programmheft und und und... Skip Sempé hat das einmal sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, er habe ja wirklich schon viel gesehen auf der Welt, aber so perfekt wie bei uns sei nirgends(!) die Organisation und die Art und Weise, wie man die Künstler betreut. Das macht einen schon stolz. Was nervt eigentlich einen Veranstalter am meisten? P.H.: Künstler, die ständig ihre Meinung ändern, häufig umdisponieren, sich an das Besprochene nicht mehr halten oder erinnern wollen usw. Das nervt schon, da macht man schon so manche Arbeit doppelt. L.H.: Dabei nicht zu vergessen die verbreitete Unfähigkeit auf Seiten der Künstleragenturen! Das ist haarsträubend, auf wie viel Ignoranz man da teilweise trifft. Wenn man Künstler aus der Alten Musik 64

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