Tage Alter Musik – Jubiläumsschrift 2009

vermittelt, dann sollte man sich z. B. mit Cembalotypen und -stimmungen auskennen. Man sollte ein musikalisches Grundwissen parat haben... Da kann man manchmal ganz schöne Überraschungen erle- ben. P.H.: Stimmt! Da bevorzugen wir auf jeden Fall, wann immer möglich, den direkten Draht zu den Ensembleleitern... Noch einmal zurück zu den Künstlern: Grundsätzlich bringt man da schon viel Verständnis auf, etwa für die Nervosität am Konzertort. Wenn beispielsweise ein Cembalist plötzlich mit dem verabredeten Cembalo nicht mehr zufrieden ist, man dann schnell drei andere Instrumente als Alternative herankarren lässt, nur um dann zu erleben, dass dann plötzlich das ursprüngliche Instrument eigentlich doch ganz wunderbar ist, dann ist das zwar stressig, aber irgendwie ansatzweise noch ver- ständlich und erträglich. Aber wenn schon im Vorfeld quasi alle 14 Tage eine neue Zimmerliste geschickt wird, und bei der Ankunft im Hotel dann dennoch festgestellt, dass ein Zimmer zu wenig gebucht wurde (weil eben die Liste unvollständig gewesen war), dann nervt das schon. Oder auch, wenn Künstler vor einer lange verabredeten Rundfunkübertragung ihres Konzerts dann kurzfristig kalte Füße bekommen, dann ist das auch nicht mehr so lustig, nicht zuletzt weil da ja unser wichtiger Partner, der BR, schwer darunter zu leiden hat. Wann sind Organisatoren am glücklichsten? P.H.: Wenn die Planung aufgeht, und wenn die kurzfristigen Eventualitäten, die es immer gibt, allesamt durch Improvisation rasch und gut gelöst werden können. Und natürlich, wenn die Konzerte umwerfend gut sind! L.H.: Natürlich wenn das Festival in allen Bereichen ein Erfolg war. Künstlerisch, atmosphärisch und finanziell. Gab es hinsichtlich der Qualität der Konzerte auch Enttäuschungen? Haben Sie jemals die eine oder andere Einladung bereut? P.H.: Enttäuschungen sind jedenfalls sehr selten. Ich kann mich für meinen Teil nur an 3-4 Gruppen erinnern, wo das so war. Und wenn, dann ist mitunter auch die extrem hohe Erwartungshaltung, die man an die eine oder andere Gruppe hatte, mit schuld. Dieser enorm hohen Erwartungshaltung gerecht zu werden ist nicht immer leicht. Manche haben das nicht ganz geschafft, waren aber dennoch, objektiv betrachtet, deshalb noch lange nicht schlecht. Wie seht ihr das? S.S.: Bevor wir uns für ein Ensemble entscheiden, beschäftigen wir uns länger mit diesem Ensemble, sei es dass wir deren CD(s) anhören oder sie live im Konzert erleben. Erst wenn wir von einem Ensemble vollkommen überzeugt sind, laden wir das Ensemble dann ein. Eine wirkliche Enttäuschung hat es infolgedessen nie gegeben. L.H.: Bereut, möchte ich nicht sagen. Aber selbstverständlich gab es Konzerte in den vergangenen 25 Jahren, in denen die Erwartungen nicht erfüllt wurden. Man muss aber auch sehen, dass Künstler häu- fig unter starkem Druck stehen, sei es von Agenturen oder CD-Labels. Auch können äußere Umstände dazu beitragen, dass Erwartungen nicht erfüllt werden; man kann nicht immer in Top-Form sein. Dazu möchte ich schon auch anmerken, dass das TAM-Publikum sehr begeisterungsfähig ist und den Künstlern in der Regel äußerst wohlgesonnen ist. Auch bei u. U. weniger spektakulären Auftritten wird großzügig Beifall gespendet. 65

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