Tage Alter Musik – Jubiläumsschrift 2009

Gibt es Künstler, die Sie schon immer haben wollten und die Sie bis heute nicht bekommen haben? P.H.: Klar, das gibt es. Aber die Geschichte der Tage Alter Musik ist voll von Beispielen, wo man nur lange genug warten musste, bis man die eine oder andere Gruppe dann doch bekommen hat. L.H.: Ja, natürlich. In neunundneunzig Prozent der Fälle liegt es an den Gagen, die manche Künstler bzw. Agenturen verlangen und die wir nicht bezahlen können und auch wenn wir könnten, nicht bezah- len würden. Überhaupt sind Agenturen in den meisten Fällen die obersten Preistreiber. Daher versuchen wir Künstler früh zu entdecken, bevor sie sich dem Diktat einer Agentur unterwerfen. In vielen Fällen pflegen wir auch über die Konzerte hinaus mit den Künstlern Kontakt zu halten, was eine viel angeneh- mere Verhandlungsatmosphäre schafft, als wenn man nur über Agenturen ein Festival „zusammenzim- mert“. Die „Mainstream-Künstler“ in der Alten Musik – gibt’s ja mittlerweile jede Menge –, die es auch im konventionellen Konzertbetrieb geschafft haben mitzumischen, sind in den meisten Fällen für uns eh nicht mehr interessant. S.S.: Dadurch dass wir die Künstler fast immer dann einladen, wenn sie noch nicht so bekannt und des- halb noch nicht so teuer sind, haben wir da nicht so große Probleme. Welches waren besonders denkwürdige oder skurrile Momente, an die Sie sich noch besonders gut erin- nern? Sie haben da doch bestimmt die eine oder andere Anekdote auf Lager? L.H.: Jetzt keine konkrete Anekdote, jedoch finde ich es immer amüsant, wenn Regensburger Kritiker in den Medien nicht den Unterschied erkennen zwischen Aufführungen regionaler Größen im Raum Regensburg und den Konzertaufführungen im Rahmen der TAM. Da konnte man schon manchmal die skurrilsten Kritiken lesen. P.H.: Gerade als Organisator erlebt man schon so manch Kurioses... Angefangen bei dem einen Ensembleleiter, der bei der Auszahlung seiner Gage – natürlich fälschlicherweise (lacht!) – monierte, es fehle 1 Euro, bis hin zu jenen zwei Brüdern, die im selben Ensemble spielten und bei ihrer Zimmerliste für das Hotel aber anmerkten, ihre beiden Einzelzimmer müssten zwingend auf zwei unterschiedlichen Etagen liegen... Besonders lange im Magen liegen einem freilich Momente wie z.B. die kurzfristigen Absagen des Ensemble Matheus oder auch von Emma Kirkby. Ähnlich schlimm war der Moment, als Andrew Parrott die fest vereinbarte Live-Übertragung seines Konzerts platzen ließ, eine Angelegenheit, über die angeblich noch heute im BR hin und wieder geredet wird... Hochdramatisch war auch jener Moment, als der Geiger Martin Jopp während der Generalprobe durch zwei nicht korrekt miteinander verbundene Bühnenelemente zu Boden stürzte und sich sehr schwer am Bein verletzte (das sah wirklich schlimm aus, das Bein war blutüberströmt und verfärbte sich dann dun- kelblau-lila...). Immerhin – in dieser Situation, an der unsere Bühnenmitarbeiter die alleinige Schuld tru- gen, hatte er es geschafft, seine Jacobus Stainer-Geige (Wert ca. 80.000 Euro) so in die Luft zu recken, dass sie nicht beschädigt wurde... Das einzig Lustige bei dieser Geschichte war wohl der angebliche (ich war nicht dabei) Kommentar von Jopps Orchesterleiterin Michi Gaigg, die wohl angesichts seines schmerzverzerrten Gesichts nur lapidar meinte: „Jetzt hab dich nicht so, das Bein brauchst du ja nicht zum Musizieren!“ L.H.: Und, Paul, wie war das eigentlich noch einmal mit dem Meteorit im Thon-Dittmer? P.H.: Oh, das war echt heftig! Da krachte einmal während einer Probe in einem Saal des Thon-Dittmer- Palais durch die Decke ein Riesenteil und schlug mitten im Saal auf dem Boden ein. Wirklich wie ein Meteorit. Ich weiß gar nicht mehr genau, was das exakt für ein Teil war. Es war auf jeden Fall etwas 66

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