Tage Alter Musik – Programmheft 2003

Unter dem Titel „Zefiro in Aqua” präsentiert das italienische Zefiro Barockorchester unter der Leitung des OboistenAlfredo Bernardinibarocke „Wassermusiken”, darunter die gesamte „Wassermusik” vonG. F. Händel . Um die erstklassigen Bläsersolisten von Zefiro, die schon mehrmals in Regensburg zu hören waren, hat sich unter dem Konzertmeister Stefano Montanari seit 1999 ein ausgezeichnetes Streichorchester gebildet. So ist man nun in der Lage, auch die groß besetzte Orchestermusik des Barock aufzuführen. Die Italiener zeichnen sich durch einen innovativen, manchmal provozierenden, höchst virtuosen Musizierstil aus. Die erste CD des Zefiro Barockorchesters erhielt vom Fachblatt Goldberg die höchste Auszeichnung. Zum Programm: Die Natur war schon immer eine wichtige Inspirationsquelle für Programmmusik, auch schon im Barock. Dies trifft nicht nur für Vokalmusik zu, sondern besonders für Instrumentalmusik. Die Naturelemente sind besonders geeignet für die Darstellung in der Musik. Wasser ist ein Element, das in mehreren Stücken des Spätbarock erscheint. Die Stücke von Händel, Telemann und Vivaldi, die für dieses Konzertprogramm ausgewählt wurden, haben alle mit Wasser zu tun, wenn auch in unterschiedlicher Weise. Georg Friedrich Händels „Celebrated Water Musick” behauptet nicht wirklich, Naturereignisse zu beschreiben, die mit Wasser zu tun haben. Der Grund für diesen Titel hat nichts damit zu tun. Händel hatte sich 1713 in London niedergelassen, nach einem Besuch dort im Jahre 1710 und nach seinem erfolgreichen Italienaufenthalt (1707-1710), der ihn mit dem italienischen Stil vertraut machte. Seine erste für London geschriebene Oper, Rinaldo, war außerordentlich erfolgreich, wie ihre 53 Aufführungen zeigen, und machte ihn sofort zum Star-Komponisten für das Londoner Publikum. Im Jahre 1714 folgte Georg I., der frühere Kurfürst von Hannover, Königin Anne auf dem Thron. Als der König und sein Hof im August 1715 einen Ausflug per Schiff auf der Themse unternahmen, organisierte Baron Johann Adolf von Kielmanseck, der Händel schon in Hannover protegiert hatte, ein zweites Schiff für Musiker unter Händels Leitung. Ein gut dokumentiertes Wasserfest war eindeutig das Ereignis vom 17. Juli 1717, als König und Höflinge mit einer großen Anzahl von Schiffen im Gefolge von Whitehall nach Chelsea reisten, wo sie zu Abend speisten, und um drei Uhr morgens auf demselben Weg zurückkehrten. Auf speziellen Wunsch des Königs organisierte Baron Kielmanseck auf eigene Kosten ein zweites Schiff mit einem Streicher, Holz- und Blechbläser umfassenden Orchester, das speziell komponierte Musik von Händel spielte. Nach einem zwei Tage später geschriebenen Bericht „gefiel die Musik Seiner Majestät so sehr, dass er sie dreimal ganz wiederholen ließ, obwohl jede Aufführung eine Stunde dauerte - nämlich zweimal vor und einmal nach dem Essen”. Es gibt Belege für einen dritten mit Musik begleiteten Schiffsausflug am 26. April 1736 aus Anlass der Hochzeit des Prinzen von Wales (des zukünftigen Georg III.) und der Prinzessin von SachsenGotha. Da Händel eine Hymne für die Hochzeit schrieb, die am folgenden Tag gefeiert wurde, ist es wahrscheinlich, dass der musikalische Teil auch dieses „Wasserausflugs” unter seiner Leitung stand. Händel scheint drei verschiedene Wassermusiken komponiert zu haben, ein Eindruck, der bestätigt wird durch die Tatsache, dass drei Tonarten im erhaltenen Material gefunden wurden. Dieses Material besteht aus Erstausgaben und Partiturabschriften; das hand-schriftliche Manuskript ist verloren gegangen. Die Reihenfolge der Sätze scheint nicht korrekt zu sein und deshalb verbindet diese Aufführung Sätze aus der Suite in G-Dur (der die Ouvertüre fehlt) mit weiteren aus der in D-Dur um der Abwechslung und der Balance willen. Händels „Water Musick” zeigt die hervorragende Kombination von verschiedenen Einflüssen: während sie auf dem typisch französischen Genre der Ouvertürensuite basiert, kann man italienischen Einfluss in den Menuetten und Airs erkennen und den englischen Gebrauch von Militärmelodien für die Trompeten und Jagdrufen für die Hörner. Georg Philipp Telemannwird als der zu Lebzeiten berühmteste deutsche Komponist beschrieben. Viele seiner Zeitgenossen respektierten ihn als herausragendes Vorbild, dem man in mehreren Stilen folgen konnte. Sogar Händel zögerte nicht, seine 1733 veröffentlichte „Tafelmusik” zu plagiieren, indem er sie in sein d-Moll Orgelkonzert übernahm. Seltsamerweise erwähnt die erhaltene Korrespondenz zwischen diesen beiden alten und im Ruhestand lebenden Musikern nicht ein Wort über Musik, sondern bezeugt nur ihre gemeinsame Begeisterung für Garten-arbeit. Vertraut mit sakraler und säkularer Vokalmusik, italienischen Concerti und Kammermusik, soll Telemann auch 200 französische Ouvertüren in nur einem Jahr geschrieben haben, um den französischen Stil näher kennenzulernen. In diesem Stil schreibt er seine Wassermusik, auch bekannt unter dem Titel „Hamburger Ebb´ und Flut”. Wie auch im Fall von Händels Wassermusik kommt die Gelegenheit für solche Kompositionen von oben, nämlich von Hamburgs zivilen und militärischen Autoritäten. Am 6. April 1723 feierte die Hamburger Admiralität ihr hundertjähriges Jubiläum. Das Admiralitätskolleg war im Großen und Ganzen verantwortlich für die Verteidigung des Hamburger Hafens und für die seemännische Markierung und Beschilderung an der Elbe. Aus zeitgenössischen Berichten wissen wir, dass ein großes Bankett im Baumhaus in Hafennähe organisiert wurde, das außer von den Mitgliedern der Admiralität auch von 37 Kapitänen, Kaufleuten und Ratsmitgliedern besucht wurde. Die Trinksprüche während des Banketts wurden bestätigt durch Kanonenschüsse, die von den Schiffen abgefeuert wurden, die reich geschmückt mit Flaggen und Bändern im Hafen lagen. Anders als bei Händels Wassermusik können wir hier klar Telemanns Zefiro Barockorchester (Italien) JUNI 2003 Sonntag, 8. Juni 2003, 20.00 Uhr Dreieinigkeitskirche , Gesandtenstraße Leitung und Oboe: Alfredo Bernardini „Zefiro in Aqua“ - Wassermusiken von Händel, Vivaldi und Telemann 20 Zefiro Barockorchester Alfredo Bernardini

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