Tage Alter Musik – Programmheft 2003

Engagement beim Beschreiben von durch das Wasser bedingten Ereignissen zusammen mit mythologischen Bezügen erkennen. Mit Ausnahme eines Stückes - Der stürmende Aeolus - ist die „Hamburger Ebb’ und Flut” eine Tanzsuite. Da gibt es Thesis, die Göttin der See und Mutter des Achill, und Neptun, den Herrscher über Ozeane und Meere. Eine Gavotte beschreibt das Spiel der Wassernymphen und der Najaden. Neptuns Sohn, der gutmütige Triton, bringt eine fröhliche Note in die Harlekinade. Das graziöse Menuett des milden Zephyr, des Gottes des Westwinds, steht in scharfem Kontrast zu dem Teil, in dem der wütende Aeolus wettert und schimpft. Die letzten beiden Teile bringen uns zurück in das Hamburger Hafenleben: zu Ebbe und Flut - nicht nur wichtig für den Hafen, sondern auch für die Reinigung der städischen Kanäle - und zu den hochgestimmten Seeleuten. Telemanns Suite ist selten beschreibend, die Tanzrhythmen werden nie zugunsten programmatischer Ausgestaltung verlassen. In diesem Sinn ist die Wasser-Ouverture ein schlagendes Beispiel für eine erfolgreiche Symbiose zwischen „absoluter” und „evokativer” Musik. Der Einfluss des VenezianersAntonio Vivaldi in Europa und auf deutsche Komponisten im Besonderen wurde hervorgerufen durch die vielen Publikationen seiner Konzerte (die meisten für Violine) durch den Amsterdamer Verleger Roger. Vivaldi, selbst ein phänomenaler Violinvirtuose, ist heute hauptsächlich für seine Instrumentalmusik bekannt, obwohl ihn in erster Linie die Oper beschäftigte, nicht nur als Komponist, sondern auch als Intendant. Wahrscheinlich aus seiner Theatererfahrung bekam er die Inspiration für seine programmatische Instrumentalmusik. Als Höhepunkt dieses Versuchs brauchen die berühmten und erfolgreichen „Vier Jahreszeiten” nicht erwähnt zu werden. Seine Bilder des Sturms auf dem Meer gibt es in mehreren Kompositionen mit demselben Titel „La Tempesta di Mare”: demViolinkonzert RV 253 und den Flötenkonzerten RV 98, 433 und 570, wobei die letzteren verschiedene Bearbeitungen derselben Musik sind. In allen evozieren die schnellen Sätze die Turbulenz der Bewegung der Wellen durch wiederholte schnelle Passagen, wohingegen die langsamen Sätze mit abwechselnden Dur- und Moll-Tönen die Ruhe dazwischen zeichnen, als ob auf den Schock solch gewaltiger Naturereignisse nun melancholische Meditation folge. © Alfredo Bernardini JUNI 2003 21 PROGRAMM GEORGFRIEDRICHHÄNDEL „Wassermusik“ - Suite F-Dur HWV 348 (1685-1759) (London 1715) Overture - Adagio e staccato - (Allegro) - Andante - (Allegro) - (Passepied) - Air - Bourrée - (Andante) - Hornpipe - Minuet 1 & 2 GEORGPHILIPPTELEMANN Ouverture C-Dur „Wassermusik“ (1681-1767) „Hamburger Ebb’ und Flut“ TWV 55: C 3 (Hamburg 1723) Ouverture Sarabande. Die schlafende Thetis Bourrée. Die erwachende Thetis Loure. Der verliebte Neptunus Gavotte. Die spielenden Najaden Harlequinade. Der scherzende Tritonus Der stürmende Aeolus Menuet. Der angenehme Zephir Gigue. Ebbe und Flut Canarie. Die lustigen Bootsleute PAUSE ANTONIOVIVALDI „La Tempesta di Mare“ (1678-1741) Konzert F-Dur für Traversflöte, Oboe, Violine, Streicher und B.c. RV 570 Allegro - Largo - Presto (Marcello Gatti, Traversflöte ) GEORGFRIEDRICHHÄNDEL „Wassermusik“ - Suite D-Dur HWV 349 (London 1717) & Suite G-Dur HWV 350 (London 1736) (Allegro) - (Hornpipe) - (Menuet) - Aria 1 & 2 Menuet 1 & 2 (Gigue 1 & 2) - (Bourrée) - Lentement - (Menuet) Wir danken der Meisterwerkstätte für historische Tasteninstrumente, Jürgen Ammer, 34270 Schauenburg, für die freundliche Bereitstellung des Cembalos. AUSFÜHRENDE ZEFIROBAROCKORCHESTER Stefano Montanari (Konzertmeister), Stefano Rossi, Renata Spotti, Stefania Trovesi, Franco Andrini Violine I Lorenzo Colitto, Ulrike Fischer, Alessandro Divona, Laura Mirri Violine II Giovanni De Rosa, Chiara Zanisi Viola Gaetano Nasillo, Sara Bennici Violoncello Giancarlo De Frenza Kontrabass Evangelina Mascardi Theorbe Anna Fontana Cembalo Gabriele Cassone, Luca Marzana Naturtrompete Dileno Baldin, Francesco Meucci Naturhorn Marcello Gatti Traversflöte und Blockflöte Paolo Grazzi, Alfredo Bernardini Oboe Alberto Grazzi Fagott Dreieinigkeitskirche Die Dreieinigkeitskirche an der Gesandtenstraße ist ein stattlicher Bau des 17. Jahrhunderts. Ungewöhnlich sind die barocken Prunk-Grabmäler an den umgebenden Hofwänden. Die Namen der Verstorbenen sind eindeutig unregensburgerisch: von Kniestedt, von Treskow, Björnstjerna. Etwa 40 Grabsteine halten hier das Andenken an evangelische Exulanten und Reichstagsgesandte wach, die hier verstarben. Der Bau der Dreieinigkeitskirche war notwendig geworden, weil in der Stadt nur wenige Bauten – vor allem die Neupfarrkirche – dem evangelischen Gottesdienst zur Verfügung standen. So errichtete 1627-31 der Nürnberger Baumester Hans Carl auf städtischem Grund einen einschiffigen, tonnengewölbten Raummit den üblichen Emporen einer Predigtkirche. Von den beiden Osttürmen wurde nur der nördliche vollendet. Die Formen der Architektur sind frühbarock, jedoch noch mit Anklängen an die Gotik, vor allem im stuckierten Rippenwerk des Inneren. Die Dreieinigkeitskirche zählt zu den ersten bedeutenden Kirchenbauten in Bayern.

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