Tage Alter Musik – Programmheft 2004

Nach 2000 (Mozart) und 2001 (Brahms und J. Strauß) gastiert Jos van Immerseelmit seinem für versierte Originalklang-Exegese stehenden SymphonieorchesterAnima Eterna (60 Musiker) zum dritten Mal bei den Tagen Alter Musik. Diesmal stehen große symphonische Werke zweier russischer Meister der Orchestrierung auf dem Programm: Nikolai RimskiKorsakovundAlexander Borodin . Durch die ausschließliche Verwendung historischer Instrumente sind die Orchesterfarben und Klangkombinationen der beiden russischen Klangzauberer wie selten zu hören. Klarheit, Stimmentransparenz, größte Durchsichtigkeit und eine der historischen Klangästhetik des späten 19. Jahrhunderts verpflichtete Aufführung von höchster Orchestereleganz darf das Publikum von Jos van Immerseelund seinen Musikern erwarten. „Es war nur ein logischer Schritt sich nun nach Mozart, Beethoven, Schubert, Brahms auf einige russische Meisterwerke des 19. Jahrhunderts zu konzentrieren. Das Ergebnis zeigt ein bahnbrechendes rhythmisches Kraft- und Klangporträt“, so Jos van Immerseel . Zum Programm: „Scheherazade“ op. 35 Ist das kulturelle Leben Russlands seit Peter dem Großen überwiegend von westeuropäischen Einflüssen geprägt, so bildet sich als Reaktion auf den Vormarsch Napoleons im 19. Jahrhundert erstmals ein russischer Nationalstil heraus: Viele Musiker besinnen sich auf ihre nationalen Wurzeln, greifen auf die russische Volksmusik zurück und lassen sich von Geschichte, Mythologie und Dichtung ihres Heimatlandes inspirieren. Begründet wird der Stil von Michail Glinka (1804-1857), der 1836 die erste russische Nationaloper schreibt („Ein Leben für den Zaren“). Mitte des Jahrhunderts kommt es zur Bildung national gesinnter Künstlergruppierungen, darunter das St. Petersburger „Mächtige Häuflein“. Zu ihm zählen Modest Mussorgsky (1839-1881), Alexander Borodin (1833-1887) und Nikolai Rimski-Korsakov (1844-1908). Letzterer schreibt 1865 die „erste russische Symphonie“ und nimmt auf die weitere Entwicklung als Lehrer von Glasunow, Prokofiew und Strawinsky nachhaltig Einfluss. Die St. Petersburger „Novatoren“ des „Mächtigen Häufleins“ versuchten im 19. Jahrhundert der dominierenden westlichen eine eigenständige östliche Musik entgegenzusetzen. Dabei griffen sie nicht nur auf die russische Folklore zurück, sondern wagten zugleich den Blick in den eigenen Osten, den benachbarten Orient. Seit Michail Glinkas Oper „Russlan und Ludmilla“ (1842) wurde die exotische Ideen- und Klangwelt des Orients so in der russischen Musik lebendig. In dieser Tradition steht auch „Scheherazade“, das populärste Orchesterwerk Nikolai Rimski-Korsakovs, der als junger Mann viele fremde Länder bereist hatte: Bevor er 1871 als Kompositionslehrer an das St. Petersburger Konservatorium engagiert wurde, hatte er (wenn auch unfreiwillig) eine Ausbildung an der Marineschule absolviert und an einer Weltumseglung der russischen Flotte teilgenommen. Fasziniert von den Märchen aus „Tausendundeiner Nacht“ insbesondere von der Erzählung TAGEALTERMUSIKREGENSBURG Anima Eterna Sinfonieorchester (Brüssel) MAI2004 Sonntag, 30. Mai 2004, 20.00 Uhr Dreieinigkeitskirche , Gesandtenstraße Leitung: Jos van Immerseel Alexander Borodin – Nikolai Rimski-Korsakov Russische Orchestermusik des 19. Jahrhunderts 30 Anima Eterna im Jahr 2000 in der Dreieinigkeitskirche (oben) und im Jahr 2001 in der Minoritenkirche (unten) Fotos: Hanno Meier (oben), Dieter Nübler (unten) Unter dem Titel „Was haben Rimski-Korsakov und Borodin mit Alter Musik zu tun?“ gibt Jos van Immerseel am Sonntagnachmittag um 14.30 Uhr in der Dreieinigkeitskirche eine Einführung in das Abendkonzert. Eintritt frei!

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