Tage Alter Musik – Programmheft 2005

Co l l o qu e n t e n ( So l i l oquen - ten) angeht, so sind sie mit einer expressiven Deutlichkeit gezeichnet, die ihr Autor wohl seinen italienischen Zeitgenossen abgeguckt hat, aber von einer dram a t i s c h e n Farbe ganz deutscher Art (wie die poetische Trunkenheit des Dialogs der Jünger von Emmaus – “Brannte nicht unser Herz in uns ?“ - , dessen verzückte Melismen von einer Stimme zur anderen schwingen); das macht denSagittarius zu einem der größten Musiker des Worts vor Bach. Dennoch, von diesen genialen Neuerungen abgesehen, hat Schütz nie aufgehört, sich der Vergangenheit verpflichtet zu fühlen. So ist denn der Aufbau der Worte Christi oder Maria Magdalenas in Duoform (Bicinium) eine offenkundige Bezugnahme auf den früheren Kompositionsstil, wie ihn Scandello illustrierte, gar nicht zu reden von der „bewußten Symbolik des Gläubigen“, die auf Jesus weist (die zweifache - göttliche und menschliche - Natur des Erlösers). Ebensowenig tritt der Vertreter der Polyphonie in diesem Osteroratorium zurück, das von einem Anfangs- und Schlußchorsatz eingerahmt wird: ersterer sechsstimmig (von Lasso und Lechner beeinflusst), letzterer ein Doppelchor von acht Stimmen, dem vom siebenten Takt an mit dem Historicus eine neunte (nona vox) beigesellt wird, die beharrlich immerzu nur das WortVictoria singt - wie ein Leitmotiv der Fröhlichkeit! Der kurze sechsstimmige Chor ( Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simoni erschienen ) indessen, welcher bei der Erzählung unmittelbar nach der Episode mit den Jüngern von Emmaus erklingt, ist ein prachtvolles Beispiel für einen „Chor der Menge“ mit keuchenden Stimmen - ein ganzes Jahrhundert vor denTurbae-Chörender Bach-Passionen. TAGEALTERMUSIKREGENSBURG MAI2005 40 Titelblatt Auferstehungshistorie Christian Fuchs, Cembalobau, Buddestr.9, D-33602 Bielefeld, Tel: ++49 521 137383, www.cembalo-fuchs.de

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