Tage Alter Musik – Programmheft 2006

der Sammlung ist eine Sarabande aus Luigi Rossis Oper „Orfeo“, die in Paris 1647 uraufgeführt wurde. Sie bildet ein Verbindungsglied zu einer Komposition desselben Komponisten: Cantata per Gustavo Adolpho, Rè di Svetia, morto in Guerra von 1641. Eines der Manuskripte ist in Paris aufbewahrt. Die Kantate schildert in ergreifender Weise Maria Eleonoras Reaktion auf die Nachricht vom Tod ihres Gemahls, Gustav II. Adolf, dem Vater Christinas. Rein dramatisch gesehen ist der Abstand zur Oper nur minimal. Wir präsentieren eine Auswahl von Stücken aus Opern, die alle direkt Christina gewidmet wurden. Je weiter südlich Christina kam, nachdem sie Schweden verlassen hatte, desto größer wurden die Huldigungen. In Innsbruck, wo sie im November 1655 offiziell zum Katholizismus übertrat, war Cestis OperL’ Argiaaufführungsbereit. Zusammen mit einem schnell verfassten Prolog wurde sie ein Teil der Festlichkeiten zu Ehren Christinas. Ihren Höhepunkt erreichten die Festlichkeiten nach der Ankunft in Rom im Dezember 1655. Papst Alexander VII. hatte bereits im Oktober 1655 Marco Marazzoli beauftragt, eine Oper zu komponieren, die Christina gewidmet werden sollte. La Vita Humanamit einem Libretto von Giulio Rospigliosi wurde am 31. Januar 1656 in Gegenwart von Christina und einer großen Zahl von Kardinälen, Priestern und anderen am Theater Barberini aufgeführt. Der Prolog l’Aurora hebt Königin Christina als Königin der Tugenden hervor, ein unfehlbares Vorbild. Nachdem sich Christina in Rom eingerichtet hatte, wuchs ihr musikalisches Interesse. Viele Komponisten und Sänger begannen ihre Laufbahn an ihrem Hof, indem sie in ihrem Theater Tordinona sangen und für das Theater komponierten. Obwohl er dem Hof niemals angehörte, gewann Alessandro Stradella aufgrund seiner direkten Zusammenarbeit mit Christina besondere Bedeutung. Die Musikwissenschaftlerin Carolyn Gianturo fand Belege, dass Christina, inspiriert von Petrarca, ein Szenarium zu einer Serenata schrieb, das Stradella später vertonte. Il duello, die Serenata in unserem Konzert mit einem Text von Baldini, war eine Bestellung von Prinz Altieri zu Ehren von Königin Christina. Diese musikalische Diskussion über die Vorund Nachteile der Liebe wurde 1674 unter dem Balkon der Königin aufgeführt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Musik wird hier der Gesang von einem Concertino-Concerto grosso Ensemble begleitet, d. h. von einem Dialog zwischen einer solistischen Instrumentalgruppe und dem Orchester. © Susanne Rydén TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI 2006 13 Minoritenkirche Das Regensburger Minoritenkloster wurde im Jahre 1226, im Todesjahr des hl. Franziskus gegründet. Aufgrund reicher Stiftungen konnte um die Jahrhundertmitte mit dem Neubau einer großen Ordenskirche, der Minoritenkirche, begonnen werden. Im ersten Jahrhundert seines Bestehens wirkten drei berühmte Mönche in diesem Kloster: der gelehrte Mystiker David von Augsburg (um 1240), der geistliche Dichter Lamprecht (gegen 1300) und der berühmte Volksprediger Berthold von Regensburg (gest. 1272). Die Minoritenkirche ist die größte Kirche des Franziskanerordens in Süddeutschland. Das frühgotische flachgedeckte Langhaus wurde um 1260/70 erbaut, der gewölbte Chor im 14. Jahrhundert. Die Wandmalereien des 14. bis 16. Jahrhunderts wurden in den letzten Jahrzehnten freigelegt. Vor der Stelle, wo sich der Hochaltar befand, wurde das Grab Bertholds eingelassen.

RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=