Tage Alter Musik – Programmheft 2006

Das KammerensembleMusic of the Spheres mit Jeanne Johnson, Barockvioline, Joanna Blendulf , Barockvioloncello undYuko Tanaka, Cembalo, wurde 2000 gegründet und gastiert zum ersten Mal in Europa. Die drei Musikerinnen studierten bei renommierten Professoren der Alte-Musik-Szene wie Stanley Ritchie, Alan Harris, Gustav Leonhardt und Ketil Haugsand. Music of the Spheres konzertierte höchst erfolgreich bei den bedeutenden amerikanischen AlteMusik-Festivals in Berkeley, San Francisco und Bloomington. Die drei Musikerinnen sind Mitglieder angesehener Barockorchester in den USA, wie des Philharmonia Baroque Orchestra, des Portland Baroque Orchestra, der American Bach Soloists und von Apollo’s Fire Baroque Orchestra. In Rezensionen wird dem Damentrio immer wieder höchste musikalische Kompetenz attestiert. Dabei paart sich sensibler Klangsinn mit zupackender virtuoser Musizierlust. Zum Programm: Unser Programm zeichnet die Entwicklung der Sonate nach, von der frühbarocken, improvisierenden Sonate zur eher formalisierten Struktur der Sonate des Hochbarock. Die improvisierende frühe Violinsonate wird repräsentiert durch ein Werk von Giovanni Antonio Pandolfi aus dem Jahre 1660. Pandolfi arbeitete am Innsbrucker Hof des Erzherzogs Ferdinand Karl, eines begeisterten Musikförderers, und widmete die meisten seiner Sonaten seinen dortigen italienischen Musikerkollegen. Der überraschendste Aspekt von Pandolfis Violinsonaten ist die außerordentliche harmonische und chromatische Sprache, die den Gebrauch des verbotenen Tritons umfasst. Wie die meisten frühen Sonaten ist dieses Stück ein einzelner Satz aus vielen Abschnitten mit kontrastierenden Tempi und Charakteren. Diese uneingeschränkte Form erlaubte einen außergewöhnlichen Reichtum anAusdrucksmöglichkeiten und Experimenten, die die musikalischen wie die instrumentalen Grenzen der Zeit herausforderten. Dieser italienische Stil von Meistern wie Marini, Uccellini und Pandolfi förderte eine ähnliche virtuose Kompositionsschule für Violine, die in Österreich und Böhmen im zweiten Teil des 17. Jahrhunderts ihre Blütezeit erlebte und durch Heinrich von Schmelzer und Heinrich Ignaz Franz von Biber repräsentiert wird. In einer Zeit, in der Italiener die gesamte europäische Musikszene dominierten, waren beide berühmte Violinvirtuosen. Schmelzer wurde 1620 in Österreich als Sohn eines Bäckers geboren. Als Violinist und Zinkenist arbeitete er im kaiserlichen Wiener Hoforchester und wurde der erste nicht-italienische Kapellmeister in Wien. Seine Violinsonaten von 1664 waren die ersten, die von einem Nicht-Italiener veröffentlicht wurden. Biber, 1644 in Böhmen geboren, wurde von Schmelzer stark beeinflusst und hat vielleicht bei ihm das Violinspiel studiert. Er arbeitete als Hofmusiker für einen mährischen Grafen, ging dann ohne dessen Erlaubnis 1670 zur Salzburger Kapelle, wurde 1684 Kapellmeister und blieb dort bis zu seinem Tode im Jahre 1704. Georg Muffat, 1653 in Savoyen geboren, war schottischer Abstammung. Er genoss eine weltbürgerliche Erziehung, indem er bei den beiden herausragenden Komponisten ihrer Zeit studierte, nämlich bei Lully in Paris den französischen Stil und bei Corelli in Rom den italienischen. Muffat strebte die harmonische Vermischung der beiden Stilarten in seinen Kompositionen an. Er studierte zunächst Jura in Bayern, zog dann nach Wien, um als Musiker zu arbeiten, und hat dort vielleicht Schmelzer kennengelernt. Danach ging er nach Prag, wo er 1677 Violinsonaten im deutschen Schmelzer-Stil schrieb. Er verließ Prag, drei Jahre bevor die Pest dort 83000 Menschen dahinraffte, darunter Schmelzer, der ironischerweise mit dem Wiener Hof dorthin geflohen war, um der Epidemie zu entgehen. Muffat ging dann als Domorganist (167880) an den erzbischöflichen Hof nach Salzburg, wo er als Kammermusiker Kollege von Biber war. Von Domenico Gabrielli, der als Cellovirtuose und Komponist in Bologna wirkte, sind sieben Ricercare für Violoncello-Solo und zwei Sonaten für Violoncello and Basso continuo erhalten. Zu seiner Zeit begann sich das Violoncello gerade aus seiner traditionellen Rolle als Continuo-Instrument zu emanzipieren und immer mehr als „wirkliches“ Soloinstrument zu etablieren. Inspiriert von der zunehmenden Virtuosität des Bologneser Konzertstils spiegelt Gabriellis GDur-Sonate sein Bewusstsein für Klangfülle und die virtuosen Möglichkeiten des Violoncellos in allen vier Sätzen der Sonate. Arcangelo Corelli schrieb seine populären Variationen über “La Folia” im Jahre 1700. Die Folia (wörtlich „Verrücktheit“) war ein wilder Tanz aus dem Portugal des späten 15. Jahrhunderts, wurde aber im frühen 17. Jahrhundert in TAGEALTERMUSIKREGENSBURG Music of the Spheres (USA) JUNI2006 Sonntag, 4. Juni 2006, 11.00 Uhr (Matinee) Reichssaal, Rathausplatz Fantasia – Sonata – Passacaglia - Folia Violinmusik des 17. und 18. Jahrhunderts Jeanne Johnson , Barockvioline Joanna Blendulf , Barockvioloncello Yuko Tanaka , Cembalo 22 Music of the Spheres

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