Tage Alter Musik – Programmheft 2007

Mit seinen Konzerten für flautino (Sopraninoblockflöte) RV 428 und RV 443 schuf Vivaldi eine wahre Herausforderung für jeden Flötisten. Beide Werke verlangen dem Spieler höchste Virtuosität ab. Il Gardellino und La Notte entstammen der Sammlung op. 10, die 1728 von Le Cène veröffentlicht wurden. Beide Stücke existieren auch in früheren Versionen. Bei den Fassungen, die im op. 10 veröffentlicht wurden, hat Vivaldi die Flö- tensoli eigens noch virtuoser gestaltet. Im Konzert „La Notte“ weicht Vivaldi von der von ihm modellhaft ausgearbeiteten dreisätzigen Form (schnell – langsam – schnell) ab und fügt programmatische Be- zeichnungen ein: das zweite Presto ist mit Fantasmi (Träume), das letzte Largo mit Il Sonno (Der Schlaf) charakterisiert. In bei- den Fällen erweist sich Vivaldi als ein großartiger, fantasievoller Zeichner von Seelenlandschaften, entwirft auf- regende Traumbilder, lässt die Ruhe und Entspannung des Schlafes pla- stisch Klang werden. T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG M AI 2007 15 Michael Oman P ROGRAMM ROGRAMM A NTONIO V IVALDI Konzert g-Moll „ La notte“ (1678-1741) für Altblockflöte, Streicher und Basso continuo RV 439 Largo – Fantasmi – Presto – Il Sonno – Allegro aus: „VI Concerti a Flauto Traverso, Violino Primo e Secondo, Alto Viola, Organo e Violoncello di D. Antonio Vivaldi, Opera Decima. Amsterdam a Spesa di Michele Carlo Le Cene“ Konzert a-Moll für Oboe, Streicher und Basso continuo RV 461 Allegro non molto – Larghetto – Allegro aus einemMS der Sammlung „Renzo Giordano“ der Biblioteca Nazionale Turin Konzert C-Dur („alla quarta bassa“) für Flautino, Streicher und Basso continuo RV 443 [Allegro] – Largo – Allegro molto aus einemMS der Sammlung „Renzo Giordano“ der Biblioteca Nazionale Turin PAUSE Konzert G-Dur für Blockflöte, Oboe, Violine, Fagott und Basso continuo RV 101 Allegro – Largo – Allegro aus einemMS der Sammlung „Renzo Giordano“ der Biblioteca Nazionale Turin Trio g-Moll für Blockflöte, Oboe und Fagott RV 103 Allegro ma cantabile – Largo – Allegro ma non molto aus einemMS der Sammlung „Renzo Giordano“ der Biblioteca Nazionale Turin Konzert D-Dur „ Il Gardellino“ für Sopraninoblockflöte, Streicher und Basso continuo RV 428 Allegro – Cantabile – Allegro aus: „VI Concerti a Flauto Traverso… di D. Antonio Vivaldi, Opera Decima. Amsterdam…“ Wir danken den Meisterwerkstätten für historische Tasteninstrumente, Christian Fuchs, 65929 Frankfurt und Volker Platte, 42897 Remscheid/ Lennep für die freundliche Bereitstellung der Cembali. Ebenso danken wir der Orgelbaufirma Markus Harder-Völkmann, 85579 Neubiberg, für die freundliche Bereitstellung der Truhenorgel. A USFÜHRENDE O MAN C ONSORT Michael Oman Blockflöte Andrea Mion Barockoboe Amandine Beyer Violine I Benjamin Chenier Violine II Éva Posvanecz Viola Felix Knecht Violoncello Jan Krigovsky Violone Maria de Martini Fagott Johannes Hämmerle, Naoki Kitaya Cembalo Martina Schobersberger Orgel Thomas Boysen Barockgitarre Daniel Oman Barockgitarre & Colascione St.-Oswald- Kirche Die gotische Kirche des 1318 erstmals erwähnten „Spitals auf Turnau“ wurde von Friedrich Auer und Karl Prager gestiftet und in der Folgezeit vom rei- chen Patriziergeschlecht der Auer reich beschenkt. Sie ist dem hl. Oswald, dem Patron der Pilger und Reisenden, beson- ders aber der Kreuzfahrer, ge- weiht und steht an der Einmün- dung des Vitusbacharmes in die Donau, am sogenannten Weißgerbergraben, dem ehema- ligen Graben der frühmittelal- terlichen Stadtmauer (um 920 von Herzog Arnulf von Baiern errichtet). Hier waren Gerber an- sässig, die das feine, weiße Leder herstellten. 1553 wurde St. Oswald vom Rat der Stadt an die protestantische Kirche über- geben, 1708 barockisiert. Dabei entstand eine für Bayern einma- lige „Bilderpredigt“ an Decke und Emporen: „Des Herren Wort bleibt in Ewigkeit“. 1750 errichtete hier der Regensburger Orgelbauer Franz Jakob Späth seine heute einzig erhaltene Ba- rockorgel (a = 468 Hz), eine von maximal fünf original erhalte- nen Barockorgeln Bayerns. Die letzte Restaurierung von Kirche und Orgel, bei der die Orgelmodernisierung von 1958 rückgängig gemacht wurde, war am 6. 10. 1991 abgeschlossen.

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