Tage Alter Musik – Programmheft 2007

D as amerikanische Renaissance-Bläseren- semble Ciaramella leitet seinen Namen von der italienischen Bezeichnung für Pommer ab und zählt zu den besten seines Genres. Die sieben Instrumentalisten beherrschen hochvir- tuos eine große, breitgefächerte Sammlung hi- storischer Blasinstrumente, was ihren Konzer- ten größte Lebendigkeit und Farbigkeit verleiht. Ciaramella wurde 2003 gegründet, gewann im selben Jahr beim Early-Music-America-Award und erreichte das Finale beim Alte-Musik-Wett- bewerb in Antwerpen 2003 im Rahmen des Flandern-Festivals. Die erste CD erschien 2006 beim Label Naxos. Zusammen mit der Soprani- stin Anna Levenstein spielen sie bei ihrer Deutschlandpremiere in Regensburg geistliche und weltliche Lieder und Bläsermusik, wie sie in Deutschland im 15. und 16. Jahrhundert er- klang. Dabei wird auch die Schwalbennestorgel der Minoritenkirche wieder erklingen. Zum Programm: Keine Hochzeit und keine bürgerliche Feier, kein Festtag oder königliches joyeux entrée wäre im 15 Jahrhundert vollständig gewesen ohne den Klang einer alta capella , eines „hohen Cho- res“. Dieser Terminus bezeichnete nun keine Sänger, sondern die lauten Stimmen von Schal- meien, Trompeten oder Posaunen. Die Instru- mentalisten spielten Vokalmusik, Tänze und im- provisierten Kontrapunkt und ähnelten darin in vieler Hinsicht dem heutigen Jazzmusiker. Wel- che Wertschätzung die Spieler der alta capella ge- nossen, sehen wir an Gestalten wie dem Schal- meienspieler Conrado Piffaro d’Alemania, der jahrzehntelang zu den höchstbezahlten Män- nern am Hofe von Ferrara gehörte. Weder ent- spricht sein Name seinem Beruf, noch weist er darauf hin, dass er aus derselben Gegend stammt wie seine Kollegen: Die meisten Instru- mentalisten kamen aus Nordeuropa. Auf ihrem Weg nach Italien kamen sie durch Deutschland und Österreich, und auf dem Weg dorthin fan- den sie gemeinsame Kompositionen, Stile und Techniken. Sie waren wegen ihres improvisatorischen Kön- nens berühmt, obwohl von ihrer Musik in schriftlicher Form wenig erhalten ist. Um das Repertoire und den Klang dieser Musiker an den Weggabelungen ihrer Reise einzufangen, hat sich Ciaramella den großen deutschen Quel- len zugewandt, in denen polyphone Musik des 15 Jahrhunderts überliefert ist. Die Messen, Mo- tetten und Lieder der Handschriften München, Bayerische Staatsbibliothek Manuskript 3154 (Leo- pold Codex), Berlin, Preussischer Kulturbesitz Ma- nuskript 40021 und Leipzig, Universitätsbibliothek, Manuskript 1494 (Apel-Codex) reflektieren den Reichtum, der an den Höfen Sigismunds von Tirol und Kaiser Maximilians I. von Österreich herrschte, sowie die wachsende künstlerische Kultur von Städten wie Nürnberg und Inns- T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG Ciaramella (USA) M AI 2007 Sonntag, 27. Mai 2007, 11.00 Uhr (Matinee) Minoritenkirche, Dachauplatz Wär ich ein Falk – Bläsermusik der Renaissance in Deutschland Leitung: Adam & Rotem Gilbert 22 Ciaramella

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