Tage Alter Musik – Programmheft 2007

Genre der pastourelle , das in den Wäldern spielt, wo die dunklen Verlockungen, zu lieben und zu morden, am stärksten sind. Gespiele, liebe Gespiele güt repräsentiert die altehrwürdige Tradition zweier Schwestern, die um die Liebe desselben Mannes konkurrieren. Das geht selten gut aus: Oft ereilt eine der Schwestern durch Verrat oder im feuchten Grab ihr Geschick, und oft ist der Erzähler der voyeuristische Liebhaber, der die beiden Mädchen belauscht und sich fragt, für welche von beiden er sich entscheiden soll. Unser Arrangement verbindet die früheste bekannte Weise mit demselben Text aus dem 16. Jahrhundert, den Ar- nold Schönberg später vertonen sollte. Das lateinisch textierte Invicto regi jubilo präsentiert ein deutsches Lied mit der Technik des wandernden Cantus firmus, wobei die Melodie durch alle Stimmen zieht. Eine Handschrift enthält nur den Beginn Wer ich eyn falck . In der Gedichtsammlung Des Knaben Wunderhorn aus dem 19. Jahrhundert gibt es ein Gedicht mit ähnlichem Text: Wär ich ein wilder Falke , das mit einer geschmacklosen Melodie vertont ist; doch diese Worte passen metrisch nicht zu der ältesten Musik, die erhalten ist. Die nächste textliche Verwandtschaft, die wir entdeckt haben, findet sich in einem benediktinischen Gesangbuch. Hier wird die erotische Bedeutung des weltlichen Textes (ein Liebhaber will hoch über die Stadt hin zur Kammer der Liebsten fliegen) in ein Lied der spirituellen Sehnsucht ver- wandelt. Man kann sich leicht vorstellen, dass von derlei Empfindungen in einem der zahlreichen Nonnenklöster oder einer jener Laienschwe- T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG M AI 2007 24 Schwalbennestorgel Bild:HannoMeier

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