Tage Alter Musik – Programmheft 2007

Monteverdis L’Orfeo Claudio Monteverdi war bereits 40 Jahre alt, als er seine berühmte Oper “L’Orfeo” schuf. Der Italiener (15. Mai 1567 - 29. November 1643) hatte sich zu diesem Zeitpunkt in seiner Heimat schon als Komponist von Mad- rigalen und als Kapellmeister einen Namen gemacht. “L’Orfeo” war eine Auftragsarbeit anlässlich des jährlichen Karnevals in Mantua, wo die Oper am 24. Februar 1607 im herzoglichen Palast uraufgeführt wurde. Monteverdi war zwar nicht der erste Opernkomponist überhaupt, mit “L’Orfeo” schuf er aber die erste Oper, die sich bis heute auf den Bühnen be- haupten kann. Missverständnis führte zur Entstehung der Oper Schon in den neunziger Jahren des 16. Jahrhunderts ver- suchte eine Gruppe Renaissance-Musiker und -Literaten in Florenz die antike Kunst wiederzubeleben. Damals ging man davon aus, dass in den antiken Dramen gesungen wurde, was sich später als falsch herausstellte. Allein die- sem Missverständnis verdankt die Oper ihre Existenz! Die “Florentiner Camerata” hatte sich nicht vorgenommen, eine neue Kunstform zu schaffen. Ihr Ziel war es, Theater, Gesang, Tanz, Musik, Wort, Malerei, Gesten, Kostüm und Bühne zu verbinden. Als erste Werke der neuen Gattung gelten die heute fast vergessenen Opern “Dafne” (1598) von Jacopo Peri und “Euridice” (1600) von Peri und Giulio Caccini. Diese bei- den Opern stellen den Text in den Vordergrund, der von den Solosängern in langen einstimmigen Abschnitten rezi- tiert wird. Musik soll Gefühle zeigen und wecken Monteverdi verwendet in “L’Orfeo” neben dem rezitativi- schen Sologesang auch Madrigale für die Hirtenchöre, rein instrumentale Abschnitte wie das immer wiederkehrende T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG M AI 2007 32 28. Februar 1977, Memphis, Tennessee Mit der magischen Pracht ihres unvergleichlichen Stils verkündet Musica die heutige Hochzeit des göttlichen Orfeo, dem derzeit geeignetsten Junggesellen. Schon immer gehörte er zu den Oberen der Hitparadenliste und heute wird er Euridice heiraten, eine wahrhaftig reizende, junge Dame. Wie jede angesehene Hochzeit, wird sich diese durch ein Orchester – gekleidet in Frack und Smoking – auszeichnen, durch einige Seidenstoffe und Sonntagshüte, das Blitzen von Kameras und Champagnerbäche. Die süßliche Morgenröte scheint über den Liebenden, doch Vorsicht: die Zukunft wartet darauf, aus dem Hinterhalt anzugreifen. Silvia, selbsternannte Unheilsbotin, hat sich in den Kopf gesetzt, alles zu verderben; es ist recht anmaßend und absurd, auf dem Schauplatz Purpurfarbenes zu tragen! Da sie nun die Feier ruiniert hat, kann sie ihre Taschen packen und verschwinden. Doch der schneidige junge Orfeo glaubt nicht an Schicksal und entschuldigt keine Träg- heit: weise bittet er einen ehrenwerten Botschafter, ihm zu helfen. Bei dieser Aufgabe gibt sich Speranza zugleich aufreizend und naiv … ganz so wie Barbarella. Ein unerwarteter Schwefelhauch bringt eine Menge Ärger mit sich… Höllische Endstation: Carontes Zug fährt ab: der kecke und vulgäre kleine Gefährte ver- kündet grollend – nur Seelen bitte, keine Ausnahmen! Der göttliche Kantor ist erneut verwundert: ihm gelingt, sich seinen Weg durch die Menge zu bahnen und das Steuer des Fahrzeugs zu übernehmen. Was für ein Held, was für ein Tenor! Unüberlegtheit ist das beste Stück der Tapferkeit, doch … was hat Orfeo vor? Könnte er jemanden verärgern? Und jetzt, Damen und Herren, eine rasche Planänderung: Dieser Schurke Plutone tritt mit seinen Leibwächtern herein und schmiedet einen Komplott. Seine weiße Erscheinung steht im Gegensatz zu den trüben Gedanken, die ihn beschäfti- gen. Was lässt sich über Proserpina sagen? Gerüchten zufolge ist sie nicht sehr glücklich und es gibt mehr als eine Person, die sie in einer traurigen Verfassung beschrieben haben, würdig der Lady Macbeth. Ein Schachspiel zwischen schwarzen und weißen Göttern hat begonnen. Wenn die Götter uns bestrafen möchten … bleiben Gebete unbeantwortet. Nun ist es kinderleicht Alles, was ich tun muss, ist, mich nicht umzudrehen und es ist vollbracht. …Ich höre Eurdice hinter mir… Ich kann allem widerstehen, jedoch nicht der Versuchung… Der Leichnam der Braut verblasst. Armer Orfeo! Wie kann er jetzt ohne den klassischen Vers fortfahren – und sie leben glücklich bis an ihr Lebensende ? Welche Dummheit es ist, von glücklichen Hochzeiten zu sprechen – erklärt Apollo – nichts wird so alt wie das Glück. Ein Duett mit Elvis…ein Platinalbum…das ist nun in der Tat ein unsterbliches Unterfan- gen! Und wenn der König eine Party gibt, was für eine großzügige Party wird das sein! Maritza Warren Claudio Cavina

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