Tage Alter Musik – Programmheft 2007

D er in der Nähe von Besançon lebende nie- derländische Hammerflügelspezialist Ar- thur Schoonderwoerd studierte in Utrecht Mu- sikwissenschaft und modernes Klavier. Er folgte Jos van Immerseel ans Pariser Konservatorium und schloss bei ihm sein Hammerklavier-Studi- um mit einem bis dahin noch nicht vergebenen ersten Preis ab. Heute zählt er zu den renom- miertesten Vertretern seines Fachs. Er ist künst- lerischer Leiter des Musikfestivals „Musiques Anciennes de Montfaucon“. Er hat zahlreiche CDs für das Label Alpha veröffentlicht. Neben Beethovens Klavierkonzerten 4 & 5 erschien eine CD mit Klavierkonzerten von Wilms, Schmitt und Fodor ebenfalls mit seinem von ihm gegründeten international besetzten Ori- ginalklangorchester Cristofori. Jüngste Veröf- fentlichungen sind eine Aufnahme mit französi- scher Musik des frühen 20. Jahrhunderts, u. a. mit Werken von Debussy, Roussel und Caplet, gespielt auf einem Erard-Hammerflügel (1907) und Schuberts Winterreise mit dem Tenor Hans Jörg Mammel. Im nächsten Jahr werden sämtli- che Klaviersonaten von W. A. Mozart, gespielt auf vier verschiedenen Instrumenten (Cla- vichord, Tangentenflügel, Walter- und Stein- Hammerflügel) auf einer 5 CD-Box veröffent- licht. Arthur Schoonderwoerd und sein Orchester Cristofori werden nach dem Abschlusskonzert der diesjährigen Tage Alter Musik noch zwei Tage in Regensburg bleiben und in der Drei- einigkeitskirche das heutige Konzertpro- gramm in Co-Produkti- on mit dem Deutsch- landRadio Kultur für das Label Alpha aufneh- men. Zum Programm: Ludwig van Beethoven bearbeitete sein Violin- konzert auch als Klavierkonzert. Der Londoner Komponist und Verleger Muzio Clementi bat Beethoven um eine Klavierfassung, die dann auch tatsächlich zeitgleich mit dem Original im Jahre 1808 im Druck erschien. Die Quellenlage zur Klavierfassung ist lückenhaft und führte dazu, dass bis in die jüngste Vergangenheit Beethovens Autorenschaft in Frage gestellt wer- den konnte. Von seiner Hand sind zwar Skizzen parallel zum Violinpart, ist aber keine zusam- menhängende Textquelle überliefert. Dass Beethoven selbst gerade die Klavierfassung die- ses Konzerts für würdig befand, sie mit einem vollständigen Satz Kadenzen und zwei Eingän- gen zum Rondo-Finale zu versehen, lässt über- dies keinen Zweifel an der Autorenschaft seiner Klaviertranskription. Der besonders originelle Einfall einer korrespondierenden Kadenz zwi- schen Pauke und Klavier ist ein Rückgriff Beethovens auf einen Lieblingseinfall, den er be- reits 1796 als eine Ursprungsidee für das Dritte Klavierkonzert gefasst hatte, als er im Kafka -Ski- zzenkonvolut notierte: „Zum Concert aus c moll pauke bej der Cadent“ Im zweiten Teil des Konzerts erklingt Beethovens 3. Klavierkonzert auf einer Kopie eines Anton- Walter-Hammerflügel. Der Ausdrucksgehalt des Konzerts, das mit seinemMoll-Charakter an die späten Mozart-Klavierkonzerte erinnert, ist in den Ecksätzen von düster-wilder Dramatik geprägt, zu denen das Largo einen beinahe me- ditativen Gegenpol setzt. Schoonderwoerds 2005 beim Label Alpha erschienene Einspielung von Beethovens Klavierkonzerten 4 & 5 wurde von der Kritik als radikalste und provokanteste Ein- spielung der letzten zwanzig Jahre gerühmt. „So unmittelbar und so lebendig haben diese Konzerte wohl seit Ewigkeiten nicht mehr geklungen. Das Kla- vier ist Primus inter pares und steht in beständigem Dialog mit den Orchesterstimmen“ (Süddeutsche Zeitung). T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG Arthur Schoonderwoerd, Hammerflügel M AI 2007 44 Cristofori Montag, 28. Mai 2007, 20.00 Uhr, Dreieinigkeitskirche , Gesandtenstraße Ludwig van Beethoven: Konzerte für Klavier und Orchester Orchester Cristofori Arthur Schoonderwoerd Ludwig van Beethoven

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