Tage Alter Musik – Programmheft 2007

T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG M AI 2007 7 Zum Programm: Die Symphonie g-Moll KV 550 gehört zusammen mit der C-Dur-Sympho- nie KV 551 und der Es-Dur-Symphonie KV 543 zur berühmten Trias von Symphonien, die zwischen dem 26. Juni und dem 10. August 1788 ent- standen ist. Kurz zuvor, am 17. Juni 1788, hatte Mozart eine neue Woh- nung im Wiener Vorort Alsergrund bezogen. Grund für den Umzug waren vermutlich seine jüngsten finanziellen Rückschläge, doch er ver- suchte das Beste daraus zu machen, wie er gleich darauf seinem Logen- bruder Michael Puchberg berichtete: „... ich finde es im grunde einerley wo nicht besser; ich habe ohnehin nicht viel in der stadt zu thun, und kann, da ich den vielen besuchen nicht ausgesezt bin, mit mehrerer Musse arbeiten; - und muß ich geschäfte halber in die stadt, welches ohnehin selten genug geschehen wird, so führt mich Jeder fiacre um 10 x: hinein, um das ist auch das logis wohlfeiler, und wegen frühJahr, Sommer, und Herbst, angenehmer- da ich auch einen garten habe.“ Dass Mozart den Sommer mit der Komposition von Symphonien ver- brachte, war ungewöhnlich. Die Konzertsaison war noch fern, und im Übrigen hatte er für das Wiener Publikum bis dahin überwiegend Kla- vierkonzerte geschrieben. Diese Umstände ließen bald die Vermutung aufkommen, die Symphonien seien Mozarts innerem Antrieb zu verdan- ken, seinem Streben nach einem höheren, abstrakten musikalischen Ideal. Das war eine hübsche Vorstellung: Sie bestärkte die heute längst überhol- te Meinung, dass Mozart 1788 schon nicht mehr im Wiener Musikleben aktiv gewesen sei, und erklärte zudem, warum die Symphonien offen- sichtlich nicht zu seinen Lebzeiten aufgeführt wurden. In jüngster Zeit ist diese romantische Vorstellung jedoch handfesteren Erklärungen gewi- chen. Eine Theorie besagt, dass Mozart die drei Symphonien als Reaktion auf Haydns kurz zuvor veröffentlichte „Pariser“ Symphonien (Hob. 1:82-84) komponierte, die übrigens auch in C-Dur, g-Moll und Es-Dur stehen. Demnach hoffte er, für seine Symphonien ebenfalls einen Verleger zu fin- den. Verbreiteter ist heute jedoch die Ansicht, dass die Werke für eine Reihe von Subskriptionskonzerten entstanden, die Mozart für den Som- mer oder Herbst 1788 plante. Indiz für diese Vermutung ist vor allem ein undatierter, wohl im Juni 1788 verfasster Brief an Puchberg: „Ich bin ihnen noch 8 Dukaten schuldig - überdies daß ich dermaßen außer Stand bin, Sie Ihnen zurück zu bezahlen, so geht mein Vertrauen gegen Sie so weit, daß ich Sie zu bit- ten wage, mir nur bis künftige Woche (wo meine Academien im Casino anfangen) mit 100 fl. Auszuhelfen; - bis dahin muß ich nothwendigerweise mein Subscrip- tions-Geld in Händen haben und kann Ihnen dann ganz leicht 136 fl. mit dem wärmsten Dank zurück bezahlen.“ Für geplante Aufführungen spricht zudem eine erhaltene handschriftli- che Kopie der g-Moll-Symphonie mit Korrekturen von Mozarts Hand in den einzelnen Stimmen. Die schon bald nach der Komposition des Werks angefertigte Kopie bietet überraschende Erkenntnisse zur Entstehung der Symphonie. Beispielsweise wird deutlich, dass Mozart fast sofort eine zweite Fassung mit Klarinetten erstellte, und zwar vielleicht sogar bereits bei Orchesterproben. Mehrere Passagen aus der ersten Version (nur mit Oboen) sind direkt in den Aufführungsstimmen korrigiert, so als habe Mozart die erste Fassung gehört und auf der Stelle beschlossen, Klarinet- ten hinzuzufügen. Zu jener Zeit schrieb Mozart auch eine Passage im langsamen Satz neu. Früher ging man meist davon aus, dass die beiden Versionen des Andan- te alternative Aufführungs-möglichkeiten darstellten. Wie Mozarts Ar- beitskopie zeigt, sollte die zweite jedoch das Original wirklich ersetzen. Selbst abgesehen von einer sofortigen Aufführung, auf die dieses Stim- menmaterial hindeutet, hätte Mozart später mehrmals Gelegenheit ge- habt, die Werke zu hören: 1789 auf seiner Reise nach Leipzig, Berlin und

RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=