Tage Alter Musik – Programmheft 2008

Zum Programm: Mit einem Concerto grosso von Georg Muffat eröffnen wir unser Konzertprogramm. Es trägt den Titel Delirium amoris (Liebestaumel) . Über Einzelheiten des Inhalts lässt uns Muffat im Dunkeln und gibt dem Hörer damit die Gele- genheit, selber zu entscheiden, ob dieser Liebes- taumel ein gutes oder ein böses Ende nehmen wird. Seine rein musikalische Aussage dagegen ist deutlich: Er wollte für die „schönen Konzerte... in diesem neuen Genre“, die er bei Arcangelo Corelli in Rom hörte, ein deutsches Pendant schaffen. In der Vorrede der Sammlung „Außer- leser Music mit Ernst und Lust gemengter Instru- mental-Music“, die 1701 in Passau erschien, aber in Rom entstanden ist und aus der auch das De- lirium stammt, schreibt Muffat über Corellis Konzerte: „Gleich wie die Augen durch Gegensatz deß Liechts/ und deß Schattens/ also wird das Gehör in ein absonderliche Verwunderung verzuckt“. Johann Joachim Quantz schrieb über Vivaldis Kompositionsstil: „Sie machten, als eine damals gantz neue Art von musikalischen Stükken, bey mir einen nicht geringen Eindruck. Die prächtigen Ri- tornelli des Vivaldi haben mir, in den künftigen Zei- ten, zu einem guten Muster gedienet“. Um 1720 komponierte Antonio Vivaldi mehrere Konzerte in kleinen Besetzungen unter Verwendung von Block- bzw. Traversflöte, die nur handschriftlich verbreitet wurden. Als in den folgenden Jahren die Traversflöte einen wahren Boom erlebte, bat der Amsterdamer Verleger Michel-Charles Le Cène den Komponisten um eine Reihe von Kon- zerten. Vivaldi bearbeitete fünf jener Kammer- konzerte für Flöte, Streicher und Generalbass und ergänzte sie um ein sechstes Konzert. Aus den älteren Kompositionen wählte er – nach dem Erfolg der „Vier Jahreszeiten“ durchaus verständlich – drei programmatische Stücke aus: „La tempesta di mare - Meeressturm“, „La notte – Die Nacht“ und „Il gardellino – Der Distelfink“. Für das Modeinstrument Flöte komponierte Vivaldi bereits in den 1720er Jah- ren in einer zukunftsweisenden Klangsprache mit einfacher Harmonik, Klopfbässen, Synko- pen und lombardischen Figuren etc. – wahrlich eine Fundgrube für Johann Joachim Quantz, den deutschen Meister des „galanten“ Stils. Geheimnisvoll ist auch das Konzert für Oboe d’a- more von J. S. Bach , welches in dieser Form gar nicht überliefert ist. Es liegt als Cembalokonzert vor, doch sprechen viele Aspekte dafür, dass es sich dabei um eine Bearbeitung eines Konzertes für Oboe d’amore handelt. So der Ambitus, die mangelnden violinistischen Elemente, weshalb die Geige als ursprüngliches Soloinstrument nicht in Frage kommt, und die Tatsache, dass Leipzig in den 20er Jahren des 18. Jh. eine Hoch- burg für den Bau dieses Instrumentes, der Oboe d’amore, war. Jean-Philippe Rameau ist in „Les Indes Galan- tes“, seiner umfangreichsten Ballettoper, längst auf der Höhe seiner Kunst. Seine Sprache wirkt ungemein plastisch und geizt nicht mit prallen, theaterwirksamen Effekten: selbst Seesturm, Erdbeben und Vulkanausbruch haben ihren Platz, und entsprechen damit den programm- musikalischen Gepflogenheiten der Zeit. Und dass Rameau einer der glänzendsten, kühnsten Harmoniker seiner Zeit war und auch ein glän- zender Psychologe, ist „Les Indes Galantes“ gleichfalls anzumerken. Einziges Stück unseres zweiten Konzertteils bil- det die umfangreiche Solokantate „ Delirio amoroso“ von Georg Friedrich Händel. Zwischen 1706 bis 1710 verbrachte Händel viel Zeit in Rom, wo er mit den besten Sängern und Instrumenta- listen arbeitete. Sein Opernschaffen war jedoch insofern eingeschränkt, als dass die öffentlichen Aufführungen von Opern durch ein päpstliches Edikt untersagt waren. So komponierte er Opern en miniature: italienische Kantaten. Einer seiner bedeutendsten Förderer war der Kardinal Benedetto Pamphili, der sich auch als Dichter betätigte und u. a. den Text der hier aufgeführ- ten Kantate lieferte. 1707 wurde sie in einer der Residenzen Pamphilis aufgeführt. Dieses beson- ders schöne Beispiel für eine gehaltvolle Kanta- te für Solosopran mit z. T. solistischer Instru- T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG M AI 2008 22 DUETTI AMOROSI LIEBESDUETTE UND -ARIEN AUS OPERN VON HÄNDEL Mit Nuria Rial, Lawrence Zazzo und dem Kammerorchester Basel unter Händelspezialist Laurence Cummings. „Die Stimmen von Nuria Rial und Lawrence Zazzo passen so wunderbar zusammen, dass sie gelegentlich zu verschmelzen scheinen.“ NDR Kultur RICCARDO PRIMO EINE ECHTE OPERNRARITÄT Mit Nuria Rial, Lawrence Zazzo, Geraldine McGreevy und dem Kammerorchester Basel unter Paul Goodwin. „Die Ersteinspielung nach der Hallischen Händelausgabe wird dank der Sängerriege zur Referenzaufnahme.“ Rheinischer Merkur www.sonybmgclassical.de 88697174212 NURIA RIAL BEI SONY BMG CLASSICAL 88697214722

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