Tage Alter Musik – Programmheft 2008

2003 schloss er mit dem Konzertdiplom ab. Er arbeitet häufig mit dem En- semble Al Ayre Español zusammen, mit dem er als Solist 2004 schon ein- mal bei den Tagen Alter Musik in Regensburg gastierte. Auch mit La Ca- pella Reial de Catalunya, Ensemble Gilles Binchois, Orquesta Barroca de Sevilla und Capriccio Basel hat er schon häufig konzertiert. CD-Ein- spielungen gibt es bei verschiedenen Labels, u. a. bei Alia Vox, Arcana, Harmonia Mundi, Stradivarius. Josep Benet, Tenor, begann seine Sängerkarriere als Sopransolist an der berühmten Escolania de Montserrat in Katalonien und studierte später am Conservatorio Superior in Barcelona. Hier war er Mitglied der Gesangs- klasse von Jordi Albareda. Seine Studien vervollständigte er an der Münchner Hochschule für Musik und Theater. Er arbeitet regelmäßig mit renommierten Alte-Musik-Ensembles wie Ensemble Organum, Il Semina- rio Musicale, La Chapelle Royale, Les Arts Florissants. Sein Repertoire umfasst Musik des Mittelalters bis zur klassischen Moderne des 20. Jahr- hunderts. Er hat bei zahlreichen Rundfunk- und CD-Produktionen euro- paweit mitgewirkt. Josep Cabré, Bariton, stammt aus Barcelona. Er studierte in Basel bei Chri- stopher Schmidt und Kurt Widmer. Auch er war Mitglied der Gesangs- klasse von Jordi Albareda am Konservatorium in Barcelona. Er arbeitet re- gelmäßig mit dem Ensemble Daedalus, Le Concert Lorrain, Il Seminario Musicale, Il Teatro Lirico und La Fontegara aus Mexiko zusammen. Er ist Gründer und Leiter der Compañía Musical, einem Vokalensemble, das das Repertoire vom Gregorianischen Choral bis zur Barockkantate pflegt. Unbekannte spanische Musik des 16. und 17. Jahrhunderts führt Josep Cabré mit der Capilla Peñaflorida auf, deren künstlerischer Leiter er ist. Er ist Professor an der Hochschule für Musik Musikene in San Sebastian. Zum Programm: Die römischen Jahre Victorias sind die am besten dokumentierten seines Lebens. Zwar ist uns weder das Datum von Victorias Ankunft in Rom noch jenes seines Aufbruchs aus der ewigen Stadt überliefert, doch muss er sich etwa zwanzig Jahre dort aufgehalten haben, Jahre, in denen er den Großteil seines Werkes, darunter das Officium Hebdomadae Sanctae , schrieb. Die römischen Dokumente weisen Victoria aus als Kantor, Organist, Ka- pellmeister, Lehrer und Komponist, abgesehen davon, empfing er auch die Priesterweihe. Wir treffen auf ihn im Collegium Germanicum, in den Kirchen Santa Maria de Montserrat und Santiago de los Españoles der Aragonier bzw. der Kastilier, im Römischen Seminar, in der Brüderschaft der Auferstehung, in der Gesellschaft der Barmherzigkeit. Zahlreiche Zeugnisse erwähnen seine musikalische Größe, doch scheint sich Victoria in keiner seiner Anstellungen wohlzufühlen, vielmehr scheint er sich nach einer ruhigen Aufgabe zu sehnen, die es ihm erlaubt, sich der Vorberei- tung seiner Veröffentlichungen zu widmen. Krönung und gleichzeitig Quintessenz dieses Lebensabschnitts des aus Avila stammenden Komponisten war die umfangreiche, 1585 in Rom ver- öffentlichte Werksammlung für die Osterwoche. Von einer Quintessenz der Zeit Victorias in Rom darf gesprochen werden, denn es handelt sich hier nicht nur um das letzte während seiner Zeit in der katholischen Hauptstadt veröffentlichte Werk (Victoria kehrt zwischen 1585 und 1587 nach Spanien zurück), in dem sich also seine letzten dort gemachten An- strengungen niedergeschlagen haben, vielmehr umfasst das Werk gewis- sermaßen seinen Aufenthalt in Italien insgesamt. Verschiedene der ins Of- ficium Hebdomadae Sanctae von 1585 aufgenommenen Werke waren bereits viele Jahre vorher komponiert und veröffentlicht worden: Die Motette Pueri hebraeorum , mit der die Veröffentlichung von 1585 beginnt, findet sich schon in Victorias erster Veröffentlichung von 1572 und wurde dann 1583 neu aufgelegt; die Motette O Domine Jesu Christe war bereits 1572 erstmals erschienen und auch hier kam es 1583 zu einer zweiten Ausgabe; die Strophe Tantum ergo in Pange lingua erschien bereits im Motettenbuch von 1583; und die Motette Vere languores zur Kreuzesanbetung hatte eben- falls bereits Aufnahme gefunden in die Motettenbücher von 1572 und 1583. Außer diesen vier vor dem Officium erschienenen Werken war auch der Zyklus der neun Klagelieder bereits vorher, wenn auch nicht veröf- fentlicht, so doch komponiert und gesungen worden, was belegt wird durch eine überlieferte Handschrift, die alle Wissenschaftler übereinstim- mend als der gedruckten Version vorausgehend einordnen, wie auch durch verschiedene Stellungnahmen von Musikerkollegen, denen die Stücke also bekannt gewesen sein müssen. Dennoch ist zutreffend, dass der größte Teil des Officium Hebdomadae Sanc- tae erstmals 1585 erschien und somit für die letzten römischen Jahre des Komponisten stehen mag. Cramer verweist gar darauf, dass Victoria da- mals schon mit dem Gedanken an seine Rückkehr nach Spanien spielte (dieser wohl schon länger gereifte Entschluss manifestiert sich erstmals in der Widmung seines Messbuches von 1583), da er in der römischen Aus- gabe auch Elemente der spanischen liturgischen Musik einfließen ließ. Dies ist etwa der Fall bei der Melodie von Pange lingua „more hispano“, die in Tantum ergo erscheint, oder bei dem Hymnus Vexilla regis „more hispano“, mit der die Veröffentlichung abschließt. Das Ergebnis ist der bestmögliche Beleg des Stiles eines in seiner Kompositionskunst voll aus- gereiften Victoria, eines Kenners der römischen Schule Palestrinas, der ita- lienischen Musiktheorie (insbesondere jener Zarlinos) und des reformato- rischen Geistes (sowie der Anordnungen, die auf das Tridentiner Konzil folgten). Für viele handelt es sich hier um das beste Werk Victorias, und es mutet an, als habe sich sein Genius gerade innerhalb der Thematik der Osterwoche am wohlsten gefühlt, so wie andere am stärksten von den Marienwerken (etwa Francisco Guerrero), von der Musik der Totenmes- sen (Juan Vásquez) oder von der Erotik des Hohen Liedes Salomos inspi- riert worden sind. Die monumentale Sammlung der 37 mehrstimmigen Stücke, die das Offi- cium Hebdomadae Sanctae ausmachen, erfasst verschiedene religiöse Gen- res, wie sie jeweils von der Liturgie bestimmt sind: achtzehn Responsori- en, neun Klagelieder, vier Motetten, zwei Passionen, zwei Hymnen, einen Psalm und ein Canticum (beide sollten in der Laudesmesse der drei Tage wiederholt werden) sowie die Improperien. Der Gesang der Klagelieder war das unterscheidende liturgische Element des ersten der drei Nokturne, in die sich die Stunde der Frühmette an allen Tagen der heiligen dreitägigen Andacht unterteilte. Daher kamen sie seitens der Komponisten in den Genuss bevorzugter Behandlung. So setz- te auch Victoria die drei Klagelieder (eigentlich nur Fragmente) jeden Tages in Musik, jedoch nicht die mit ihnen abwechselnden Responsorien, Dominikaner- kirche Die Dominikanerkirche gehört zu den frühesten Schöpfungen der deut- schen Gotik und ist eine der größten Bettelor- denskirchen in Deutsch- land. Mit ihrem Bau wurde 1246 begonnen. Anfang des 14. Jahrhunderts war die Kirche bereits fertiggestellt. Albertus Magnus, der berühmte Gelehrte und Bischof von Regensburg, wirkte von 1236 bis 1240 im Re- gensburger Dominika- nerkloster. Die Kirche wurde gemäß der Regel des Bettel- ordens der Dominikaner in stren- ger Schlichtheit erbaut. Sie besitzt deshalb auch keinen ihren Aus- maßen entsprechenden Turm. Unter den Wandfresken im Inne- ren ist eine Darstellung der 14 Not- helfer von 1331 besonders hervor- zuheben. Es ist eine der frühesten, die wir kennen. Die Fresken wur- den bei Renovierungsarbeiten zwischen 1967 und 1973 freigelegt. T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG M AI 2008 25

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