Tage Alter Musik – Programmheft 2008

Amerika auf, wie in Paris, London, Madrid, Wien, Amsterdam, Mailand, Breslau, Oslo, Brüssel, New York und Toronto. Auftritte dieser Saison umfassen Partien in Monteverdis Mari- envesper, in Bachs h-moll Messe, Weihnachts- oratorium, Matthäus-Passion und Händels Mes- sias. Charles Daniels hat über sechzig CDs als Solist aufgenommen, darunter für EMI, Hyperi- on, Deutsche Grammophon und SOMM re- cords. Marcus Niedermeyr studierte Gesang bei Herr- mann Christian Polster in Leipzig und bei Kurt Widmer in Basel, Liedgesang bei Norman Shet- ler in Wien, bei Peter Schreier, Dalton Baldwin, Gérard Wyss und Dietrich Fischer-Dieskau, zudem historische Aufführungspraxis bei René Jacobs und Barockgesang bei Barbara Schlick. Neben seiner regen Konzerttätigkeit wirkte Marcus Niedermeyr bei zahlreichen Rundfunk- und CD-Produktionen mit. 1998 war er Preisträ- ger des Internationalen Bach-Wettbewerbs in Leipzig und konzertierte u.a. mit Andrew Par- rott, Jordi Savall und Ton Koopman, mit dem Gewandhausorchester und dem Thomanerchor Leipzig, dem Münchener Bach-Chor, dem Schönberg-Ensemble Amsterdam und dem Car- mina Quartett Zürich, Cantus Cölln mit Konrad Junghänel, La Petite Bande unter Sigiswald Kuijken, Il Fondamento unter Paul Dombrecht und dem Neuen Orchester Köln mit Christoph Spering. 2006 war Marcus Niedermeyr u.a. bei den Osterfestspielen in Luzern und in der Ton- halle Zürich unter Ton Koopman zu hören. Anmerkungen zur Aufführung der Bach’schen h-Moll Messe Nach unserer hochgelobten, erfolgreichen CD- Aufnahme der Johannespassion 2004, bei der eine kleine Gruppe von Sängern sowohl Solo- partien als auch Chorteile übernommen hatte, war mir sofort klar, dass wir dies mit kleiner Be- setzung auch bei der Aufführung der h-Moll Messe tun würden. Wir hatten eine neue Form der Zusammenarbeit von Instrumentalisten und Sängern herausgefunden, die für die Interpre- tation Bach’scher Musik einen idealen Ausgangspunkt darstellt und von der eine große Inspiration ausgeht. Zusammen entdeck- ten wir eine neue Definition des Begriffes „Chor“. Die Besetzung der Hohen Messe ist zugleich aber auch „groß“. Denn Bach zieht in seinem letzten vollendeten Werk alle Register. So verwendet er in der unvergleichlichen Partitur fast alle denk- baren Stimmkombinationen und nahezu das komplette Instrumentarium seiner Zeit. Der im- mense Reichtum an Genres und Strukturen ist atemberaubend: zeitlose Polyphonie, Fugen, Cantus firmus-Techniken, Doppelchörigkeit, vokale und instrumentale Concerti, Ostinati, So- loarien und Duette - in drei- bis siebenstimmi- gen Sätzen und besonders variierten Kombina- tionen - sowie vier- bis achtstimmige Chöre. Bach hat, wie man heute weiß, sein großartiges Meisterwerk nie aufgeführt; unklar bleibt je- doch, warum bzw. für welchen Anlass er es schrieb. Die wunderschöne, im Autograph er- haltene Partitur ist - mit nur sehr wenigen Tempoangaben oder dynamischen Anweisun- gen - in vielerlei Hinsicht ein Buch mit sieben Siegeln. Die Teile heißen ganz einfach Kyrie, Glo- ria oder Agnus Dei. In allen Stimmen der enor- men Besetzung werden Instrumentalisten und Sänger in der Einzahl angegeben. Auch bezüg- lich der Besetzung des Continuos finden sich keine Informationen. Handelt es sich hier um Solisten oder schrieb Bach für einen „echten“ Chor? Wie groß sollten die Streichergruppen sein, und sind auch unterschiedliche Besetzun- gen denkbar? Bach hinterließ uns wertvolle, dennoch nur spärliche Hinweise zur Aufführungspraxis sei- ner Zeit; Informationen übrigens, die bis heute sehr unterschiedlich interpretiert werden. Aber T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG M AI 2008 35 Maria Keohane Marcus Niedermeyr Matthew White Johannette Zomer Charles Daniels Foto: M. Borggreve Foto: H. Chlala

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