Tage Alter Musik – Programmheft 2008

ihm bekennt. („...und tue Barmherzigkeit an vielen Tausenden, die mich lieb haben...“) Elias, durch seinen Fluch der Verfolgung ausgesetzt, muss flüchten. Durch die Fügung Jahwes trifft er auf eine Witwe, deren Sohn, von schwerer Krankheit geplagt, gestorben ist. Elias vollbringt das Wunder, ihn wieder zum Leben zu erwecken. Der Konflikt mit den Priestern der Baalsreligion ist das Thema der Nummern 10 - 17. Neben dem Jahweglauben verbreite- te sich bei den Israeliten unter dem König Ahab immer mehr die ka- naanäische Baalsreligion. Die Verehrung dieses Gottes wurde wesentlich von Ahabs Frau, der Königin Isebel, gefördert, da sie selbst durch ihre ka- naanäische Abstammung eine überzeugte Baalsanhängerin war. Damit wurde der Baalskult zu einer echten Bedrohung für den Jahweglauben. Baal ist ein Wetter- und Regengott, der jeden Herbst von Todesgöttern be- siegt wird und im Frühjahr durch seine Frau Astarte wieder zu Macht kommt. Das typische Tier in seinem Kult ist der Stier. Da der Fluch des Elias den Regen und damit die Fruchtbarkeit des Landes unterbindet, trifft er den Baalskult in seinem Nerv und steigert damit die Dramatik Konfliktes zusätzlich. Dieser Abschnitt gipfelt in zwei sehr ge- gensätzlichen Arien: Zunächst die Arie des Elias (Nr. 17) die einen gewaltigen und strafenden Gott Jahwe schildert, deren Text von Schubring durch eine falsche Über- tragung des Psalm 7 in seinem kriegerischen Ausdruck noch verstärkt wird. Das folgende Arioso für Alt Solo gehört zu den innigsten und kontempla- tivsten Stücken des ganzen Werkes und schildert einen zur Versöhnung und Vergebung bereiten Jahwe. Elias erwirkt danach die Aufhebung des Fluches und der ersehnte Regen setzt ein. Der erste Teil endet so mit einer prachtvollen Fuge, in der im Orchester tonmalerisch die Wasserwogen dargestellt werden. Mit mahnenden Worten wird der zweite Teil eröffnet. Diese mit einem Re- zitativ unterbrochene Sopranarie mündet aber in den Zuspruch „Fürchte Dich nicht, ich bin Dein Gott“, der in der Nr. 22 in einem groß angelegten Chorsatz zumAusdruck gebracht wird. Der erneute Konflikt des Elias mit Ahab und vor allem mit seiner Frau Isebel führt in den Nummern 23 und 24 zu einer direkten Lebensbedrohung des Elias. Nach dem Vorbild der Turba-Chöre der Bach’schen Passionen gestaltet Mendelssohn diesen Teil mit sehr dramatischen Choreinwürfen. Um sein Leben zu retten, flieht Elias in die Wüste. Die dreiteilige Arie „Es ist genug“, mit der Elias seine Resignation zum Ausdruck bringt, zeigt ebenfalls Parallelen zu der Arie „Es ist vollbracht“ aus der Johannespassi- on von Johann Sebastian Bach. Der innere Kampf des Elias und die Hilfe, die ihm in Gestalt von Engeln immer wieder Kraft und Zuspruch gibt, begleiten ihn auf seinem Weg 40 Tage durch die Wüste bis zum Gottesberg Horeb. Mendelssohn lässt die- sem Prozess musikalisch sehr viel Raum. Elias erscheint durch sein star- kes Auftreten und seine Wundertaten im ersten Teil des Oratoriums als kämpferischer und unnahbarer Held. Hier nun, in den Niederungen menschlichen Zweifelns und Haderns, findet der Hörer einen innigeren und vertrauteren Zugang zu dem Menschen Elias. Der Höhepunkt des Werkes wird mit den Nummern 33 bis 38 erreicht, der Schilderung der Gottesbegegnung des Elias. Nicht in großen Naturgewal- ten, sondern in einem „stillen sanften Sausen“ zeigt sich Jahwe dem Elias. Wahrscheinlich nicht das, was Elias erwartet hat, und sicher ist jeder nach den gewaltigen Auseinandersetzungen, die im ersten Teil des Oratoriums geschildert werden, überrascht über diese Wendung. Die Worte aus Jesaja 54,10, die in der Nummer 37 dem Elias kurz vor seiner Himmelfahrt in den Mund gelegt werden, treffen so auch sehr gut die Spannung zwischen Größe und Macht einerseits, und Gnade und Friedfertigkeit andererseits, die das ganze Werk inhaltlich durchzieht. In farbiger und plastischer Tonsprache schildert Mendelssohn schließlich die Himmelfahrt des Elias („mit feurigen Wagen und feurigen Rossen“) in einem herrlichen Chorsatz. Die abschließenden Stücke dieses Oratoriums weisen in die Zukunft, auf den Messias, aus christlicher Sicht auf Christus hin („Aber einer erwacht von Mitternacht“). Eine schwungvolle Fuge in Händel’scher Manier beschließt das Werk mit dem Text aus dem Psalm 8: „Herr unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name“. T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG M AI 2008 8 2'+89+851$ "&! 3078( ,6!+8$-/5963 5-* )5963%#*0:':63 [*%@QC+*< .e")K X:@ YB-#>-#:`* *@#BE*C ,FF. 4$:$-9.5!: /1-$)"20 2' !*.#- 3!(2+*4%,"+'# )2& /.&-$0$"+'#1 TG<#I T!@-#*CD:>!aK ;#B@`*!<:C%K 8@%*`K ;*DEG`B :C+ [*>GC%>Ac+G%B%!a VC><@:D*C<G`Ac+G%B%!a P8@%*`K ;*DEG`BK T`G9!*@K 4<@*!-#!C><@IK 6:*@LW<*M 4:8+9#.07=29,;3#9:#. 31.,)0 2' !*.#- 3!(2+*4%,"+'# )2& /.&-$0$"+'#1 TG<#I T!@-#*CD:>!aK ;#B@`*!<:C%K 8@%*`K ;*DEG`BK 8@%*`!DA@B9!>G<!BC [*>GC%>Ac+G%B%!aK R:>!a<#*B@!*HTBDAB>!<!BCK [@*%B@!GC!aHS!<:@%!*%*>GC% ?CD*`+*>-#`:>> !>< +*@ .&IF$I *!C*> UG#@*>K _!%C:C%>A@Q(:C%*C OC+*C R!<<* U:`! ><G<<I VC(B@D!*@*C 4!* >!-# !C *!C*D A*@>WC`!-#*C [*>A@c-#I 0B@>A!*` :C+ =*@G<:C% >!C+ CG-# 3*@D!C9*@*!CEG@:C% d*+*@X*!< DW%`!-#I ).+!#1<<:!1$# ' & '-%*' 6#=#.</8!= (&!)0.2 *.0%+ "./1# 30,&% ')0$-&. ;#:( '79( *,/7?:( 84@#!4#@( &+2%,-3&&+ & &+2%,-3&&+ 2. ?4"$1A"=6,!#C#4B5>!C)0# <<<)A"=6,!#C#4B5>!C)0# .,11,.)(1!)4 4-#:`D:>!a PS*#@GD< GD [ZDCG>!:DM !C TBBA*@G<!BC D!< +I 2C! 5*%*C>E:@% 5*4&.,*+#)0)4+) *4+ %)#,)0/#"+*4& =GZ*@!>-#*> ]@Q#(W@+*@A@B%@GDD (Q@ #B-#E*%GE<* T!C+*@ :C+ U:%*C+`!-#* ?aG+*D!*<G%* D!< CGD#G(<*C TQC><`*@CK `!<:@%!>-#* :C+ aBCX*@<GC<* 7@G\!>K ;#B@J :C+ 8@%*`(G#@<*CK ?:>E!`+:C% X: [`B-a*C>G-#9*@><cC+!%*C R!< +*D /!C<*@>*D*><*@ ,FFeJFb !>< +!* 4GC!*@:C% +*@ YB-#>-#:`%*Ec:+* GC +*@ ?C+@*G>><@G1* GE%*>-#`B>>*CI 2C<*@@!-#<>@c:D*K VC><@:D*C<*K !C<*%@!*@<*> 4<:+*C<*CJ ^B#C#*!D D!< *!C*D T`G9!*@ A@B N!DD*@K TBCX*@<>GG` :C+ 0*@^G`<:C% >!C+ G:( +*D C*:*><*C 4<GC+ +*@ 3*-#C!aI 4!* *@DW%`!-#*C *!C 4<:+!:D +*@ a:@X*C /*%* D!< :C*!C%*>-#@cCa<*C 'E:C%>DW%`!-#a*!<*CI [`*!-#X*!<!% ^!@+ +*@ 4<:+!*CE*<@!*E G:( !C<*@CG<!BCG`*C 4<GC+G@+ D!< =G-#*`B@J :C+ RG><*@GE>-#`Q>>*C :D%*><*``<I (#8# 5#/"8+# 8.+ 4:8+9#.=".=# DIE GANZE WELT DER MUSIK Augsburg 101,0 | Hof 102,3 | Ingolstadt 88,0 Lindau 87,6 | München 102,3 | Nürnberg 87,6 Passau 95,6 | Würzburg 89,0 KLASSIK-INFO +49-(0)89-59004646 WWW.BAYERN4KLASSIK.DE

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