Tage Alter Musik – Programmheft 2009

Poème Harmonique und avancierte mit diesem En- semble schnell in die aller- erste Reihe der Alte- Musik-Szene. Das franzö- sische Fachmagazin Dia- pason ernannte Vincent Dumestre im Jahr 1999 nach den ersten Alpha- Veröffentlichungen zum „Talent des Jahres“. Dar- aufhin folgten zahlreiche Preise und Ehrungen, u. a. Diapason d’Or Arte, der Grand Prix de l’Académie Charles Cros und Cheva- lier des Arts et des Lettres durch das französische Ministerium für Kultur. Zum Programm: Charles Tessier Lieder, Hofmelodien und Instrumentaltänze von Charles Tessier, Kammermusiker bei Heinrich IV. von Frankreich Charles war der Sohn des bretonischen Komponisten Guillaume Tessier, dessen Sammlung von vier- und fünfstimmigen airs auf Französisch, Ita- lienisch und Spanisch mit dem Titel Premier livre d’airs tant françois, italien, qu’espagnol im Jahre 1582 in Paris von Le Roy et Ballard mit einer Wid- mung an König Heinrich III. von Frankreich veröffentlicht wurde. Zwei Jahre zuvor, am 19. September 1580, hatte Sir Henry Cobham, der engli- sche Botschafter am französischen Hof und Gönner (patron) des jungen John Dowland, beobachtet, dass ein „bejahrter Musiker namens Guillau- me Tessier, geboren in der Bretagne, mit seinen beiden Söhnen und seiner Tochter der Krankheit und demMangel an Einkommen, unter denen er in Paris litt, zu entfliehen wünsche“. Obwohl Guillaumes Sammlung von airs mit einem an Elizabeth I. gerichteten italienischen Madrigal beginnt, gibt es keinen Nachweis für Tessiers Anwesenheit in England vor 1597. In jenem Jahr schrieb Charles drei Briefe an Anthony Bacon, den Bruder des berühmten Dichters und Außenminister des Herzogs von Essex, in denen er um dessen Patronage oder Unterstützung bei der Suche nach einer Anstellung bei ir- gendeinem passenden englischen Gentleman bat. Im Jahre 1597 wurde auch sein Premier livre de chansons et airs de cour tant en français qu’en italien et en gascon à 4 et 5 parties in Lon- don veröffentlicht; die Titelseite bezeichnet Charles als Kammermusiker des Königs (d.h. Heinrichs IV. von Frankreich). Fünf Jahre spä- T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG M AI 2009 15 St.-Oswald- Kirche Die gotische Kirche des 1318 erstmals erwähnten „Spitals auf Turnau“ wurde von Friedrich Auer und Karl Prager gestiftet und in der Folgezeit vom rei- chen Patriziergeschlecht der Auer reich beschenkt. Sie ist dem hl. Oswald, dem Patron der Pilger und Reisenden, beson- ders aber der Kreuzfahrer, ge- weiht und steht an der Einmün- dung des Vitusbacharmes in die Donau, am sogenannten Weiß- gerbergraben, dem ehemaligen Graben der frühmittelalterlichen Stadtmauer (um 920 von Herzog Arnulf von Baiern errichtet). Hier waren Gerber ansässig, die das feine, weiße Leder herstell- ten. 1553 wurde St. Oswald vom Rat der Stadt an die protestanti- sche Kirche übergeben, 1708 ba- rockisiert. Dabei entstand eine für Bayern einmalige „Bilder- predigt“ an Decke und Empo- ren: „Des Herren Wort bleibt in Ewigkeit“. 1750 errichtete hier der Regensburger Orgelbauer Franz Jakob Späth seine heute einzig erhaltene Barockorgel (a = 468 Hz), eine von maximal fünf original erhaltenen Barockor- geln Bayerns. Die letzte Restau- rierung von Kirche und Orgel, bei der die Orgelmodernisie- rung von 1958 rückgängig ge- macht wurde, war am 6. 10. 1991 abgeschlossen. Vincent Dumestre Moritz von Hessen-Kassel

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