Tage Alter Musik – Programmheft 2009

Meijer ist Mitglied der Ensembles Al Ayre Español und La Sfera Armoniosa und ist mit ihnen in zahlreichen CD-Aufnahmen zu hören. Auch im Bereich Oper ist Xenia Meijer sehr er- folgreich. Sie sang in den Niederlanden im Rah- men der Opera Factory, an der Nationalen Rei- sopera, der Opera aan het Spui, der Opera Zuid, außerdem in Genf, Palma de Mallorca und an der Komischen Oper Berlin – dort in den berühmten Mozart-Inszenierungen von Harry Kupfer. Dass Xenia Meijer nicht nur im klassi- schen Genre mit ihrer Stimme überzeugen kann, zeigte sie in der Produktion Der Kuss, in der sie auch Pop und Fado sang. 1996 wurde sie als erste Sängerin mit dem Philip Morris Finest Classical Music Price ausgezeichnet. Der englische Tenor Ian Honeyman ist nicht nur Sänger und Pianist, sondern gleichzeitig auch Schauspieler. In Jean-Philippe Rameaus Hippolyte beeindruckte er in der Titelrolle das Publikum der Pariser Opera Comique, wo er wenig später auch in der Rolle des Quint in Benjamin Brittens Turn of the Screw überzeugte. Nach seinem erfolgreich abgeschlossenen Stu- dium am renommierten King’s College in Cam- bridge sang Honeyman im Ensemble der Opera National de Paris und gastierte an verschiede- nen europäischen Opernhäusen. Er arbeitet mit Dirigenten wie Alan Curtis, Jean-Claude Mal- goire, Philippe Herreweghe und Ton Koopman zusammen und gab zahlreiche Liederabende. Besonders im Bereich der Alten Musik machte sich der Tenor international einen Namen. Als Mitglied des Ensembles Les Arts Florissants unter William Christie sang er in Händels Acis and Galatea und als Evangelist in Bachs Passio- nen. Claudio Cavina ist der bedeutendste italieni- sche Countertenor seiner Generation. Er begann seine Studien in Bologna bei Candace Smith und setzte sie bei Kurt Widmer und René Jacobs an der Schola Cantorum Basiliensis fort. Er musi- ziert regelmäßig mit renommierten Alte-Musik- Ensembles wie dem Clemencic Consort, dem Huelgas Ensemble, Concerto Italiano und Al Ayre Español. In den letzten Jahren trat er in un- terschiedlichen Oratorien- und Opern-Inszenie- rungen auf. So sang er in Monteverdis L’Orfeo in der Arena von Verona und an der Oper in Rom sowie im Comunale in Florenz unter René Jacobs. Claudio Cavina wirkte bei mehr als 70 CD-Produktionen mit. 1996 gründete er das ita- lienische Vokalensemble La Venexiana, das als der „neue Orpheus“ der italienischen Madrigal- musik angesehen wird. Claudio Cavina unter- richtet bei den Corsi Internazionali di Belluno und Urbino in Italien. Erläuterungen der Regisseurin Paola Reggiani „L’Incoronazione di Poppea“ darf nicht nur als historisches Drama verstanden werden, son- dern auch als eine zeitlose Meditation über Macht und Eros und die notwendigerweise in- einander verwobenen Verhältnisse zwischen diesen beiden Polen menschlichen Verlangens. Die Oper ist, um es genau zu sagen, eine Be- schreibung der Mehrdeutigkeit und Schwan- kungen, die wesentliche Bestandteile der menschlichen Natur darstellen. Kein Charakter ist entweder ohne Tugend oder völlig schwach; der Librettist Busenello verdammt niemanden zu einer klischeehaften Rolle. Charaktere – so- wohl die Hauptprotagonisten als auch die Ne- benrollen – wechseln zwischen edlen und ver- abscheuungswürdigen Verhaltensweisen hin und her, und dieser fortlaufende Fluss zwischen Gegensätzen wird das stilistische Merkmal von Musik und Libretto. Wie in jedem echten Mei- sterwerk zeigt uns „L’Incoronazione di Poppea“ mit genauer psychologischer Wahrheit den Be- reich blinder menschlicher Leidenschaften, die Unbeständigkeit aller eingebildeten Sicherheit und den unsicheren Lauf des Lebens. Die Oper im Japan nach dem Zweiten Weltkrieg anzusiedeln, erlaubt einen starken visuellen Ak- zent, der die gegensätzlichen und wechselnden Leidenschaften ergänzt, welche die Charaktere auf der Bühne beherrschen. Wie im Japan der sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts gibt es eine Mischung aus asiatischer und west- licher Haltung, japanische Schauplätze und ei- nige moderne Elemente analog zu den wider- sprüchlichen Gefühlen der Protagonisten. Die Ähnlichkeiten zwischen den Gesellschaften des Nachkriegs-Japans und des hochimperialen Rom werden sichtbar gemacht unter Berück- sichtigung nicht unwahrscheinlicher Verbin- dungen: Ein feudaler Hof, der die Mittel seiner Autorität bedroht sieht, während er fortfährt, durch rigide liturgische und politische Rituale zu operieren; eine starke Spannung zwischen unterschiedlichen Traditionen und Kulturen, die unvermeidlicherweise dazu bestimmt sind, homogen zu werden; eine Neigung, Selbstmord als eine ehrenhafte moralische und politische Lösung anzusehen. Dies ist weder ein ideologisches Urteil über die Amerikanisierung Japans noch ein Versuch, eine historisch-politische Kritik zu formulieren. Eher ist es so, dass der visuelle Rahmen einer Ära wiedererschaffen wird, um die ironischen Aspekte der Oper zu unterstützen und die Bühne zu bereichern mit einem lebhaften Schau- Spiel von Zeichen und Symbolen. Züge einer neuen westlichen Mythologie werden hervor- gerufen durch die andeutende Überlagerung der Bilder des traditionellen Japans durch die des klassischen Kult-Hollywood, absurde Dar- stellungen der Vielfalt und Wandelbarkeit der menschlichen Natur. © Paola Reggiani Japanisches Glossar Furisode : Kimono für unverheiratete Frauen, wird getragen bei Hochzeiten, am Volljährigkeits- tag und bei Partys. Die Oberfläche zeigt elegante Muster. Die Ärmel sind länger als bei anderen Ki- monos. Hakama: ein traditionelles japanisches Klei- dungsstück, ursprünglich nur von Männern, aber heute sowohl von Männern als auch Frauen ge- tragen. Hakama werden an der Taille gebunden und fallen ungefähr bis zu den Schenkeln. Haka- ma werden über einem Kimono getragen (Haka- mashita). Haori: ein hüft- oder oberschenkellanges Kimo- no-Jackett, das die Förmlichkeit unterstreicht. Haori waren ursprünglich den Männern vorbe- T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG M AI 2009 47 Claudio Cavina Velodrom Das Velodrom, erbaut in den Jahren 1897 bis 1898 als Radsportstätte, wurde für die meiste Zeit (von 1929 bis 1975) als Kino genutzt. Anfang der neunziger Jahre des vergange- nen Jahrhunderts, das Gebäude war inzwi- schen völlig marode, war sein Abbruch ei- gentlich bereits beschlossene Sache, als es in der Regensburger Bevölkerung wieder zu so großer Popularität gelangte, dass schließlich im Jahre 1996 doch der Verkauf, die Restaurierung sowie die zukünftige Nutzung des Gebäudes als Theaterspielort vom Regensburger Stadtrat beschlossen wurde. So diente das Velodrom dann nach seiner Sanierung (1997- 1998) als Ausweichort für das Theater Regensburg während der Sanierung seines Stammhauses am Bismarckplatz in der Zeit von 1998 bis 2001. Über seine ursprüngliche Aus- weichfunktion hinaus blieb das Velodrom auch nach 2001 als eine wichtige Spielstätte erhalten, nicht zuletzt wegen seiner be- sonders guten Sichtver- hältnisse.

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