Tage Alter Musik – Programmheft 2009

wirkte er in verschiedenen professionellen Chören und Ensembles mit. Unter anderem hat er mit dem Kammerchor Stuttgart, Collegium Vocale Gent, Balthasar-Neumann-Chor und dem Huelgas Ensemble zusammen- gearbeitet. Als Solist sang er den Evangelistenpart und die Arien der Pas- sionen und des Weihnachtsoratoriums von J. S. Bach, sowie verschiedene Kantaten von Bach, Stradella, Telemann und Fasch. Er wirkte in verschie- denen Opern mit: von Händel „Siroe“ (Arasse), „Lotario“ (Berengario), „Acis and Galathea“ (Acis), von Haydn „Philemon und Baucis“ (Phile- mon) und von Purcell „Dido and Aeneas“ (Aeneas), „King Arthur“ und „The Fairy Queen“. Er sang Robert Schumanns „Dichterliebe“ in New York und „Die Schöne Müllerin“ von Franz Schubert in Oslo und Den Haag. Er arbeitete mit Dirigenten wie Frieder Bernius, Jean Tubery, Detlef Bratschke, Patrick Ayrton und Peter van Heyghen zusammen. Robert Buckland hat am Königlichen Konservatorium in Den Haag bei Barbara Pearson, Diane Forlano und Peter Kooij studiert. Er schloss seine Studien im Juni 2008 cum laude ab. Der Bass-Bariton Manfred Bittner wurde in Weißenburg/Bayern geboren und erhielt seine erste grundlegende musikalische Ausbildung bei den Regensburger Domspatzen. Er studierte bei Wolfgang Brendel in Mün- chen und besuchte als Stipendiat des Deutschen Bühnenvereins gleichzei- tig die Bayerische Theaterakademie im Prinzregententheater und die Opernschule München. Das umfangreiche, breitgefächerte Repertoire des Bass-Baritons spannt einen Bogen von Werken des Mittelalters über Opern und Oratorien aus Barock, Klassik und Romantik bis hin zu Urauf- führungen zeitgenössischer Musik. Zahlreiche Rundfunk- und CD-Auf- nahmen dokumentieren seine künstlerische Tätigkeit, und Konzertreisen führten ihn durch ganz Europa, nach Australien, in die Schweiz und Sü- dostasien. Manfred Bittner arbeitet regelmäßig mit renommierten Ensem- bles wie L’arpa festante, den Regensburger Domspatzen, dem Freiburger Barockconsort, dem Balthasar-Neumann-Ensemble, der Akademie für Alte Musik Berlin, dem Basler Kammerorchester, Concerto Köln und der Hamburger Camerata, mit Dirigenten wie Stephen Stubbs, Ivor Bolton, Frieder Bernius, Philippe Herreweghe, René Jacobs und Thomas Hengel- brock. Zum Programm: Mozarts Briefe an den Vater nach seiner Hochzeit mit Constanze Weber (4. August 1782) sind voller Versprechungen bezüglich einer Reise nach Salz- burg, um seinem Vater, seiner Schwester und deren Freunden die Gele- genheit zu geben, seine Braut kennenzulernen. In einem dieser Briefe geht es auch um ein Gelöbnis, für die Genesung Constanzens von einer schwe- reren Erkrankung ein Werk zum Lobe Gottes zu komponieren: „… meine frau war als ich es versprach noch ledig – da ich aber fest entschlossen war sie bald nach ihrer genesung zu hey- rathen, so konnte ich es leicht versprechen – zeit und umstände aber vereitelten unsere Reise, wie sie selbst wissen; – zum beweis aber der wirklichkeit meines versprechens kann die spart von der hälfte einer Messe dienen, welche noch in der besten hoffnung da liegt.“ Aus dieser Hälfte einer Messe sollte schließlich jenes Werk werden, das, wenn auch unvollendet (das Credo verharrt beim Et incarnatus, das Agnus Dei fehlt zur Gänze), unter dem Dirigat Mozarts und mit Constanze als Sopran- solistin am 26. Oktober 1783 in der Kir- che des Stiftes Sankt Peter in Salzburg zur Aufführung kam. So lässt sich auch erklären, warum gerade die Sopranpar- tien mit besonderer Sorgfalt gestaltet wurden. Außerdem schien Mozart, wie so oft, seinem Vater mit demWerk gefallen zu wollen, der die Verbindung mit Constanze missbilligte. Über die Umstände der Premiere selbst ist ei- niges bekannt. Mozarts ehemaliger Dienstherr, der Fürsterzbischof Collo- redo, hatte aufwändige Messevertonungen untersagt und so musste der Komponist auf die Peterskirche ausweichen, die nicht unmittelbar im Ein- flussbereich des geistlichen Potentaten lag. Die Reaktionen auf die Auf- führung waren verhalten und so blieb die „c-Moll-Messe“ gemeinsammit dem „Requiem“ das letzte geistliche große Orchester- und Chorwerk, mit dem Mozart sich kompositorisch beschäftigte. Seiner Bedeutung für die Musikgeschichte tut das aber keinen Abbruch. Im Gegenteil: Die Nähe zur kontrapunktischen Barockmusik auf der einen und der for- malen Kunst der italienischen Oper auf der anderen Seite macht die Messe zu einem immens reizvollen Konzertstück. Auf der Rückfahrt nach Wien, welche die Reisenden sicherlich ein wenig aufatmen ließ, wurde Station in Linz gemacht, wo Wolfgang und Con- stanze auf Einladung des Grafen von Thun in dessen Haus nächtigen durften, dafür aber, wie Mozart in einem Brief vom 31. Oktober berichte- te, binnen weniger Tage ein Konzert geben sollten: „Dienstag als den 4ten Novembr werde ich hier academie geben. - und weil ich keine einzige Simphonie bey mir habe, so schreibe ich über hals und kopf an einer Neuen.“ Das beeindruckende Ergebnis jener sechstägigen, intensiven Arbeit des Komponierens und Kopierens sollte später den Namen des Ortes ihrer Entstehung und Uraufführung erhalten: Linz. Erstmals schrieb Mozart eine langsame Einleitung ( Adagio ) zu einer seiner Symphonien, was viele Forscher mit Joseph Haydns Werken in Zusam- menhang brachten und diese als Vorbild für Mozart darstellen ließ. Doch bei Haydn wird man selten solch einen düsteren Symphoniebeginn ent- decken. Auch das nachfolgende Allegro spiritoso bleibt düster: General- pausen hemmen brüsk den musikalischen Fluss und lassen gespenstische Leere entstehen. Doch immer wieder klingt grimmige Aufbruchstim- mung an, wie aufgesetzte Freude, die sich in lauten Akkordrepetitionen und Paukenwirbeln austobt und an Händels „Halleluja“ aus demMessias erinnert. Endet der erste Satz seiner Linzer Symphonie nach diesem traurigen Be- ginn bereits wieder in einer Art gedämpfter Feststimmung, so beginnt der langsame Satz in F-Dur ( Andante ) fast ein wenig hölzern und steif im 6/8- Takt der Streicher. Dann aber bereichern die Hörner die Violinpassage mit jener sehnsuchtsvollen Klangfarbe, die beinahe schon eine romantische Welt eröffnet, und führen das Streichermotiv fort. Diese in wenigen Tak- ten erzeugte Atmosphäre zwischen zarter Wehmut und Melancholie prägt das gesamte Andante, dem hin und wieder durch Molltrübungen auch ein düsterer Unterton beigegeben wird. Auffallend ist, dass nicht nur im Kopfsatz die düsteren Oktavrepetitionen zu vernehmen sind, sondern dass dieses Motiv in allen Sätzen zu finden ist und diese Oktaven gleich einem retardierenden Moment den komposi- T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG M AI 2009 6 Alte Kapelle Die Anfänge der Stiftskirche Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle verlieren sich im Dunkel der Geschichte. Urkundlich fassbar wird die Alte Ka- pelle im Jahre 875 durch eine Schenkungsurkun- de König Ludwigs des Deutschen, der an dieser Stelle eine Pfalzkapelle errichten ließ. Der heilig- gesprochene Kaiser Heinrich II. ersetzte die Anla- ge im frühen 11. Jahrhundert durch einen Neu- bau, der sich bis heute erhalten hat. Nur die Ost- teile wurden 1441/52 durch einen sehr viel größe- ren spätgotischen Chor ersetzt. Der Innenraum überrascht durch eine unerwartet prächtige Ausstattung im Stil des Rokoko. Ab 1747 arbeiteten hier der Wessobrunner Stukka- teur Anton Landes, die Augsburger Maler Chri- stoph Thomas Scheffler und Gottfried Bernhard Götz sowie der Regensburger Altarbauer und Bildschnitzer Simon Sorg. Aus ihremZusammen- wirken entstand eine Dekoration, deren rau- schender Glanz seinesgleichen sucht und dem Bau einen würdigen Platz in der Reihe der süd- deutschen Rokokokirchen sichert.

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