Tage Alter Musik – Programmheft 2010

Grandios, draufgängerisch und beim nächsten Strich ganz zart besaitet, mit intensivem Strich und federndem Schritt ging es durch Allemande, Gigue, Chaconne...“, so lautet nur eine der vielen euphorischen Kritiken über das Gambenspiel eines der herausragenden Vertreter dieses Instruments. Zum ersten Mal gastiert der italienische MeistergambistPaolo Pandolfo bei den Tagen Alter Musik. Seit 20 Jahren ist er Professor für Gambe an der Schola Cantorum Basiliensis in der Nachfolge Jordi Savalls. Beim spanischen CD-Label Glossa erschien eine Reihe von Aufnahmen, die beste Kritiken erhielten und mit zahlreichen Preisen dekoriert wurden. Die jüngste Aufnahme mit Abels „Drexel-Manuskript“ erhielt 2009 den renommierten französischen Diapason D’Or und ist für den BBC Music Magazine Award als beste CD-Einspielung des Jahres 2010 nominiert. Die aus Chicago stammende CembalistinMitzi Meyerson gastiert schon zum dritten Mal bei den Tagen Alter Musik. Sie studierte in Chicago und am Oberlin-Konservatorium. Danach übersiedelte sie nach London und gründete zusammen mit der Geigerin Monica Huggett und der Gambistin Sarah Cunningham das Trio Sonnerie. Mit diesem Ensemble hat sie weltweit zahlreiche Konzerte gegeben und für das Label ASV Gaudeamus mehrere CDs eingespielt. Sie ist eine vielgefragte DuoPartnerin, spielt in mehreren Ensembles und gibt zahlreiche Solorecitals. An der Berliner Universität der Künste hat sie eine Professur inne. Sie hat bei nahezu 50 CD-Produktionen mitgewirkt, u. a. als Continuo-Cembalistin bei Europa Galante mit Fabio Biondi (opus 111), und sie hat viele Solo-Alben mit Cembalowerken von Buxtehde, Duphly, Forqueray (Gesamtwerk), Johann Caspar Ferdinand Fischer (Gesamtwerk) eingespielt. Für die Aufnahme der kompletten Cembalosuiten von Georg Böhm und die Doppel-CD „Musique de salon“ mit Werken von Claude-Bénigne Balbastre erhielt sie den Preis der deutschen Schallplattenkritik. Ihre jüngste Veröffentlichung erschien 2009 mit der Gesamteinspielung von Gottlieb Muffats „Componimenti Musicali“ für das CD-Label Glossa. Zum Programm: J. S. Bachs Gambensonaten J. S. Bach hatte während seiner Weimarer Zeit Konzerte Vivaldis kennengelernt und sich Stil und Form der neuen Gattung in den Transkriptionen für Cembalo bzw. Orgel angeeignet. Aber erst in Köthen bot sich ihm die Gelegenheit, selbst Konzerte zu komponieren. Doch damit nicht genug: Schon in Weimar hatte Bach gelegentlich die Möglichkeit erprobt, die Konzertform auf andere Gattungen zu übertragen, und war hierbei zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangt. Nun setzt er diese Technik in einem viel größeren Ausmaß, als dies in Weimar der Fall war, fort. Ein hervorragendes Beispiel dafür liefert die Gamben-Sonate in g-Moll BWV 1029. Sie ist nach dem Vorbild des italienischen Solo-Konzerts dreisätzig angelegt (schnell – langsam – schnell) wie nur wenige andere Sonaten Bachs, folgen doch die meisten – auch die anderen beiden Gamben-Sonaten (G-Dur BWV 1027 und DDur 1028) – dem traditionellen viersätzigen Aufbau mit einem langsamen Satz zu Beginn. Aber auch in den beiden Ecksätzen der g-MollSonate folgt Bach dem konzertanten Prinzip. Schon das Thema des ersten Satzes erinnert mit seiner vorwärtsdrängenden Verve und seiner typisch italienischen Anlage an Vivaldi. Die Konzertform tritt besonders deutlich im letzten Satz zutage: Die „Tutti-Ritornelle“ sind fugisch angelegt und basieren ausschließlich auf dem Hauptthema, die „Solo-Episoden“ heben sich durch kontrastierende Thematik und homophoTAGEALTERMUSIKREGENSBURG MAI2010 10 Paolo Pandolfo, Viola da gamba (Basel) Musik des 17. und 18. Jahrhunderts für Viola da gamba und Cembalo Mitzi Meyerson, Cembalo (Berlin) Samstag, 22. Mai 2010, 11.00 Uhr (Matinee) Reichssaal , Rathausplatz Mitzi Meyerson Paolo Pandolfo Foto: Evy Ottermans

RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=