Tage Alter Musik – Programmheft 2010

Das international besetzte Vokal- und Instrumentalensemble A Corte Musical wurde 1998 in der Schweiz gegründet. Es hat es sich zur Aufgabe gemacht, vor allem die vergessene Musik portugiesischer Komponisten des 16. und 17. Jahrhunderts wieder aufzuführen. Der Name der Gruppe ist portugiesisch und bedeutet „der musikalische Hof“. Er soll an die machtvolle Dynastie der Musiker-Könige von Portugal erinnern, die eine der besten und umfangreichsten Musiksammlungen in Europa besaßen. Unter der Leitung des in Brasilien geborenen und an der Schola Cantorum Basiliensis ausgebildeten Rogério Gonçalveshat sich das EnsembleACorte Musical einen exzellenten Ruf in der Alte-MusikSzene erworben. Herausragendes Merkmal ist der erfrischende, zupackende und virtuose Musizierstil. Seine beiden jüngsten CD-Veröffentlichungen („Musik des katalanischen Barockkomponisten Francesc Valls“ und „Flores de Lisboa“) wurden mit angesehenen Preisen dekoriert. Rogério Gonçalveswurde in Londrina (Brasilien) geboren. Ab 1990 studierte er Renaissanceund Barockfagott bei Claude Wassmer und Musik des Mittelalters bei Randall Cook und Kenneth Zuckermann an der Schola Cantorum Basiliensis. Von 1995 bis 1999 erwarb er das Diplom fürAlteMusik (Barock- und klassisches Fagott) amCentre deMusiqueAncienne de Genève bei Lorenzo Alpert. Er ist ein sehr gefragter Fagottist und Mitglied verschiedener Ensembles, z.B. The Netherlands Bach Society (Jos van Veldhoven), Ensemble Elyma (Gabriel Garrido), L’Orfeo Barockorchester (Michi Gaigg), Cappella della Pietà de’ Turchini (Antonio Florio), La Grande Ecurie et la Chambre du Roy (Jean-Claude Malgoire) und Les Musiciens du Louvre (Marc Minkowski). Er war künstlerischer Berater bei mehrerenMusikfestivals: Festival „Les Baroqueries“ 2003 (Genf), Festival „Les Goûts Réunis“ (Lausanne - Schweiz) und „Festival d’Ambronay“ 2005 (Frankreich). Seine Lehrtätigkeit ist in zahlreichen Meisterkursen dokumentiert. Zum Programm: Flores de Lisboa (Blumen aus Lissabon) Nach der Entdeckung Brasiliens im Jahre 1500 und nach einer Zeit außergewöhnlicher wirtschaftlicher und politischer Prosperität machte Portugal am Ende des 16. Jahrhunderts eine schlimme politische Krise durch, verbunden mit einer Werte- und Identitätskrise, deren Wirkungen überall in seiner Kultur zu spüren waren. Die Probleme begannen in Lissabon am 1. Januar 1554 mit dem Tod des jungen Thronerben Dom João I. genau zwei Wochen nach der Geburt seines einzigen Sohnes Dom Sebastião. Aber sie wurden schlimmer mit dem Tod von Sebastião selbst im Jahre 1578 in der Schlacht von K’sar el Kebir in Nord-Marokko, der zu einer ernstlichen Thronfolgekrise führte, da es keinen geeigneten Erben gab, der seinen Platz einnehmen konnte. Der König von Spanien, Philipp II., erhob dann Nachfolge-Anspruch auf den vakanten Thron. Das Ergebnis war, dass die beiden Halbinsel-Königreiche von 1580 an unter der Herrschaft der spanischen Krone zusammenkamen. Lissabon, die große kosmopolitische Hauptstadt, wurde zu einer Provinzstadt ohne jeden Einfluss auf die Granden spanischen Blutes, die vom konservativen, ultrakatholischen Madrid aus regierten. Während dieser Zeit verlor die Stadt ihre ökonomische Dynamik und auch viele ihrer Einwohner, deren Anzahl auf unter 150000 fiel. Die Vereinigung der beiden Königreiche und die wirtschaftliche Krise, die Portugal als deren Ergebnis erlitt, verursachte den Auszug mehrerer guter Musiker, die im benachbarten Spanien schon bekannt waren und bewundert wurden. Ihre Reputation wird von einer Anzahl spanischer Zeitgenossen attestiert. So schrieb Luis Milan in der Widmung zu seiner Vihuela-Abhandlung El Maestro : „...das Meer, wo ich dieses Buch gelassen habe, ist das Königreich Portugal, welches das Meer der Musik ist, weil die Portugiesen Musik sehr hoch schätzen und viel davon verstehen...“ In ähnlicher Weise sprach 1595 der spanische Chronist Fray Hierónimo Román in einem seiner Werkevon „...den Portugiesen, die uns in der Qualität übertreffen sowohl ihrer Instrumentalmusik als auch ihrer Vokalmusik für das Officium, was ihnen einen Ehrenplatz in der katholischen Kirche gibt...“ So kam es dazu, dass diese EmigrantenKomponisten begehrte Posten im Dienst einiger der angesehensten spanischen Kathedralen und musikalischen Einrichtungen übernahmen. Dies war der Fall bei den aus Lissabon stammenden Manuel Machado und Frater Manuel Correa, die den größeren Teil ihres Lebens in Spanien verbrachten, wie auch bei Manuel Rodrigues Coelho, der einige Jahre lang Organist am Dom von Badajoz war. Manuel Machado (ca. 1590, Lissabon – 1646, Madrid) studierte am Colégio da Claustra des Doms von Lissabon bei dem berühmten Duarte Lobo (1565-1646). Als namhafter Instrumentalist (vornehmlich als Harfenist) zog er nach Spanien und wurde 1610 Musiker der königlichen Kapelle in Madrid, wo sein Vater, Lope Machado, schon Harfenist war. Im Jahre 1639 wurde er zusätzlich Kammermusiker am Hofe Philipps III. und im Jahre 1642wurde er „für seine langenDienstjahre“ belohnt. Sehr wenige Werke von Machado sind erhalten geblieben. Alle vertonen spanische Texte und weisen reiche und oft überraschende Harmonien auf. Seine Kompositionen finden sich in den wichtigsten Liederbüchern seiner Zeit, wie z.B. demCancionero de la Sablonara , was auf seine beachtliche Popularität hinweist. Manuel Correa (da Veiga) (ca. 1600, Lissabon – 1653, Saragossa) war der Sohn eines Instrumentalisten in der herzoglichen capela in Vila Viçosa (Portugal). Er folgte seinem Vater in diese Einrichtung (als Sänger) im Jahre 1616, zu der Zeit, als sie von demmestre de capelaRoberto Tornar geleitet wurde, der auch der Musiklehrer des Herzogs João von Bragança (1604-56) war. Manuel Correa studierte daneben bei Felipe de Magalhães (Mitglied der königlichen Kapelle von 1603 bis zu seinem Tode im Jahre 1652) und emigrierte dann nach Spanien, wo er für den Rest TAGEALTERMUSIKREGENSBURG A Corte Musical (Schweiz) MAI2010 Montag, 24. Mai 2010, 11.00 Uhr (Matinee), Reichssaal , Rathausplatz Leitung: Rogério Gonçalves 38 A Corte Musical Flores de Lisboa – Canções, Romances e Vilancicos portugueses Musik des 17. Jahrhunderts portugiesischer Komponisten Rogério Gonçalves

RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=