Tage Alter Musik – Programmheft 2010

Das EnsembleTasto Soloum den Organisten Guillermo Pérezist so etwas wie ein Trendsetter auf demGebiet der Musik für Tasteninstrumente des 15. Jahrhunderts, und seine Interpretationen zählen zum Innovativsten auf dem Gebiet der spätmittelalterlichen Musik. Hier erhält Instrumentalmusik des Mittelalters ein ganz neues Klanggewand, das zum einen durch die Kombination nahezu „unerhörter“ Instrumente entsteht, zum anderen durch die gekonnte Improvisationspraxis der Musiker zuweilen ganz modern klingt. Tasto Solo macht deutlich, wie farbig die Instrumentalmusik im Mittelalter gewesen sein kann und welch hohe Kunst zwischen Kirche, Hof und Wirtshaus gepflegt wurde. Die Arbeit des Ensembles wurde 2006 mit dem ersten Preis beim International YoungArtists-Presentation-Wettbewerb in Antwerpen gewürdigt. Die erste CD erschien 2009 beim belgischen Label Passacaille und ist Conrad Paumann gewidmet, dem „Meyster ob allen Meystern“. Zum Programm: Das Buxheimer Orgelbuch und das Lochamer Liederbuch gehören zu den wichtigsten Quellen für die Instrumentalmusik einer Zeit, die, imUnterschied zur vorherrschenden Vokalmusik, bis dahin kaum richtig aufgeschrieben, sondern zumeist mündlich tradiert wurde. Musikhistorisch sind diese Handschriften, die in den Staatsbibliotheken von München und Berlin liegen, inzwischen aufgearbeitet, doch gab es bislang, so Guillermo Pérez , Leiter vonTasto Solo , kaum eine angemessene musikalische Umsetzung. Im Lochamer Liederbuch, das zwischen 1452 und 1460 datiert ist, sind 50 ein- bis dreistimmige Lieder in verschiedenen Varianten enthalten, die hauptsächlich von Frater Jodocus von Windsheim aufgeschrieben wurden. Den Namen erhielt die Handschrift nach einem ihrer ersten Besitzer, dem Nürnberger Patrizier Wolflein von Lochamer. Diese Liedersammlung, in der Stücke teilweise konkret spätmittelalterlichen Autoren zugeordnet werden können, dokumentiert das Entstehen weltlicher Lieder gegenüber den geistlichen Gesängen. In diesem Liederbuch gibt es auch einen Instrumentalteil, und das sind die 31 Orgeltabulaturen, dieConrad Paumann zugeschrieben werden und die sich auch unter dem Titel „Fundamentum organisandi“ ebenso im Buxheimer Orgelbuch befinden. Dieser Codex ist um 1460/1470 entstanden und gilt mit seinen 256 Originalkompositionen und Bearbeitungen verschiedener Komponisten der Zeit als die wichtigste Quelle für Musik für Tasteninstrumente. Betrachtet man diese vielfältigen Kompositionen, die ja nur einen kleinen Einblick geben können, so kann man erahnen, wie komplex die Musik der Zeit gewesen sein muss. Die Orgel war dabei noch nicht als Kirchenmusikinstrument spezifiziert und es wurden darauf zum Beispiel auch Liedbearbeitungen gespielt. Die Musikwissenschaftler haben die Quellen bisher überwiegend unter dem Gesichtspunkt „Vorform der Orgelmusik“ betrachtet, als, so Pérez, „ersten, zaghaften Gehversuch eines noch jungen, unerfahrenen Genres“, eine „frische Betrachtung hingegen zeige, dass hier Dokumente das Glück hatten, die Zeit zu überdauern, die TAGEALTERMUSIKREGENSBURG Tasto Solo (Spanien) MAI2010 Montag, 24. Mai 2010, 14.15 Uhr Schottenkirche St. Jakob , Jakobstraße 40 Tasto Solo Foto: Diego Pérez Meyster ob allen Meystern – Conrad Paumann und die deutsche Tasteninstrumenten-Schule Mitte bis Ende des 15. Jahrhunderts Tabulaturen aus dem Buxheimer Orgelbuch und dem Lochamer Liederbuch David Catalunya, Clavisimbalum Andrés Alberto Gómez, Orgel Reinhild Waldek, Gotische Harfe Leitung & Organetto: Guillermo Pérez Guillermo Pérez Foto: S. Schweiger

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