Tage Alter Musik – Programmheft 2011

von Suiten, Sonaten, Konzerten und Kantaten. Auf der Opernbühne gehörte die Musette als das beliebteste pastorale Instrument etwa 100 Jahre zum festen Inventar. Der Gegensatz zwischen einem idyllischen Dasein und einer überfeinerten, verderbten Zivilisation bewegt die abendländische Gesellschaft nicht erst heute. In der Zeit des Barock kommen Gesellschaftsschäfereien in Mode; Kostümfeste, die gelehrte und literarische Zirkel veranlassen, ihre Gedanken in der Rolle von Hirten auszutauschen. Noch Goethe wird 1787 in die Accademia degli Arcadi aufgenommen, eine Gesellschaft, deren Mitglieder sich unter Schäfernamen in freier Natur zum literarischen Diskurs treffen. Das Schäferspiel wird in Theater, Ballett und Oper Lieblingsthema der Zeit: Bühnenbild und Ausstattung, Kostüm und Tanz, Dichtung und Musik wirken zusammen, um ein elysisches Zauberreich zu schaffen. Schon in der Antike wird Arkadien (das dem Traum vom einfachen Glück, Einheit mit der Natur, Erinnerung an die verlorene Unschuld, Muße, Frieden und Liebe entspricht) zum poetischen Thema als unwirkliche Landschaft friedlicher Hirten erhoben. Schäferdichtung gab es vom 15. - 18. Jahrhundert in Italien, Spanien, Frankreich, England und Deutschland. Das berühmteste Beispiel ist wohl Il Pastor Fidovon Giovanni Battista Guarini (1589), dessen Roman sogar ins PersiTAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI2011 17 St.-OswaldKirche Die gotische Kirche des 1318 erstmals erwähnten „Spitals auf Turnau“ wurde von Friedrich Auer und Karl Prager gestiftet und in der Folgezeit vom reichen Patriziergeschlecht der Auer reich beschenkt. Sie ist dem hl. Oswald, dem Patron der Pilger und Reisenden, besonders aber der Kreuzfahrer, geweiht und steht an der Einmündung des Vitusbacharmes in die Donau, am sogenannten Weißgerbergraben, dem ehemaligen Graben der frühmittelalterlichen Stadtmauer (um 920 von Herzog Arnulf von Baiern errichtet). Hier waren Gerber ansässig, die das feine, weiße Leder herstellten. 1553 wurde St. Oswald vom Rat der Stadt an die protestantische Kirche übergeben, 1708 barockisiert. Dabei entstand eine für Bayern einmalige „Bilderpredigt“ an Decke und Emporen: „Des Herren Wort bleibt in Ewigkeit“. 1750 errichtete hier der Regensburger Orgelbauer Franz Jakob Späth seine heute einzig erhaltene Barockorgel (a = 468 Hz), eine von maximal fünf original erhaltenen Barockorgeln Bayerns. Die letzte Restaurierung von Kirche und Orgel, bei der die Orgelmodernisierung von 1958 rückgängig gemacht wurde, war am 6. 10. 1991 abgeschlossen. Titelbild des ‘Traité de la musette’ (1672), Hg. Borjon de Scellery, Thomas Blanchet PRESSE -ALMANACH NEU: Der PRESSE-ALMANACH zum Festival 2010 mit zahlreichen Fotos und Rezensionen ist erschienen. Zum Preis von 2,50 euro ist er ebenso wie die Presse-Almanache von 1984 bis 2009 erhältlich im Informationszentrum im historischen Salzstadel neben der Steinernen Brücke.

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