Tage Alter Musik – Programmheft 2011

den Worten John Hawkins’ auszudrücken: „His music is the language of nature”. Harmonische Schönheit vereint sich in Corellis Concerti Grossi mit dem Prinzip des Kontrasts: im Zwiegespräch des Concertino (der Soloinstrumenten-Gruppe) mit dem Ripieno (Orchester-Tutti). Keine extremen Tempo-Kontraste, aber rhythmische Vielfalt zeichnen den französischen Stil des Geigers und Cembalisten Jean-Féry Rebel aus, der als batteur de mesure bei den 24 Violons du Roi am Hof von Versailles und im Orchester der opéra wirkte. Seine 1715 in Paris erschienene Komposition „Les Caractères de la Danse“ ist eine Präsentation von nahezu allen populären französischen Tänzen der Zeit und wurde auch außerhalb Frankreichs erfolgreich gespielt (z. B. 1725 unter Händels Leitung in London). Erhalten ist neben dem französischen Erstdruck eine handschriftliche Kopie des Konzertmeisters der Dresdner Hofoper, Johann Georg Pisendel. Zu den Komponisten, die dem illustren Pisendel Werke widmeten, zählte neben Vivaldi und Telemann auch Tomaso Albinoni, der sich selber als „Musico di violino, dilettante Veneto“ bezeichnete. Anders als im römischen Concerto grosso steht in der typischen venezianischen Konzertform ein einzelner Solist dem Orchester gegenüber. Albinoni war einer der ersten italienischen Komponisten, der den Solo-Part der Oboe und nicht der üblicheren Violine anvertraute. Während er in den Oboenkonzerten op. 7 von 1715 das aus Frankreich stammende Holzblasinstrument noch eher trompetenhaft einsetzte, lotete er 1722 in op. 9 nun auch die expressiven Qualitäten der Oboe aus: Im Adagio weben die Streicher einen arpeggierenden Klangteppich, über den sich das kantable Oboensolo erhebt. Diese modernere Schreibweise wurde bald darauf von Händel in seinen Concerti grossi op. 3 erfolgreich kopiert. Georg Philipp Telemann (der übrigens selber Oboe spielte) konnte sich elegant in den verschiedenen musikalischen Nationalstilen bewegen und deren Elemente miteinander kombinieren. Aus der französischen Ouverturensuite, einst typische Hofmusik, konzipierte er für das bürgerliche Publikum eine neue, abwechslungsreiche Unterhaltungsmusik. So knüpft er in der Ouverture à 7 an die alte venezianische Tradition der Doppelchörigkeit an und stellt der vierstimmigen Streichergruppe drei Oboen und ein Fagott dialogisch gegenüber. Zusätzlich garniert er die Suite mit temperamentvollen und humoristischen Sätzen (Harlequinade und Bourrée en trompette) und ausdrucksstarken Programmstücken wie der Sommeille, deren tiefes C in den Celli nur eines ausdrückt: „Schlaf“. TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI2011 21 Neuhaussaal Der Bau des Stadttheaters mit dem Neuhaussaal wurde unmittelbar nach der Säkularisation vom neuen Stadtherrn, dem Kurfürsten und Erzkanzler Carl von Dalberg, in Auftrag gegeben. Der Architekt d'Herigoyen schuf das Stadttheater im Jahr 1804. Nach einem Brand wurde es 1849 in etwas veränderter Form wiederaufgebaut. Ein Mittelteil mit Dreiecksgiebel und seitliche Balkone zeichnen den Bau aus, der eine reiche Theatergeschichte schreibt. Der klassizistische Neuhaussaal kann auf eine reiche Konzert- und Ballgeschichte zurückblicken. Jean-Fery Rebel AUSFÜHRENDE HARMONY OFNATIONSBAROQUEORCHESTRA Fani Vovoni, Johannes Heim, Clara Mühlethaler, Jana Chytilova, Helena Zemanova Violine I Huw Daniel, Katarina-Bengtson, Roswitha Dokalik, Ulrike Cramer Violine II Magdalena Malecka, Michal Dusek Viola Lucy Scotchmer, Gyöngy Erödi Violoncello Riccardo Coelati Rama Kontrabass Molly Marsh Oboe Luise Haugk Oboe, Taille Katrin Lazar Fagott Raphaël Collignon, Christian Kjos Cembalo, Orgel PROGRAMM HENRYPURCELL Suite aus der Theatermusik „The Virtuous (1659-1695) Wife”* und „The Gordian Knot Unty’d”** Ouverture* - Song Tune* - Jig ** - Slow Air* - Air* - Hornpipe* - Air ** - Chaconne ** - Menuet* ARCANGELOCORELLI Concerto grosso c-Moll opus 6/3 (1653-1713) Largo – Allegro – Grave – Vivace – Allegro JEAN -FERYREBEL Les Caractères de la Danse (1666-1747) Prelude – Courante – Menuet – Bourrée – Chaconne – Sarabande – Gigue – Rigaudon – Passepied – Gavotte – Sonate – Loure – Musette – Sonate PAUSE TOMASOALBINONI Konzert für Oboe, Streicher und Basso (1671 – 1751) continuo d-Moll opus 9/2 Allegro e non presto – Adagio – Allegro GEORGPHILIPPTELEMANNOuvertüre C-Dur für drei Oboen, Streicher (1681-1767) und Basso continuo TWV 55/C6 Ouverture – Harlequinade – Espagniol – Bourrée en Trompette – Sommeille – Rondeau – Menuet I-II – Gigue Wir danken der Meisterwerkstätte für historische Tasteninstrumente, Rainer Kist, 33607 Bielefeld, für die freundliche Bereitstellung des Cembalos. Wir danken der Universität Regensburg (Fachbereich Musikpädagogik) für die freundliche Bereitstellung der Truhenorgel. Cover der CD “Les Caractères de la Danse” von Harmony of Nations

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