Zum Programm: Als wahrer Schatz ist das Ergebnis zu bezeichnen, welches das Ensemble durch seine gründliche philologische Arbeit den Konzertbesuchern im heutigen Konzert bietet: von den virtuosen Madrigalen des Codex Squarcialupi über die lebhaften monodischen Ballate des Codex Rossi und den Motetten des J. Ciconia bis hin zu den von inniger Religiosität tönenden Laudi. Der Teil, der sich außerhalb der chronologischen Grenzen des 14. Jahrhunderts befindet, umfasst die Ballate des Codex Canonici, in dem sich zwischen den unbekannten Namen viele bedeutende, wie jener von Dufay, finden lassen. Wer sich die Welt der mittelalterlichen Musik eintönig und eindimensional vorstellt, wird von diesem Programm mit Musik des italienischen Trecento und Quattrocento angenehm überrascht sein: Es spannt einen klangreichen Bogen von den majestätisch strengen Harmonien der mehrstimmigen Messe bis zu den verfeinerten höfischen Madrigalen und Ballaten. Das Konzert beginnt mit der „Lauda Altissima Stella Lucente“, einer Hymne auf die Gottesmutter Maria. Es folgen Teile einer harmonisch bemerkenswerten Messvertonung von Johannes Ciconia mit Gloria, Credo und Sanctus, deren Stil ein Zeitgenosse als „Mediolanus“, „aus Mailand kommend“, bezeichnete. Von Gherardello da Firenze stammt das Agnus Dei, ein Beispiel für den frühen Stil des Trecento-Repertoires. In diesen liturgischen Ablauf sind instrumentale Improvisationen eingeflochten. Der zweite Teil des Konzerts beinhaltet Stücke, die im „dolce stile novo“ („süßer neuer Stil“) vertont wurden, einer im Norditalien des 13. und 14. Jahrhunderts entstandenen literarischen Bewegung, die ihre höchste Blüte bei Dante Alighieri (1265-1321) fand. Kennzeichnend für diesen von zahlreichen und oft anonymen Autoren imitierten Stil der Liebeslyrik ist ein Reichtum an Bildern, lebhaften Farben und Symbolen, in denen die Liebe detailliert und in einer nahezu unendlichen Reihe raffinierter Facetten thematisiert wird. © Lorenza Donadini TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI2011 43 PROGRAMM ANONYM Altissima stella lucente (Lauda) Florenz, Laudario Magliabechiano II, I, 122 ANONYM Kyrie (Rondello) Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, ms. urb. lat. 1419 Kyrie instrumental JOHANNESCICONIA Gloria Bologna, Civico Museo Bibliografico Musicale, Q15 Gloria instrumental JOHANNESCICONIA Credo Bologna, Civico Museo Bibliografico Musicale, Q15 Sanctus instrumental MEDIOLANO Sanctus (Ende des 14. Jhs.) Oxford, Bodleian Library, Can. Pat. lat. 229 Agnus Dei instrumental GHERARDELLO DAFIRENZEAgnus Dei (ca. 1320-1362) Modena, Biblioteca Estense, ms. a M 5.24 ANONYM Deo gratias Parma, Biblioteca Palatina, MS 983 JACOPO DABOLOGNA O ciecho mondo (instrumentale Version) (ca. 1340-1360) Florenz, Panciatichiano 26 – Faenza, Bibl. Comunale Manfrediana 117 JACOPO DABOLOGNA In verde prato (Madrigal) Florenz, Panciatichiano 26 FRANCESCOLANDINI Non arà ma pieta (instrumentale Version) (1325-1397) Faenza, Bibl. Comunale Manfrediana 117 ANONYM Lucente stella (Ballata) Rom, Codice Rossi 215 FRANCESCOLANDINI Vaga fanciulla (Ballata) Florenz, Panciatichiano 26 ANONYM O bella rosa (instrumentale Version, Intabulierung von Marc Lewon) JACOPO DABOLOGNA Lo lume vostro (Madrigal) Florenz, Squarcialupi 87 ANDREA DAFIRENZE Per fanciulleça tenera (Ballata) (um 1375-1415) Florenz, Squarcialupi 87 FRANCESCOLANDINI Che pena è quest’al cor (instrumentale Version) Faenza, Bibl. Comunale Manfrediana 117 – Florenz, Squarcialupi 87 PAOLO DAFIRENZE Godi Firençe (Madrigal) (ca. 1355-1436) Paris, Nationalbibliothek, fonds italien 568 Grabstein von Francesco Landini AUSFÜHRENDE ENSEMBLEPERLARO Agnieszka Budzinska-Bennett Gesang Giovanni Cantarini Gesang Lorenza Donadini Gesang, Leitung Marc Lewon Laute, Gesang Elizabeth Rumsey Fidel Uri Smilansky Fidel Dante Alighieri
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