Tage Alter Musik – Programmheft 2011

TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI2011 7 Zum Programm: Zu Beginn des Eröffnungskonzerts der diesjährigen Tage Alter Musik erklingt Johann Sebastian BachsOboe d’amore-Konzert in A-Dur, BWV 1055 . Dieses Konzert liegt eigentlich nur als Cembalokonzert vor, doch sprechen viele Aspekte dafür, dass es sich dabei um eine Bearbeitung eines Konzertes für Oboe d’amore handelt. So der Ambitus, die mangelnden violinistischen Elemente, weshalb die Geige als ursprüngliches Soloinstrument nicht in Frage kommt, und die Tatsache, dass Leipzig in den 20er Jahren des 18. Jhs. eine Hochburg für den Bau dieses Instrumentes, der Oboe d’amore, war. Die Form des Anfangssatzes beruht auf zwei Prinzipien. Das eine ist das Alternieren zwischen dem Ritornell (von dem oft nur die markante Eingangsphrase zitiert wird) und einem Solothema von gegensätzlichem Charakter, das gleich bei seinem ersten Eintritt den Umfang der Oboe d’amore nach der Tiefe voll ausnutzt. Überlagert wird dieses konzerteigene Aufbauprinzip durch eine von Anfang bis Ende festgehaltene Gliederung in Achttaktgruppen von wechselnder innerer Struktur. Das Resultat ist eine Durchdringung der Konzertsatzform mit dem periodischen Gesetz des Tanzsatzes, die in Bachs Konzert-Œuvre keine Parallele hat. Im Mittelsatz gibt der am Anfang stehende chromatische „Lamento-Bass“ den Grundaffekt an, der in der ausdrucksvollen Linienführung der Oboenstimme aufgenommen wird. Bach hat die Solostimme in der CembaloFassung dieses Satzes noch stärker mit Koloraturen versehen. Im Autograph sind diese Änderungen aber als nachträgliche Korrekturen erkennbar, so dass sich die schlichtere Führung der Oboenstimme wiederherstellen lässt. Der Schlusssatz verbindet konstruktive Dichte mit schwungvoller Rhythmik, die an den Tanztypen Passepied und Gigue orientiert sein könnte. Dem Fest Christi Himmelfahrt, das liturgisch gesehen zum Osterfestkreis gehört, hat sich Johann Sebastian Bach in seinem Kirchenmusikschaffen besonders häufig gewidmet: drei Kantaten (BWV 37, 128 und 43) und ein Oratorium (BWV 11) zu diesem Fest finden sich im Werkverzeichnis – dies jedenfalls sind die erhaltenen Kompositionen. Sie sind Teil der ersten drei Kantatenjahrgänge (1723-24, 1724-25, 1725-26), während das 1735 entstandene Oratorium den Abschluss des oratorischen Schaffens von Bach bildet. DasHimmelfahrtsoratoriumist das dritte und letzte Oratorium des Komponisten und wurde wahrscheinlich am 19. Mai 1735 erstmals aufgeführt. Das Werk, das in der Gesamtausgabe der Bach-Gesellschaft (1852) wegen seiner Kürze unter dem IncipitLobet Gott in seinen Reichen fälschlich als Kantate erfasst wurde, ist nach dem Vorbild derHistoria gestaltet, der Erzählung einer biblischen Geschichte durch den Evangelisten; für diese Rolle hat der unbekannte Textdichter, der sich auf das Lukas- und das Markus-Evangelium stützt, einen Tenor vorgesehen. Der Bachforschung kam es sehr zustatten, dass sie neben dem in Berlin archivierten Partiturautograph neuerdings auch über die Instrumental- und Vokalstimmen in Originalfassung verfügt, die in Krakau aufgefunden wurden (deshalb erschien die Komposition in der kritischen Neuen BachAusgabe zweimal, 1978 und 1983); sie konnte nachweisen, dass nur der Mittelchor (Nr. 6), die vier Auftritte des Evangelisten (Nr. 2, 5, 7, 9) und die beiden Rezitative (Nr. 3 und 8), jeweils mit zwei obligaten Querflöten, Originalkompositionen sind, während es sich bei den entscheidenden und umfassenderen Stücken, dem Eingangs- und dem Schlusschor (Nr.1 und 11) und den beiden Arien (Nr. 4 und 10), um wiederverwendete und umgearbeitete Kompositionen aus früheren, verschollenen Kantaten handelt. Insbesondere im Fall der groß angelegten Choralbearbeitung, mit der das Oratorium schließt und der als cantus firmus die Choralmelodie Von Gott will ich nicht lassen zugrunde liegt, weisen Merkmale der autographen Partitur unmissverständlich darauf hin, dass es sich dabei um eine umgearbeitete frühere Komposition handelt, die – anders als die übrigen Stücke – einer verloren gegangenen Kirchenkantate entnommen ist. Die Arie Nr. 4 wiederum, die aus einer Kantate nach einem Text von Gottsched parodiert ist, hat Bach später in gekürzter Form imAgnus Dei der h-moll-Messe wieder verwendet. 999"*4$#!)551#",- 7/5*74/ % # , %. % # , '/%)56),6 % # , $1',)7 % # , #+'+0-' % # , "+4'*-4/ % # , )55)7 % # , %+4,*74/ % # , 7',-59-16 ,1/16)) 1( &)*-) 74%2)9-16 ,1/16)) +*-4 !)6-))16 564) % 4), !56 %-)69-16 )18- 1( '6-4'-6 )' !! ), & $ % & #& A ! && Regensburg im B ch Heidemarie Böcker Regensburg Stadtführer durch das UNESCO-Welterbe Der Stadtführer – erhältlich aufdeutsch, englisch, italienisch, französisch und spanisch – begleitet den Besucher auf ausgewählten Routen zu den Sehens-würdigkeiten und informiert über Museen, Galerien, Hotels und Restaurants. Außerdem: Tipps zu Cafés, Biergärten, Einkaufen, Kultur u.v.m. 96 S., zahlr. Farbabb. und Karten, Frz. 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