Tage Alter Musik – Programmheft 2012

La Compañia – The Renaissance Band war Gast vieler australischer Musikfestivals, hat zahlrei- che Rundfunk- und Fernsehaufnahmen ge- macht und gestaltet alljährlich eine eigene, fünf Konzerte umfassende Musikreihe im Melbour- ne Recital Centre. Diese Reihe war unter den „Top Five 2010 Classical Concerts“ in Australi- en. Die erste CD- Einspielung mit dem Titel „El Fuego“ erschien beim Label ABC Classical und enthält italienische und spanische En- semblemusik des 16. Jahrhunderts. Zu den diesjährigen Tagen Alter Musik erschien die neueste CD- Aufnahme mit dem Titel „Ay Portugal - Music from the Renaissance to the New World“. Siobhan Stagg ist eine von Australiens gefragte- sten Sängerinnen in der Alte-Musik-Szene. Sie hat zahlreiche Preise und Stipendien gewonnen, unter anderem den Ersten Preis im Meistersin- ger-Gesangswettbewerb in Graz (Österreich) im Jahr 2011 und ebenfalls 2011 in Australien den Ersten Preis des Wettbewerbs „Singer of the Year“ und den „Harold Fisher Prize“ der Uni- versität Melbourne. Als festes Ensemblemit- glied bei La Compañia ist sie auch auf der neuen CD „Ay Portugal“ zu hören. Sie arbeitet regelmäßig mit Australiens bestem Barockor- chester, dem Australian Brandenburg Orche- stra, zusammen. Im Herbst dieses Jahres wirkt sie bei einer Produktion von Monteverdis „L' Orfeo“ mit. Zum Programm: Das 16. Jahrhundert wird gerne als Spaniens ‚Goldenes Zeitalter’ bezeichnet. Politische Konso- lidierung und Reichtümer aus der Neuen Welt trugen zu einer Periode größerer musikalischer Aktivität und Gönnerschaft bei. Signifikant war die Zunahme von Instrumentalgruppen, die den Hauptkathedralen überall in Spanien zuge- ordnet waren. Einer der wichtigsten Festtage des Jahres war die Feier von Christi Geburt, bei der es üblich war, Werke in der Landessprache aufzuführen, die sich gewöhnlich mit pa- storalen Szenen beschäftigten, welche mit Weihnachten in Zusammenhang standen. Die drei Villanescas Espirituales von Francisco Guerrero (Maestro di Ca- pilla in Sevilla) - Qué buen año es el del çielo ; A un niño llorando und Nino Dios d'a- mor herido sind gute Beispiele für diese populäre und unterhaltsame Musik. Nao tragais borzeguis pretos ist eine dreitei- lige Komposition eines anonymen Kom- ponisten des 16. Jahrhunderts aus einer portugiesischen Sammlung, die in Paris in der Bibliothek der Schönen Künste unter dem Titel „Chansonnier Masson 56“ aufbewahrt wird. De los Alamos vengo und Morenica dame un beso von Juan Vasquez (1510 - 1560) stam- men aus einer Sammlung von Stücken, die von Miguel de Fuenllana für Stimme und Vihuela arrangiert wurden und auf 1554 datiert sind. Afuera, Afuera Que Sale und Dos Estrellas Le Siguen sind Werke des portugiesischen Komponisten und Instrumentalisten Manuel Machado (etwa 1590 - 1646), der hauptsächlich in Madrid lebte und arbeitete. Seine Musik war in gewisser Weise mit dem Theater und po- pulären Moden der Zeit verbunden. Seine Kom- positionsweise reflektierte die neue Barocktech- nik und zeigte einen Geschmack für populären Ausdruck voller Fröhlichkeit und Spontaneität. Gaspar Fernandes (etwa 1570-1629) war ein por- tugiesischer Komponist und Organist, der hauptsächlich in Mittelamerika wirkte. 1600 wurde er zum Maestro de Capilla an der Kathe- drale von Puebla ernannt und blieb dort bis zu seinem Tod im Jahre 1629. Während dieser Zeit trug er eine große Anzahl von Villancicos zu einer Handschrift bei, die sich jetzt in der Oaxa- ca-Kathedrale befindet und die umfangreichste erhaltene Sammlung säkularer Musik in der Neuen Welt darstellt. Hauptaufgabe der Bläser-Ensembles (von den Spaniern Ministriles und von den Italienern Pif- fari genannt) war es, für öffentliche zeremoniel- le Musik sowohl geistlicher als auch weltlicher Art zu sorgen, darunter auch Tanzmusik. Diese entwickelte im 16. Jahrhundert eine Form, die mehr dem vorwiegend akkordischen po- pulären Lied ähnelt. Ein Beispiel hierfür ist die Florentinische Tanzsuite , zusammengestellt von La Compañia aus verschiedenen Tänzen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Komponisten und Instrumentalisten waren zu jener Zeit ganz international und traten oft sowohl in ihren Hei- matländern als auch in fernen Ländern auf. Ad- rian Willaert ist ein Beispiel für diese Mobilität und kulturelle Flexibilität. Sein Cingari Simo ist eine Villanella aus der Mitte des 16. Jahrhun- derts. Ähnlich ist Sempre mi ride sta die Parodie eines neapolitanischen Straßenliedes, dessen Gebrauch rhythmischer Unregelmäßigkeiten die komische Natur des Textes hervorhebt. T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG M AI 2012 13 Siobhan Stagg Cover der CD “El Fuego” von La Compañia Minoritenkirche Das Regensburger Minoritenkloster wurde im Jahre 1226, im Todesjahr des hl. Franziskus gegründet. Aufgrund reicher Stiftungen konnte um die Jahrhundertmitte mit dem Neubau einer großen Ordenskirche, der Minoritenkirche, begonnen werden. Im ersten Jahrhundert seines Bestehens wirk- ten drei berühmte Mönche in diesem Klo- ster: der gelehrte Mystiker David von Augsburg (um 1240), der geistliche Dichter Lamprecht (gegen 1300) und der berühmte Volksprediger Berthold von Regensburg (gest. 1272). Die Minoritenkirche ist die größte Kirche des Franziskanerordens in Süddeutschland. Das frühgotische flachge- deckte Langhaus wurde um 1260/70 er- baut, der gewölbte Chor im 14. Jahrhun- dert. Die Wandmalereien des 14. bis 16. Jahrhunderts wurden in den letzten Jahr- zehnten freigelegt. Vor der Stelle, wo sich der Hochaltar befand, wurde das Grab Bertholds eingelassen.

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