Tage Alter Musik – Programmheft 2012

D ie walisische Stadt Brecon gab den Namen für das im Jahr 2007 gegründete Ensemble Brecon Baroque. Gründerin und musikalische Leiterin ist die Geigerin Rachel Podger, die seit Jahren zu den profiliertesten Vertreterinnen der historischen Aufführungspraxis zählt. Sie stu- dierte in Deutschland sowie in England an der Londoner Guildhall School of Music and Drama bei David Takeno und Michaela Comberti. Schon während ihres Violinstudiums engagierte sie sich im professionellen Ensemblespiel und gründete mit anderen Musikern das Palladian Ensemble und Florilegium, zwei von der Kritik hochgelobte Kammermusikformationen, die sich intensiv der Musik des 17. und 18. Jahrhun- derts widmen. Sie war von 1997 bis 2002 Kon- zertmeisterin des legendären „English Concert“ unter Trevor Pinnock. 2004 leitete Rachel Podger als Gast das Orchestra of the Age of Enligh- tenment auf einer erfolgreichen USA-Tournee mit Bachs Brandenburgischen Konzerten, ge- folgt von einem längeren Orchesteraufenthalt in Dartington und mehreren Konzertreisen durch Europa. Neben ihrer Tätigkeit mit dem OAE ar- beitet Rachel Podger als musikalische Leiterin mit den Ensembles Arte dei Suonatori (Polen) und Musica Angelica (USA) sowie mit dem Europe- an Union Baroque Orchestra und tritt mit der Academy of Ancient Music regelmäßig als Soli- stin auf. Außerdem hat sie sich bei erfolgreichen Solorecitals sowie in Klavierbegleitung von Gary Cooper in Nordamerika, Europa, Japan und Korea einen Namen gemacht. In Brecon lei- tet und bestreitet sie alljähr- lich zusammen mit ihrem Ensemble ein vielbeachtetes Barockmusikfestival. Ihre Gesamteinspielungen der Solosonaten und Parti- ten, der Sonaten für Violine und Cembalo und der Vio- linkonzerte von J. S. Bach zusammen mit Brecon Baroque für das Label Channel Classics weisen sie als eine vorzügliche Bach-Interpretin aus. Ebenfalls auf CD erschienen Telemanns zwölf Fantasien für Solovioline sowie zwölf Violin- konzerte von Antonio Vivaldi („La Stravagan- za“) mit dem polnischen Barockorchester Arte dei Suonatori. Diese Aufnahmen wurden mehr- fach mit renommierten Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Diapason d’Or und dem Gramo- phone Award. Mehrfach prämiert wurde eben- falls die Veröffentlichung der Gesamteinspie- lung von Mozarts Sonaten für Violine und Kla- vier mit Gary Cooper am Hammerflügel (u. a. Gramophone Editor’s Choice und drei Diapa- son d’Or). Rachel Podger ist Professorin für Barockvioline am Royal Welsh College of Music and Drama in Cardiff. Sie leitet regelmäßig Projekte mit Stu- denten an der Royal Academy of Music in Lon- don, wo sie die Position des 'Chair for Baroque Violin' hält sowie Ehrenmitglied ist. Der Cembalosolist in Bachs d-Moll-Konzert ist der junge in Den Haag und in Kattowitz ausge- bildete Marcin Swiatkiewicz. Er gibt regel- mäßig Konzerte u. a. mit dem Ensemble Dide- rot, Brecon Baroque, Divino Sospiro (Enrico Onofri) und der Capella Cracoviensis. Er ist Gründungsmitglied von Haag’sche Hofmuziek. Er hat bei verschiedenen CD-Produktionen mit- gewirkt und veröffentlichte eine Solo-CD unter dem Titel „Musikalisches Vielerley“ mit deut- scher Cembalomusik. Marcin Swiatkiewicz ist Preisträger verschiedener Musikwettbewerbe, u. a. des Moskauer Cembalowettbewerbs und des Telemann-Wettbewerbs Magdeburg. Zum Programm: Das Violinkonzert a-Moll BWV 1041 beginnt mit der reinen Ausprägung der Konzertsatz- form, deren Grundmodell Bach von Vivaldi übernommen hatte. Diese Form basiert auf dem Wechselspiel zwischen einem Tutti-Ritornell, das mit seiner mehrfachen, im Satzinneren nach anderen Tonarten versetzten Wiederkehr die Grundpfeiler des Satzes bildet, und den teils thematisch geprägten, teils figurativ gestalteten Partien, in denen das Soloinstrument der domi- nierende Faktor ist. Durch seinen thematischen Reichtum – neben dem Ritornell werden zwei Solothemen aufgestellt – und durch seine the- matische Arbeit mit Ritornellfragmenten stellt dieser Eröffnungssatz einen der kon- zentriertesten Sätze innerhalb des Bachschen Konzertoeuvres dar. Der dritte Satz gehört zu jenen Bachschen Konzert-Finali, die die Kon- zertform mit dem Fugenprinzip kombinieren. Das Ritornell ist hier als Fugendurchführung gebildet; in seiner kontrapunktischen Dichte kontrastiert es auf das wirkungsvollste mit den solistischen Abschnitten, in denen die Solovioli- ne ihre virtuosen Möglichkeiten ausspielen kann. Der Höhepunkt der virtuosen Entfaltung wird am Schluss der letzten Episode mit einer Art Solokadenz erreicht, in der Bach die soge- nannte Bariolage-Technik, einen raschen und ef- fektvollen Wechsel zwischen leeren Saiten und gegriffenen Tönen, verwendet. Beiden Ecksät- zen ist der gleichsam logisch-argumentative Formbau gemeinsam; durch ihn sowie durch die rhythmische Aktivität der auftaktigen Thematik erhält das gesamte Konzert einen Charakter von zielgerichteter Bewegtheit. Den ausgleichenden Ruhepunkt bildet der Andante- Mittelsatz, der eine in Bachs Konzerten häufig vorkommende Gestaltungsweise zeigt: Ein von einem charakteristischen Rhythmus geprägtes Bass-Ostinato bildet die konstruktive Grundla- ge, über der sich die Solovioline in ausdrucks- voll figurierten Linien bewegt, während die drei T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG M AI 2012 16 Brecon Baroque Rachel Podger Brecon Baroque (Großbritannien) Samstag, 26. Mai 2012, 16.00 Uhr St.-Oswald-Kirche , Weißgerbergraben Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann – Instrumentalkonzerte Leitung & Violine: Rachel Podger Cover der CD “J. S. Bach - Violin Concertos”

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