Tage Alter Musik – Programmheft 2012

schof von Salzburg, geschrieben worden war (vielleicht hatte Michael Haydn es eigentlich nach dem schweren Verlust seiner einzigen Tochter angefangen, die am 27. Januar 1771 im Alter von einem Jahr gestorben war). Im Requiem von Mozart lässt sich in einigen Abschnitten derselbe Aufbau wie in dem von Michael Haydn feststellen, ebenso gibt es einige thematische Parallelen. In beiden Werken wird außerdem mit denselben Techniken genau derselbe Text vertont. Es fehlen bei beiden das Gradua- le, Tractus und das Libera. Das Posaunensolo zu Beginn des „Tuba mirum“ (es ist von Mozart) steht durchaus auch in einer Tradition, und dasselbe gilt für die fugierte Bearbeitung des „Quam olim Abrahae“. Das Werk ist eine Synthese aus opernhaften, freimaurerischen und gelehrten Elementen. Es erhält seine düsteren Farben durch das Fehlen solcher In- strumente wie Flöte, Oboe und Horn zugunsten von Bassetthorn, Fagott, Trompete und Posaune (nicht zu vergessen Pauken und Streicher). Das Kyrie ist eine Doppelfuge in d-Moll über einen Thementyp, der häufig von Bach und Händel, aber auch von Haydn und vielen anderen verwen- det wurde: absteigender Quintensprung (hier Terz a-f), gefolgt von einer verminderten Septime (b-cis), als Rahmen für diese Quinte. Zu den frei- maurerischen Elementen gehören die Bassetthörner, und es wurde schon häufig darauf verwiesen, dass das Bass-Solo des „Tuba mirum“ die Tonart der Person des Sarastro aus der Zauberflöte annehme und dass die dra- matischen Akzente im „Dies irae“ und „Confutatis“ sehr den Wutschreien der Königin der Nacht und des Monostatos in derselben Oper ähnelten. Es wurde kürzlich festgestellt, dass Mozart am Ende der 1780er Jahre mehrere geistliche Werke plante und sogar angefangen habe (ohne sie zu beenden): Auch unter diesem Aspekt muss das Requiem betrachtet wer- den. Die Communio am Schluss greift den Introitus und das Kyrie wieder auf: Diese verhältnismäßig geläufige Lösung, die vielleicht von Süßmayr auf Mozarts Wunsch gewählt wurde, hat zumindest den Vorteil, am Schluss des Werks noch einmal authentischen Mozart erklingen zu lassen. T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG M AI 2012 23 A USFÜHRENDE A NIMA E TERNA B RUGGE Daniela Helm (Konzertmeisterin) , Balázs Bozzai, Karin Dean, Laura Johnson, László Paulik Violine I John Wilson Meyer, Evan Few, Mimi Mitchell, Erik Sieglerschmidt, Joseph Tan Violine II Heleen Hulst, Laxmi Bickley, Ruben Sanders, Esther van der Eijk Viola Sergei Istomin, Inka Döring, Ronan Kernoa Violoncello Beltane Ruiz, Matthias Scholz, Géry Cambier Kontrabass Hans-Peter Westermann, Elisabeth Schollaert Oboe Lisa Klevit-Ziegler, Toni Salar-Verdú Bassetthorn Jane Gower, Györgyi Farkas Fagott Jörg Schultess, Martin Mürner Horn Thibaud Robinne, Sebastian Schärr Trompete Tim Dowling, Cas Gevers, Gunter Carlier Posaune Koen Plaetinck Pauken Herman Stinders Orgel C OLLEGIUM V OCALE G ENT Griet De Geyter, Alice Foccroulle, Chiyuki Okamura, Elisabeth Rapp Sopran Carla Babelegoto, Eleanor Minney, Cécile Pilorger, Sandra Raoulx Alt Malcolm Bennett, Dan Martin, Vincent Lesage, José Pizarro Tenor Elias Benito, Stefan Drexlmeier, Joachim Höchbauer, Robert van der Vinne Bass P ROGRAMM W OLFGANG A MADEUS M OZART (1756 – 1791) Grabmusik KV 42 (1767/75) Passionskantate für Sopran (Engel), Bass (Seele) , Chor und Orchester Rezitativ – Die Seele: „Wo bin ich?“ Arie – Die Seele: „Felsen spaltet euren Rachen“ Rezitativ – Der Engel: „Geliebte Seel“ Arie (Andante. Alla breve) – Der Engel: „Betracht dies Herz“ Accompagnato-Rezitativ (Andante) – Die Seele: „O Himmel! Was ein traurig Licht!“ Duett (Andante) – Die Seele, der Engel: „Jesus, was hab ich getan?“ Rezitativ – Der Engel: „O lobenswerter Sinn!“ Chor: „Jesu, wahrer Gottes Sohn“ PAUSE Requiem KV 626 (Mozart’s Fragment mit den Ergänzungen von Joseph Eybler und Franz Xaver Süßmayr sowie editiert von H.C. Robbins Landon, 1992) I. Introitus Requiem aeternam II. Kyrie III. Sequenz Dies irae – Tuba mirum – Rex tremendae – Recordare – Confutatis – Lacrimosa IV. Offertorium Domine Jesu – Hostias V. Sanctus VI. Benedictus VII. Agnus Dei VIII. Communio Lux aeterna Collegium Vocale Gent ist Kultureller Botschafter Europas.

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