Tage Alter Musik – Programmheft 2012

D er Name Oltremontano ist eine Referenz an die flämischen Komponisten, die im 15. und 16. Jahrhundert die europäische Musik do- minierten. Diese waren in Italien als ‚oltre mon- tani‘, zu deutsch ‚die von jenseits der Berge‘, be- kannt. Die Kernbesetzung von Oltremontano umfasst engmensurierte Posaunen und Zinken, was mit der ‚alta capella‘ der Stadtpfeiffer eng verknüpft ist. Gegründet wurde das Ensemble 1993 von dem renommierten belgischen Posau- nisten Wim Becu zusammen mit erstklassigen Bläserkollegen der Alte-Musik-Szene. Das En- semble widmet sich intensiv der Erforschung und Wiederaufführung von Musik des 16. und 17. Jhs. 2007 wurde eine CD mit Musik von Lambert de Sayve (1548-1614) veröffentlicht. Ol- tremontano gastierte weltweit bei den wichtig- sten Alte-Musik-Festivals und wird u.a. von der flämischen Gemeinschaft unterstützt. Wim Becu hat an den königlichen Konservatori- en in Antwerpen (K. Smits) und Den Haag (Ch. Toet) studiert. Er begann 1980 eine lang andau- ernde und nach wie vor aktive Zusammenarbeit mit dem Huelgas Ensemble und Paul van Nevel. Er zählt zu den führenden Interpreten der historischen Aufführungspraxis und kon- zertierte weltweit in vielen Ensembles und Or- chestern. Seit annähernd einem Vierteljahrhun- dert musiziert er mit so bekannten Dirigenten wie Philippe Herreweghe, Jos van Immerseel, René Jacobs, Konrad Junghänel, Ton Koopman, Sigiswald Kuijken, Gustav Leonhardt, Andrew Parrott, Philippe Pierlot, Jordi Savall, Masaaki Suzuki und Bruce Dickey. In dieser Zeit wirkte er bei ca. 200 CD-Aufnahmen mit. Wim Becu un- terrichtet an verschiedenen Akademien in Belgi- en und an den Musikhochschulen Köln und Bre- men. Zudem gibt er zahlreiche Meisterklassen und Workshops, so auch am Dienstag, dem 29. Mai in den Räumen der Hochschule für katholi- sche Kirchenmusik und Musikpädagogik Re- gensburg. Zuhörer sind dazu herzlich willkom- men. (siehe Hinweis auf S. 53!) Carlo Gesualdo da Venosa (etwa 1561-1613) ist der Namensgeber des Madrigalensembles Ge- sualdo Consort Amsterdam , das von Harry van der Kamp in den 1980er Jahren gegründet wurde. Die Madrigale des 16. und 17. Jahrhunderts bil- den den Repertoiregrundstock. Das Gesualdo Consort Amsterdam war mehrfach zu Gast bei den Festwochen der Alten Musik Innsbruck, beim Musikfest Bremen, beim Dollard Festival, beim Holland Festival Oude Muziek Utrecht, beim Bach-Fest Leipzig, beim Sacharov Festival Nizhny Novgorod. Das Ensemble hat viele CD-Ersteinspielungen, u. a. die Lamentationes Jeremiae Prophetae von Emilio de Cavalieri (etwa 1550 – 1602), als Welt- premiere veröffentlicht. Das dritte Madrigal- buch aus der Feder von Scipione Lacorcia (1590 – 1620) ist das Hauptwerk einer hochgelobten CD mit dem Titel Musica Vulcanica . Die Aufnah- me von Gesualdos ersten drei Madrigalbüchern wurde vom Magazin Gramophone als „Meilen- stein der Gesualdo-Diskographie“ bezeichnet. Eine Weltersteinspielung sämtlicher Werke für Voka- lensemble und Basso Continuo von C. Ph. E. Bach erhielt einen Klassik-Echo 2006. In diese Reihe gehört auch die Gesamtaufnahme des Vo- kalwerks von Jan Pieterszoon Sweelinck. Der international bekannte Bassist Harry van der Kamp studierte bei Alfred Deller, Pierre Bernac, Max van Egmond und Herman Woltman, u.a. auch am Sweelinck-Konservatorium in Amster- dam. Van der Kamp zählte zu den Gründungs- mitgliedern (1970) der auch international be- kannt gewordenen Cappella Amsterdam unter Leitung von Jan Boeke. Danach war er 20 Jahre Mitglied des Nederlands Kamerkoor (1974- 1994). Als künstlerischer Berater dieses Ensem- bles (1980-1987) tat er nicht nur viel für die Er- weiterung des Repertoires, sondern auch für die Auswahl der Dirigenten. Mit dem von ihm ge- gründeten Gesualdo Consort Amsterdam trat er mit revolutionären Interpretationen von Werken des 16. bis 20. Jahrhunderts in ganz Europa auf. Harry van der Kamp konzertierte von New York bis Peking und interpretierte ein Reper- toire, das vom 13. Jahrhundert bis hin zu zeit- genössischer Musik reichte. Er sang in Opern von Peri und Monteverdi bis Vivier und Knaifel, in Requiem-Vertonungen von Pierre de la Rue bis Giuseppe Verdi, in Lamentationen von Tallis bis Strawinsky. Bei diversen CD-Labels erschie- T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG M AI 2012 34 Oltremontano (Belgien) Sonntag, 27. Mai 2012, 22.45 Uhr (Nachtkonzert) Dominikanerkirche, Predigergasse Giovanni Gabrieli: Symphoniae Sacrae I, 1597 & Symphoniae Sacrae II, 1615 Leitung: Wim Becu & Harry van der Kamp Gesualdo Consort Amsterdam (Niederlande) Oltremontano (oben) und Gesualdo Consort Amsterdam (unten)

RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=