Tage Alter Musik – Programmheft 2012

T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG M AI 2012 nen zahlreiche große Monologe und Solo-Kantaten. Viele seiner etwa 120 Aufnahmen wurden ausgezeichnet. Eine Grammy-Nominierung erhielt er 2008 für sein Mitwirken in Lullys Thesée . Als Dirigent leitete er Projekte u. a. mit der Cappella Amsterdam und dem Nederlands Kamerkoor. Harry van der Kamp war ab 1986 Dozent an der Akademie für Alte Musik Bremen und hat seit 1994 eine Professur an der Hochschule für Künste in Bremen. Er war auch Gastprofessor an der Sibelius-Akademie in Helsinki (1997-98) und gibt regelmäßig Meisterkurse (etwa am Koninklijk Conser- vatoriumDen Haag, der Sommerakademie in Neuburg an der Donau, dem Mozarteum Salzburg). Auch ist er viel gefragt als Juror (etwa beim Bach- Wettbewerb in Leipzig und beim Mendelssohn-Wettbewerb in Berlin). Zum Programm: Giovanni Gabrieli erhielt den ersten Musikunterricht bei seinem Onkel Andrea Gabrieli in Venedig. In den 1570er Jahren reiste er nach München an den Hof von Herzog Albrecht V. und war an der dortigen Hofkapelle als Musiker engagiert. Dort hatte er regen Kontakt u. a. mit Orlando di Lasso, der ebenfalls in der Kapelle tätig war. Während dieser Zeit entstan- den auch Kontakte zwischen Gabrieli und süddeutschen Musikern, u. a. mit dem Regensburger Gregor Aichinger. 1579 kehrte Gabrieli nach Vene- dig zurück und übernahm nach dem Tod seines Onkels Andrea dessen Stelle als Hauptorganist in San Marco. Als Lehrer hatte Gabrieli einen in- tensiven und sehr prägenden Einfluss auf seine Schüler, besonders auch auf Heinrich Schütz und Michael Praetorius. Das kompositorische Schaffen Giovanni Gabrielis ist stark durch seine Tätig- keit als Organist an der Kirche San Marco in Venedig geprägt. In dieser Posi- tion, die er mehr als 30 Jahre innehatte, war er neben dem regelmäßigen Or- geldienst für die Musik an hohen Festtagen verantwortlich, die von Kirche und Stadtstaat opulent inszeniert wurden. Seit 1567 gab es an San Marco eine kleine Gruppe fest angestellter Instrumentalisten, die wohl alle als In- strumentalvirtuosen bezeichnet werden können. Zu besonderen Gelegen- heiten standen Gabrieli bis zu 20 Musiker zur Verfügung. Das besondere Ni- veau der Kapelle von Venedig bildet eine wesentliche Voraussetzung sowohl für das Vokal- als auch für das Instrumentalschaffen des Komponisten. Die venezianische Kirchenmusik imAllgemeinen wurde des Weiteren durch die Architektur von San Marco geprägt. Die Emporen der Kirche be- günstigten eine außergewöhnlich intensive Pflege des doppelchörigen Musizierens, wie es in anderen Orten Italiens in diesemAusmaß nicht zu fin- den ist. Die doppelchörigen Vokalkompositionen wurden häufig auch in gemischter Besetzung mit Vokalstimmen und Instrumenten oder auch rein instrumental ausgeführt. Giovanni Gabrieli hat die sogenannte „Veneziani- sche Mehrchörigkeit“ zu ihrem Höhepunkt geführt. Zum einen schöpfte er in seinen Vokalwerken die Möglichkeiten der mehrchörigen Satzart konse- quent aus, indem er die Anzahl der Chöre erweiterte, hohe und tiefe Chöre kontrastierte und sie schließlich durch unterschiedliche Instrumentation klanglich voneinander absetzte. Zum anderen übertrug Gabrieli als erster das Mehrchörigkeitsprinzip auch systematisch auf Instrumentalwerke. Den Kompositionen der Symphonieae Sacrae I von 1597 kommt eine besonde- re Bedeutung in Gabrielis Schaffen zu: Sie wurden als einzige unter Aufsicht des Komponisten publiziert. Die Symphonieae Sacrae II von 1615 „entzogen“ sich seiner Redaktion, da sie erst nach seinem Tode veröffentlicht wurden. Diese posthume Veröffentlichung seiner Werke ist ein untrügliches Zeichen für das Ansehen, welches Gabrieli von vielen Seiten entgegengebracht wurde. Die beiden Ensembles Oltremontano und Gesualdo Consort Amsterdam präsentieren im heutigen Nachtkonzert ausgewählte Werke aus den beiden Sammlungen Symhoniae Sacrae I und II und gedenken damit auch des 400. Todestags des großen venezianischen Komponisten am 12. August 1612. 35 A USFÜHRENDE O LTREMONTANO Adrien Mabire, Anna Schall Zink Wim Becu, Harry Ries, Robert Schlegl, FabiaenMoulaert, AdamBregman, Bart Vroomen Posaune Swantje Hoffmann, Ann van Laethem Violine, Viola Ben van Nespen, Kris Verhelst Orgelpositiv G ESUALDO C ONSORT A MSTERDAM Nele Gramß Sopran Marnix De Cat Altus Julian Podger, Harry van Berne, Volker Arndt Tenor Harry van der Kamp Bass P ROGRAMM G IOVANNI G ABRIELI (ca. 1555-1612) Toccata primi toni Cantate Domino à 6 Canzon per sonar primi Toni à 8 In Ecclesiis à 14 Sonata pian é forte à 8 Miserere mei Deus à 6 Sancta Maria succurre miseris à 7 Exaudi Deus à 7 Canzon à 8 Deus qui Beatum Marcum à 10 Canzon à 10 Beata es Virgo Maria à 6 Sancta & immaculate virginitatis à 8 Canzon in echo Maria Virgo à 10 Canzon fa sol la re Hic est filius Dei à 18 Wir danken der Meisterwerkstätte für Orgel- und Cembalobau, Walter Chinaglia, I-22072 Cermenate (CO), sowie der Universität Regensburg (Fach- bereich Musikpädagogik) für die freundliche Bereitstellung der Truhenorgeln. Mit freundlicher Unterstzützung des Generalkonsulates des Königreichs der Niederlande, München.

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