Tage Alter Musik – Programmheft 2012

duktivität begünstigte und die Originalität seiner Ideen beflügelte, lässt sich wohl nirgends markanter ablesen als an seinen späten Sinfoni- en. Baron Gottfried van Swieten, Gesandter des österreichischen Kaiserhau- ses in Berlin und Kunstken- ner par excellence, unter- hielt schon seit Jahren freundschaftliche Beziehun- gen zu Bach und setzte sich wiederholt für die Verbrei- tung seiner Werke in der Musikmetropole Wien ein. Anfang der 1770er Jahre gab er den Auftrag zu einer Reihe von Streichersinfoni- en, in denen sich Bach ganz gehen lassen sollte, ohne auf die Schwierigkeiten Rücksicht zu nehmen, die daraus für die Ausübung nothwendig entstünden. Wozu van Swieten hier zwischen den Zeilen aufforderte, war neben der Loslösung von technischen Zwängen auch die Überwindung jedweden Geschmacksdiktats, vielmehr eine Musik zu schreiben, die ausschließlich der eigenen Intention folgen sollte. Worauf er schließlich hoffte, war, dass Bach die exzentrische Tonsprache seiner intimen Klavierwerke nun erst- mals auf das Orchester übertragen würde. In dieser Hinsicht dürfte ihn die 1773 vollendete Sechsergruppe (Wq 182) wohl kaum enttäuscht haben. Frappierend sind die harschen Kontraste einer ungeglätteten Ge- fühlssprache und das raffinierte Spiel mit betrogenen Hörerwartungen, worin sich Bachs Einfluss auf die Musik der Wiener Klassik, namentlich auf den Haydn der mittleren und späten Periode, am nachdrücklichsten dokumentiert. Bach wie Haydn liebten es, ihr Publikum mit einem alle Konventionen auf den Kopf stellenden Feuerwerk von Surprisen zu ver- wirren: Themenbau, Harmonik, Dynamik, formale Disposition, rhythmi- sche und motivische Entwicklung, Stimmungswerte – alles folgt neuen, subjektiven, beim ersten Hören fast anarchisch anmutenden Regeln. Un- eins waren sich hierüber die zeitgenössischen Rezipienten: Während Reichardt den originellen, kühnen Gang der Ideen bewunderte, mokiert sich das European Magazine aus London über Bachs kapriziöse Manier, eigenar- T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG M AI 2012 42 C. Ph. E. Bach S T I M M W E R C K T A G E 0 3 . – 0 5 . AU G U S T 2 0 1 2 T R I E N T E R C O D I C E S V O K A L M U S I K D E S 1 5 . J A H R H U N D E R T S KONZ E R T E, VOR T R ÄG E UND TAG E S A K AD EM I E + 20 S T UNDE N K L ANGP E R FORMANC E » V E XAT I ON S « VON E R I K S AT I E K L O S T E R K I R C H E A D L E R S B E R G S T I M M W E R C K . D E Weitere Informationen: Hörerservice 0221.345-1831 oder deutschlandradio.de Einfach gute Musik… Mitschnitte des Deutschlandfunks und seiner Partner von Festivals in Deutschland und Europa. donnerstags • 21:05 Festspiel-Panorama sonntags • 21:05 Konzertdokument der Woche sonntags bis freitags • 2:05 samstags • 3:05 Nachtkonzert 4 Fakten und mehr. ® 95,5 In Regensburg auf UKW: Denken. Fühlen. Wissen. 7 Jetzt auch im neuen Impression vom letztjährigen Festival: Les Musiciens de Saint-Julien in der St.-Oswald-Kirche (Foto: Hanno Meier)

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