Tage Alter Musik – Programmheft 2012

T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG M AI 2012 47 Sein auf der Bühne gesungenes Repertoire umfasst die Alt-Partien in Per- golesis „Stabat Mater“, des Bastien in Mozarts „Bastien und Bastienne“, Pollicino in Hans Werner Henzes gleichnamiger Oper, Miles in Brittens „The Turn of the Screw“ sowie Amor und Valetto in Monteverdis „L’In- coronazione di Poppea“. In der Spielzeit 2008/09 war er am Landesthea- ter Linz als Satirino in „La Calisto“ von Cavalli engagiert. Danach sang er wiederholt die Rolle des Miles in „The Turn of the Screw“ im Schönbrunner Schlosstheater. Beim Festival Retz debütierte er im Som- mer 2009 in der Rolle des Namuel in Jan Dismas Zelenkas „Il Serpente del Bronzo“ und im August war der junge Sänger in der Rolle des Grafen Ernst Olaf in Haydns „Die Welt auf dem Mond“ im Festival Jennersdorf zu sehen.Im Sommer 2010 kehrte er als Pippo in Rossinis “Die Diebische Elster” noch einmal an die Kammeroper München auf Schloss Nymphen- burg zurück. Und seit Oktober 2010 ist er als Bradamante in Händels “Al- cina” am Opernhaus Chemnitz zu hören und zu sehen. 2011 debütierte Thomas Lichtenecker mit der Countertenor-Partie in der Uraufführung der neuen Oper „Superflumina“ von Salvatore Sciarrino am Nationaltheater Mannheim . Im Dezember 2011 konnte er mit seinem Debüt an der Oper Zürich als Pipetto in „Le convenienze ed inconvenien- ze teatrali“ von Donizetti unter dem Dirigat von Paolo Carignani in der Regie von Martin Kusej überzeugen. Die gebürtige Tölzerin Andrea Letzing studierte an der Hochschule für Musik in München mit Fortbildungsklasse bei Prof. Markus Goritzki. Kurse und Meisterkurse besuchte sie u.a. bei Prof. Kurt Widmer, Basel, Anna Reynolds und dem Hilliard Ensemble, außerdem nahm sie Diri- gierunterricht bei Prof. Michael Gläser und absolvierte eine Ausbildung im italienischen „Bel Canto“ bei Johannes R. Libal, Wien. Neben einer regen solistischen Konzerttätigkeit, vor allem in den Berei- chen Oratorium, Lied und Neue Musik, ist sie Mitglied im Konzertchor des Bayerischen Rundfunks. Mit ihrem außergewöhnlichen Trio „Laeta- re“ (Gesang, Klangsteine und Keltische Harfe) konzertiert sie internatio- nal. Als Dirigentin leitet sie seit 2002 verschiedene Ensembles. Darüber hinaus ist Andrea Letzing diplomierte Gesangspädagogin und Stimmbildnerin. Seit 2010 ist sie Lehrbeauftragte für F. M. Alexandertech- nik an der Hochschule für Musik und Theater in München. Joseph Schuster (11.8.1748 – 24.7.1812) – Zum 200. Todestag: W. A. Mozart meinte anerkennend, als er seine Violinsonaten in München kennenlernte: „Nicht übel, [...] ich habe sie hier schon oft gespielt [...] sie gefal- len hier sehr“. Heute ist der 1748 geborene Dresdner Hofkomponist Joseph Schuster, einstiger Shooting-Star mit fulminanten Opernerfolgen in Itali- en (Neapel, Rom, Mantua, Florenz und Turin) nahezu unbekannt: eigent- lich zu Unrecht, denn seine Musik ist schwungvoll, melodiös, virtuos und sehr abwechslungsreich. Anlässlich der Aufführung seiner Oper „Amor und Psiche“ 2004 bei den Tagen Alter Musik schrieb die Süddeutsche Zei- tung : „Mit einem Feuerwerk an Einfällen faszinierte das zweistündige Werk des Mozart-Zeitgenossen vom ersten Takt an... das Velodrom erbebte unter Begeiste- rungsstürmen“. Seine Oper „Il marito indolente“ wurde am 9. 3. 1782 in Dresden im Klei- nen Churfürstlichen Theater uraufgeführt. Die handschriftliche Partitur liegt in Dresden in der Musikhandschriftenabteilung der sächsischen Landesbibliothek, wurde von der Barockgeigerin Ulla Baur wiederent- deckt und in moderne Partitur übertragen. Das Libretto stammt von Cate- rino Mazzolà. Nach Studien bei seinem Vater (Hofmusiker zu Dresden) und J.G. Schürer lernte Schuster Komposition bei G. Pera in Venedig. Seine erste Italienreise konnte er für drei Jahre, unterstützt vom sächsi- schen Kurfürsten, 1765 antreten. Ab 1772 war er Kirchenkompositeur in Dresden. Von 1774 bis 1776 sowie von 1778 bis 1781 unternahm er weite- re ausgedehnte Italienreisen, um für den Dresdener Hof Noten zu be- schaffen und neue Sänger zu engagieren. Auf diesen Reisen etablierte er seinen hervorragenden Ruf als Opernkomponist. Seine Aufgaben waren ab sofort Komposition und Aufführung von Kirchenmusik und die Lei- tung der Opernaufführungen.1787 wurde er zum kurfürstlichen Kapell- meister zu Dresden ernannt, wo er 1812 starb. Schuster schrieb 23 Opern, zahlreiche Messen und Offertorien sowie weltliche Kantaten und Instru- mentalmusik. Er war zu Lebzeiten einer der berühmtesten Opernkompo- nisten, seine Werke wurden europaweit aufgeführt. Zum Inhalt der Oper: Die Ehe von Metilda und Tranquillo ist scheinbar leidenschaftslos geworden. Metilda hat zwei Verehrer, die sich ihr als Cicisbei (galante Höflinge) andie- nen. Das waren Hausfreunde verheira- teter Damen, die diese verehrten und sie anstelle des Ehemannes mit Galan- terien überschütteten und ins Theater oder auf Bälle ausführten. Metilda ist nicht abgeneigt, denn sie ist kapriziös und flatterhaft. Dennoch betrügt sie ihren Ehemann nicht und sehnt sich nach seiner Zunei- gung. Tranquillo, ein Philosoph und Büchernarr, hat sich allerdings eine ge- wisse Gleichgültigkeit ihr gegenüber angewöhnt. Zunächst versucht der komische und auf Wohlanständigkeit bedachte Onkel (Fulgenzio), die Cicisbei aus demHaus zu bekommen – vergeblich. Metilda, verzweifelt über die Gefühlskälte ihres Gatten, wählt eine neue Strategie: Zum Schein brennt sie mit einem ihrer Verehrer durch, hält sich aber in Wirklichkeit in einem Gartenhaus versteckt. Nachdem Tranquillo ihre List aufdeckt, weist er sie zurück. Erst als sie kurz davor ist, sich um- zubringen, zeigt Tranquillo endlich Gefühle. Der eine der beiden Cicisbei zieht sich daraufhin zurück, der andere fin- det den Weg in die bürgerliche Ehe mit der Schwester Tranquillos, Lucina. Metilda und Tranquillo aber entdecken ihre Liebe neu. Joseph Schuster

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