Tage Alter Musik – Programmheft 2012

Zur Inszenierung von „Il Marito dolente“: Auf den ersten Blick eine klare Sache, dieser „Gleichgültige Ehemann“. Erzählt wird einmal mehr die Geschichte vom herrischen Murrkopf und seiner lebenslustigen Frau. Dem Opernfreund ist sie wohlvertraut: Von Telemanns „Pimpinone“ über Donizettis „Don Pasquale“ bis zur „Schweigsamen Frau“ von Strauss bevölkert die Konstellation Gries- gram contra Luxusgeschöpf in zahllosen Varian- ten die Spielpläne. Dank der Wiederent- deckungs–Welle wächst die Zahl vor allem jener Werke ins Unüberschaubare, die sich im 18. Jahrhundert des dankbaren Themas annahmen. Probleme gibt es auch bei Mazzolà & Schuster scheinbar nur in, aber nicht mit dem Stück. Bei gründlicher Beschäftigung erweist sich der erste Eindruck von einer jeden Figur jedoch als kli- scheehaft, oberflächlich und einfach nicht halt- bar. Die Sympathien auf seiner Seite hat anfangs ein- deutig Tranquillo, unter den Launen seiner Frau Metilde leidend, welche vor seinen Augen ihr amouröses Spiel mit zwei Verehrern treibt. Man stimmt daher auch seinem Onkel Fulgen- zio zu, der ihm die Augen öffnen und ihn moti- vieren will, seinen Platz als Herr im Haus einzu- nehmen. Auf Metildes Kavaliere dagegen fällt kein gutes Licht: Ist der Graf als Muster aristokratischer Degeneriertheit, als manierierter Weichling und Schwärmer eine Spottfigur, so macht sich der weiberheldische Leutnant unbeliebt, indem er umMetildes willen Lucina, die vernünftige, tief- empfindende Schwester Tranquillos, sitzen lässt. Sobald man sich jedoch im Bilde glaubt und dem armen Opfer von Ehemann triumphale Vergeltung und seinen Peinigern die verdiente Niederlage wünscht, wird es erst spannend. Das Bild ändert sich, die Verhältnisse verlieren ihre Eindeutigkeit und erweisen sich als kompliziert und abgründig – für ein damaliges „Dramma giocoso“ äußerst ungewöhnlich. T AGE A LTER M USIK R EGENSBURG M AI 2012 48 Velodrom Das Velodrom, erbaut in den Jahren 1897 bis 1898 als Radsportstätte, wurde für die meiste Zeit (von 1929 bis 1975) als Kino genutzt. Anfang der neunziger Jahre des vergange- nen Jahrhunderts, das Gebäude war inzwi- schen völlig marode, war sein Abbruch ei- gentlich bereits beschlossene Sache, als es in der Regensburger Bevölkerung wieder zu so großer Popularität gelangte, dass schließlich im Jahre 1996 doch der Verkauf, die Restaurierung sowie die zukünftige Nutzung des Gebäudes als Theaterspielort vom Regensburger Stadtrat beschlossen wurde. So diente das Velodrom dann nach seiner Sanierung (1997- 1998) als Ausweichort für das Theater Regensburg während der Sanierung seines Stammhauses am Bismarckplatz in der Zeit von 1998 bis 2001. Über seine ursprüngliche Aus- weichfunktion hinaus blieb das Velodrom auch nach 2001 als eine wichtige Spielstätte erhalten, nicht zuletzt wegen seiner be- sonders guten Sichtver- hältnisse. Rückblick auf das Jahr 2004: La Ciaccona nach der Aufführung von ‘Amor und Psiche’ im Velodrom Foto: Hanno Meier

RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=