Tage Alter Musik – Programmheft 2013

Zum Programm: in der Zerbster konzertstube Heute ist Johann Friedrich Fasch bei weitem nicht so bekannt wie seine Zeitgenossen Telemann, Bach oder Händel. Doch zu Lebzeiten genoss er großen Respekt und hohes Ansehen. Fasch erhielt seine Ausbildung an der Leipziger Thomasschule unter Kuhnau und an der dortigen Universi- tät. Er begann schon früh im Stil seines Freundes und Zeitgenossen Tele- mann zu komponieren. Bald kam er auch mit der Musik Vivaldis in Kon- takt und übernahm viele Elemente des venezianischen Concerto-Stils. Zur Vertiefung seiner Studien reiste Fasch an diverse Höfe und in ver- schiedene Städte: So lernte er kurze Zeit in Darmstadt bei Christoph Graupner und Gottfried Grünwald, im Jahr 1714 findet man ihn als Violi- nist in Bayreuth, bis 1721 diente er als Hofsekretär und Organist in Greiz und dann als Kapellmeister des Grafen Morzin in Prag. 1722 wurde er Hofkapellmeister in Zerbst und behielt diese Stellung bis zu seinem Le- bensende, obwohl er sich 1727 auch eine Zeitlang am Dresdner Hof bei seinen dort angestellten Freunden Pisendel und Heinichen aufhielt. Der Arbeitsdruck in Zerbst war enorm. Fasch musste nicht nur kirchen- musikalische Werke komponieren, sondern auch weltliche Festmusiken. Dazu kam eine Menge administrativer Arbeit. Dennoch war Fasch künst- lerisch nicht völlig isoliert, da er weiterhin Kontakte mit Graupner in Darmstadt, Telemann in Hamburg und mit Heinichen und Pisendel in Dresden unterhielt. Die Komponisten tauschten Noten aus, was Fasch die Möglichkeit bot, Musik von anderen Höfen in Zerbst zu spielen und seine eigene Musik andernorts aufführen zu lassen. Johann Friedrich Fasch gilt heute als einer der wichtigsten Erneuerer in der Übergangszeit zwischen Bach und Haydn. Seine Synthese aus barockem und klassischem Stil mit einer allmählichen Hin- zufügung neuerer Elemente ist besonders auffällig. Innerhalb des Rahmens traditio- neller Formen entwickelte er so die Grund- lagen einer neuartigen musikalischen Spra- che. Zu seinen Lebzeiten blieb Faschs gesamtes Oeuvre ungedruckt. Große Teile seiner geistlichen Kompositionen sind verloren gegangen, doch die meisten seiner Instru- mentalwerke sind erhal- ten geblieben. Das No- tenarchiv der Hofkapelle in Zerbst befand sich ur- sprünglich in der dorti- gen sogenannten „Kon- zertstube“ im (später zerstörten) Zerbster Schloss, in der die Kapel- le vermutlich auch ge- probt hat. Heute ist es auf das Landeshauptar- chiv Sachsen-Anhalt in Dessau und die Univer- sitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle verteilt; außerdem liegen Werke Faschs in Dresden, Darmstadt und Berlin. Das Concerto für drei Trompeten, zwei Oboen, Fagotte und Solovioline FWV L: D 3 hat sich in Darmstadt erhalten, wo es wahrscheinlich bei einer festlichen Gelegenheit aufgeführt wurde. Das Manuskript wird auf 1744 bis 1746 datiert. Das Zusammenfügen verschiedener Soloinstrumente in einem Konzert ist keine Erfindung Faschs – es gibt zahlreiche Vorbilder bei Vivaldi, Telemann, Bach und Händel. Au- ßerdem findet man auch bei Pisendel Beispiele für Konzerte mit einer Solovioline, die sowohl mit dem Orchester als auch mit paarweise gruppierten Bläsern in Dialog tritt. Dennoch passiert bei Fasch etwas Einzigartiges: Er setzt die Bläser nicht wirklich solistisch als Teil des Concertinos ein, sondern lässt sie in Überleitungspassagen zwischen den Solopassagen und den Ritornellen auftreten, in denen er die Orchestertex- tur ausdünnt; außerdem spielen sie kurze Ausrufe zwischen den Sätzen und Wiederholungen von Motiven, was einen Echo-Effekt erzeugt. Das Concerto d-Moll für je zwei Traversos, Oboen, Fagotti und Basso Conti- nuo FWV L: d 7 ist in Dresden überliefert und gehört zu den dort mehr- fach vertretenen und offenbar sehr geschätzten Gruppenkonzerten, in denen nicht nur zwischen Concertino und Ripieno abgewechselt wird, sondern sich die Solisten (-gruppen) auch gegenseitig konzertierend zu- spielen. Im Autograph finden sich zahlreiche Eintragungen und Ände- rungen von Pisendels Hand für die Aufführung in Dresden. Das Trompe- tenkonzert FWV L: D 1, das auf etwa 1750 datiert wird, befindet sich in Darmstadt. Einer der faszinierendsten Aspekte bei Fasch ist die Verwendung unter- schiedlicher Soloinstrumente in mitunter sehr originellen Kombinatio- nen. In dieser Hinsicht ist das Concerto für zwei Oboi da silva, zwei Brat- schen, zwei Fagotte und Basso continuo FWV L: G 11 ein Unikum. Auf dem Autograph, das in der Königlichen Privat-Musikaliensammlung Dresden aufbewahrt wird, ist die ursprüngliche Besetzungsangabe „Chalcedon 1“ und „Chalcedon 2“ von Fasch durchgestrichen und durch „Bassono 1“ und „Bassono 2“ ersetzt. „Oboe da silva“ ist eine andere Be- zeichnung für die Oboe da caccia. Durch die Kombination dieser dunkel T age a lTer M usik r egensburg M ai 2013 19 Marcel Ponseele Jan De Winne neuhaussaal Der Bau des Stadttheaters mit dem Neuhaussaal wurde unmit- telbar nach der Säkularisation vom neuen Stadtherrn, dem Kur- fürsten und Erzkanzler Carl von Dalberg, in Auftrag gegeben. Der Architekt d'Herigoyen schuf das Stadttheater im Jahr 1804. Nach einem Brand wurde es 1849 in etwas veränderter Form wie- deraufgebaut. Ein Mittelteil mit Dreiecksgiebel und seitliche Bal- kone zeichnen den Bau aus, der eine reiche Theatergeschichte schreibt. Der klassizistische Neu- haussaal kann auf eine reiche Konzert- und Ballgeschichte zurückblicken. Cover der CD “Fasch: Concertos for various instruments” von Il Gardellino

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