Tage Alter Musik – Programmheft 2013

dungen einführen konnte .“ 1648 heiratet er in Lübeck die Tochter eines In- strumentenbauers. Franz Tunder, Buxtehudes Vorgänger an der Marien- Orgel, war sein Trauzeuge. Nach einem grandiosen Probespiel übernahm Weckmann 1655 die Stellung des Organisten und Kirchenschreibers an der Jakobikirche in Hamburg. In Hamburg profitierte Weckmann von einer musikinteressierten Umgebung. Mit Unterstützung distinguierter Liebhaber gründete er 1660 das Collegium Musicum . So beherrschte er in seiner Doppeleigenschaft als Organist von St. Jakobi und Leiter des Colle- gium Musicum bis zu seinem Tode am 24. Februar 1674 das Hamburger Musikleben. Als dort 1663 die Pest ausbrach, traf die Katastrophe auch Weckmann. Nachdem er im Vorjahr bereits seinen Bruder verloren hatte, raffte die Seuche nun viele seiner engsten Freunde und Verwandten dahin, darun- ter Musiker wie Scheidemann und Selle. Die drei hochexpressiven geistlichen Konzerte dieses Programms entstan- den in jener Zeit und tragen alle Zeichen des Elends und der Verzweif- lung, die die Stadt ergriffen hatte: Wenn der Herr die Gefangenen zu Zion er- lösen wird, Weine nicht, es hat überwunden und das bekannteste Werk Wie liegt die Stadt so wüste, die voll Volks war, Letzteres ein herzzerreißendes Sinnbild dieser Situation. Der affectus doloris dominiert den Satz. In seiner Vertonung der Lamentatio Prophetae Jeremiae fingiert Weckmann einen Dia- log zwischen dem Propheten und dem verkauften, verlassenen, von sei- nen Feinden verhöhnten Jerusalem. Die personifizierte Stadt schreit ihre bittere Verlassenheit mit dem Pathos der Nüchternheit heraus, während Jeremias sie kraftvoll seines Mitgefühls, seiner Verzweiflung und seiner Wut versichert. Am Ende vereinigen sich beide zu einem verzweifelten Gebet, um dem Dämon zu entkommen. Daneben erklingen u. a. noch Werke von Antonio Bertali (Sonata „Tau- send Gülden“) und der befreundeten Komponisten Franz Tunder (Ach Herr, lass deine lieben Engelein) und Dietrich Buxtehude (Sonata BuxWV 266). T age a lTer M usik r egensburg M ai 2013 29 P rograMM a nTonio b erTali Sonata a 6 „Tausend Gülden“ (1605-1669) M aTTHias w eCkMann Wenn der Herr die Gefangnen zu Zion (1616-1674) erlösen wird F ranZ T unDer Ach Herr, lass deine lieben Engelein (1614-1667) M aTTHias w eCkMann Wie liegt die Stadt so wüste Dietrich buxtehude Sonata BuxWV 266 (1637-1707) Adagio – Allegro – Presto – Adagio – Allegro – Adagio Presto – Adagio – Lento M aTTHias w eCkMann Weine nicht, es hat überwunden Wir danken der Meisterwerkstätte für historische Tasteninstrumente, Rainer Kist, 33607 Bielefeld, für die freundliche Bereitstellung des Cembalos. Wir danken der Meisterwerkstätte für Orgelbau, Josef Maier, 88138 Hergens- weiler, für die freundliche Bereitstellung der Truhenorgel. a usFüHrenDe l es C YCloPes Vokalisten: eugénie warnier Sopran Pascal bertin Altus Jeffrey Thompson Tenor benoît arnould Bass instrumentalisten: olivia Centurioni ( Konzertmeisterin ), guadalupe del Moral, emmanuel resche Violine lucile boulanger, atsushi sakai, sylvia abramovicz Viola da gamba bibiane lapointe Cembalo Thierry Maeder Orgel Impressionen vom letztjährigen Festival: Oltremontano & Gesualdo Consort Amsterdam in der Dominikanerkirche (oben) sowie Anima Eterna Brugge in der Alten Kapelle (unten) (Fotos: Hanno Meier)

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