Tage Alter Musik – Programmheft 2013

D as Ensemble Syntagma , dessen Mitglieder an der Schola Cantorum Basiliensis stu- diert haben, zählt zu den vielbeachteten Ensem- bles seines Genres. Es war Gast vieler europäi- scher Alte-Musik-Festivals und hat sechs CDs veröffentlicht. Leiter des Ensembles ist Alexan- dre Danilevski, der sich auch als Komponist einen Namen gemacht hat. Zum Programm: Dieses Programm ist ein Rekonstruktionsver- such der authentischen Interpretation in der Art der Barockepoche, denn das Interesse an Wer- ken anderer Epochen ist sehr alt, ebenso ihre Umsetzung: Mozart bearbeitete Händel für Or- chester neu, Bach spielte Frescobaldi und bear- beitete Palestrina (Missa sine nomine) für In- strumente, später pflegten Antonin Reicha und Felix Mendelssohn Bartholdy (Bach: Matthäus- passion) diese Praxis. Die Kirchenmusik des 16. Jahrhunderts wurde auch im 17. und 18. Jahrhundert praktiziert, je- doch häufig nicht mehr im a-capella-Stil, son- dern in „Bearbeitungen“. Kompositionen von Palestrina erweckten be- sondere Aufmerksamkeit. Viele Komponisten des 18. Jahrhunderts, darunter J. J. Fux (er veröf- fentlichte 1725 das Lehrwerk Gradus ad Parnas- sum , in dem er die Kontrapunkttechnik Palestri- nas anhand mehrerer Gattungen erklärt) und Pasquale Pisari (er wurde von Padre Martini als Palestrina des 18. Jahrhunderts bezeichnet) komponierten auf ähnliche Art wie Palestrina. Noch häufiger wurden Palestrinas Werke bear- beitet, wie z. B. von J. S. Bach und seinem Nach- folger an der Leipziger Thomaskirche, Johann Gottlob Harrer, dem wir eine bemerkenswerte Anzahl dieser Art von „Bearbeitungen“ verdan- ken. Die Instrumente wurden parallel zu den Singstimmen „colla parte“ mitgeführt. Harrer stützt sich auf Saiteninstrumente, während Bach eher Blasinstrumente favorisiert. In seinem Trai- té de haute composition (1824-1826) erklärt Anto- nin Reicha seinerseits, dass die beste Wirkung in den Renaissancemessen mit Blasinstrumenten oder der Orgel erreicht werde. Im Mittelpunkt dieses Konzerts steht die Praxis der Aufführung einer Renaissancemesse im Zeitalter des Barock am Beispiel von Johannes Ockeghems „Missa sine nomine“. Aus vielen Dokumenten und Zeugnissen, v. a. des italieni- schen Musiktheoretikers und Komponisten Padre Martini (1706-1784), sind Aufführungs- praktiken „alter Musik“ genauestens überlie- fert, so in seiner zweiteiligen Kompositionslehre Saggio fondamentale pratico di contrapunto sopra il canto fermo (1774-1775) , in der er Kompositions- beispiele des 15. und 16. Jahrhunderts präsen- tiert. Dennoch ist festzuhalten, dass meistens nur die beiden Oberstimmen gesungen wurden, manchmal nur eine, und die restlichen Stimmen T age a lTer M usik r egensburg M ai 2013 32 ensemble syntagma (Frankreich) sonntag, 19. Mai 2013, 23.00 uhr (nachtkonzert) Dominikanerkirche, Predigergasse „Missa sine nomine“ von Johannes ockeghem (um 1425 – 1495) und Motetten von Johannes Cornago (um 1400-1475) Leitung, Konzeption & Erzlaute: alexandre Danilevski Ensemble Syntagma

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