Tage Alter Musik – Programmheft 2013

grund von korrigierten Irrtümern in diesen Stimmen erscheint es als wahr- scheinlich, dass Bach und die Kopisten nach einer Fassung in a-Moll ar- beiteten, einen Ton tiefer als die der (neuen) Stimmen, was uns zu der Spekulation veranlasst, dass das bekannte Werk für Flöte und Streicher von einem früheren Werk in a-Moll adaptiert wurde. Während die a-Moll- Tonalität dieser früheren Version vorteilhaft für die Streichinstrumente ist, schließt sie die Flöte als Soloinstrument aus, weil die tiefste Note in der Solostimme sich jetzt bis unter den normalen Tonumfang dieses Instru- ments (wie es in Bachs Zeit bekannt war) erstreckt. Außerdem ist eine So- lostimme, die schon in h-Moll unangenehm tief war, jetzt in einer Tessitur, die den Möglichkeiten der Flöte nicht entspricht. Da es unwahrscheinlich erscheint, dass Bach eine Stimme schreiben würde, die die Möglichkeiten des Instruments missachtet, wird die Bestimmung des Solo-Instruments für die frühere Fassung des Werkes zu einer reinen Vermutung. Obgleich kein anderer Zug der überlebenden Stimme uns irgendeinen Hinweis lie- fert, um welches Instrument es sich dabei gehandelt haben könnte, sind die wahrscheinlichsten Möglichkeiten die Violine oder die Oboe. Wenn auch keines dieser beiden Instrumente abschließend ausgeschlossen wer- den kann, ist festzuhalten, dass die Oboe mit Leichtigkeit in die tiefere Tessitur der Solostimme reicht, sich in den Solopassagen schön gegen die Streicher abhebt und das ganze Werk mit den geringsten Anpassungen bewältigen kann. Das Thema „Arrangement und Adaptation“ erweitern die drei Choralvor- spiele nach BWV 659, 639 und 662 . Unter Bachs Kompositionen für die Orgel beansprucht das Choralvorspiel einen hervorstechenden Platz. Als frommer Lutheraner scheint Bach eine dauernde Quelle tiefer Inspiration im deutschen Choralrepertoire gefunden zu haben, was sich in über 140 Werken zeigt, die er in diesem Genre komponierte. Von den vielen ver- schiedenen möglichen Behandlungen der Choralmelodie sind diese drei schöne Beispiele des ‚verzierten Chorals’. Bei diesem kompositorischen Kunstgriff verziert der Komponist die Choralmelodie und schreibt neue Stimmen, um durch den Gebrauch von Figuration und reichen Harmo- nien einen ausdrucksvollen Affekt oder eine solche Stimmung zu erzielen. Ein rein instrumentales Arrangement dieser für Orgel geschriebenen Werke kann so auch Eingang in den Konzertsaal finden und unabhängig von den klanglichen Möglichkeiten einer Orgel den Klang- farben-Reichtum Bachscher Kompositi- onskunst unterstreichen. Die Kantate Ich habe genug , BWV 82, scheint auch ein Werk gewesen zu sein, zu dem Bach mehrere Male in seinem Leben zurückkehrte. Nachdem es im Jahre 1727 geschrieben wurde, sehen wir den Komponisten sich dem Werk bei nicht weniger als drei Gelegenheiten wieder zuwenden, nämlich in den Jahren 1731 (Fassung für Sopran und Traversflöte in e-Moll), 1735 (Fassung für Mezzosopran oder Alt und Oboe in c-Moll) und 1746/1747 (Fassung wie 1727 für Bass und Oboe in c-Moll). Bescheiden gesetzt für Oboe und Streicher und basierend auf dem Nunc Dimittis oder Preislied des Simeon aus dem Lukasevangelium (2:29-32), ist das Werk eine glü- hende Erforschung dieses Textes und seiner Themen vom Sehnen nach Er- T age a lTer M usik r egensburg M ai 2013 40 INFORMATIONEN BEI STADT NEUBURG AN DER DONAU RESIDENZSTRAßE A 66, 86633 NEUBURG AN DER DONAU – TELEFON 08431 55-234 www.sommerakademie-neuburg.de 35 SOMMERAKADEMIE N E U B U R G A N D E R D O N A U ERÖFFNUNGS- KONZERT 20 h SCHLOSSKAPELLE NEUBURG DOZENTEN- KONZERT 20 h KONGREGATIONSSAAL NEUBURG BIAGIO-MARINI- WETTBEWERB 20 h KONGREGATIONSSAAL NEUBURG KURSANGEBOT ALTE MUSIK 11. – 16. AUGUST 2013 Abe-Gr tition epe orr K e ig t U e flöt lock B chornshe iolonc S e flöt chmidt S ello V e Laut g Lindber iolaDaGamb V n an Heum tition epe orr K af r e m m ha ed Ni ioline V r e v anho Sp alo emb C im s r e v a Tr f dorf as -C Möllenbeck y heorbe /T ang s Ge b irk K a ., 11.8. oS Mi., 14 .8. .8. a., 10 S alte kapelle Die Anfänge der Stiftskirche Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle verlieren sich im Dunkel der Geschichte. Urkundlich fassbar wird die Alte Ka- pelle im Jahre 875 durch eine Schenkungsurkun- de König Ludwigs des Deutschen, der an dieser Stelle eine Pfalzkapelle errichten ließ. Der heilig- gesprochene Kaiser Heinrich II. ersetzte die Anla- ge im frühen 11. Jahrhundert durch einen Neu- bau, der sich bis heute erhalten hat. Nur die Ost- teile wurden 1441/52 durch einen sehr viel größe- ren spätgotischen Chor ersetzt. Der Innenraum überrascht durch eine unerwartet prächtige Ausstattung im Stil des Rokoko. Ab 1747 arbeiteten hier der Wessobrunner Stukka- teur Anton Landes, die Augsburger Maler Chri- stoph Thomas Scheffler und Gottfried Bernhard Götz sowie der Regensburger Altarbauer und Bildschnitzer Simon Sorg. Aus ihremZusammen- wirken entstand eine Dekoration, deren rau- schender Glanz seinesgleichen sucht und dem Bau einen würdigen Platz in der Reihe der süd- deutschen Rokokokirchen sichert. Johann Sebastian Bach Cover der CD “Bach: Orchestral Suites” von Four Centuries of Bach

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