Tage Alter Musik – Programmheft 2014

auf und arbeitet häufig auch mit anderen füh- renden Ensembles der Alten-Musik-Szene zu- sammen, wie etwa Cantus Cölln unter Konrad Junghänel, dem Collegium Vocale Gent mit Phi- lippe Herreweghe, Amsterdam Baroque Or- chestra mit Ton Koopman oder dem Bach Colle- gium Japan unter Masaaki Suzuki. Bruce Dickey ist einer der wenigen Musiker auf der Welt, die sich der Wiederbelebung eines der faszinierendsten Instrumente der Musikge- schichte verschrieben haben: des Zinks. Einst- mals das Instrument hochgefeierter Virtuosen, geriet der Zink im 19. Jahrhundert in Vergessen- heit. Sein Revival begann in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, doch es ist weitgehend Bruce Dickey zu verdanken, dass dieses Instru- ment vom Ende der 70er Jahre an eine neue Re- naissance erlebte und in seiner ganzen Beweg- lichkeit und Ausdrucksstärke wieder hörbar wurde. Dickeys zahlreiche Studenten aus über 30 Jahren Lehrtätigkeit an der Schola Cantorum Basiliensis trugen und tragen ebenfalls dazu bei, den Zink im Musikleben wieder zu verbrei- ten und zu etablieren. Für diese Leistung verlieh die Historic Brass So- ciety Bruce Dickey im Jahr 2000 den begehrten Christopher Monk Award für „seine monumen- tale Arbeit in der Spielpraxis des Zink, histori- schen Aufführungspraxis und musikwissen- schaftlichen Ausbildung“. 2007 wurde er von dem britischen Dirigenten und Wissenschaftler Andrew Parrott mit einem Taverner Award aus- gezeichnet, als einer von bislang nur 14 Musi- kern, deren „bemerkenswerte Beiträge zummu- sikalischen Verständnis weder vom Kommerz noch vom Ego motiviert sind“. 1987 gründete er zusammen mit dem Barockpo- saunisten Charles Toet das Ensemble Concerto Palatino; daneben arbeitete Bruce Dickey im Laufe seiner langen Karriere auf dem Konzert- podium und im Aufnahmestudio mit den meis- ten der führenden Musiker und Ensembles im Bereich der Alten Musik zusammen, darunter auch den legendären Pionieren der historischen Aufführungspraxis Gustav Leonhardt, Frans Brüggen und Nikolaus Harnoncourt. Mehr als zehn Jahre war er Mitglied von Jordi Savalls Hesperion XX, konzertierte aber auch immer wieder mit Musikern wie Ton Koopman, Moni- ca Huggett, Philippe Herreweghe und vielen anderen. Von besonderer Bedeutung war auch seine langjährige Freundschaft und Zusammen- arbeit mit Andrew Parrott und - in den letzten Jahren - mit Konrad Junghänel. Bruce Dickey ist auf unzähligen Aufnahmen zu hören. Seine Solo-CD „Quel lascivissimo cornet- to...“ mit dem Ensemble Tragicomedia beim Label Accent wurde unter anderem mit dem Diapason D’Or ausgezeichnet, und auch seine 2011 erschienene Soloeinspielung „La bella mi- nuta“, aufgenommen an der historischen Orgel von Santa Barbara in Mantua, erhielt durchgän- gig hymnische Kritiken. Neben seiner Arbeit als konzertierender Musiker ist Bruce Dickey auch als Lehrer sehr gefragt - sowohl für Zink, als auch für die Aufführungs- praxis des 17. Jahrhunderts. Außer seiner lang- jährigen Tätigkeit an der Schola Cantorum in Basel unterrichtete er unter anderem am König- lichen Konservatorium Den Haag, der Accade- mia Chigiana in Siena und am Early Music Insti- tute der Indiana University; daneben gibt er Meisterkurse in den USA, Kanada, Europa und Japan. Auch in der wissenschaftlichen Erforschung aufführungspraktischer Fragen ist er aktiv und veröffentlichte zusammen mit Michael Collver einen Katalog des bis heute erhaltenen Reper- toires für den Zink, sowie (zusammen mit Ed- ward H. Tarr) ein Buch über die Artikulation auf historischen Blasinstrumenten. 1997 gründete er mit seiner Frau, Candace Smith, die Artemisia Editions, einen kleinen Verlag, der Musik aus italienischen Konventen des 17. Jahrhunderts herausgibt. Seit 1981 lebt Bruce Dickey in Italien - nicht zu- letzt, um näher bei den Originalen und den Quellenmaterialien für sein Instrument und dessen Musik zu sein. Der in Den Haag geborene Posaunist Charles Toet erhielt seine musikalische Ausbildung am Königlichen Konservatorium Den Haag, wo er moderne Posaune bei Anner Bijlsma (senior) studierte und bald begann, sich auf Alte Musik und die Barockposaune zu spezialisieren. Er un- terrichtet mittlerweile Posaune in alter Mensur in Den Haag, an der Schola Cantorum Basilien- sis und an der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen. Seine künstlerischen Aktivitäten richtet er hauptsächlich auf das Repertoire des 17. Jahr- hunderts (vor allem mit dem Ensemble Concer- to Palatino, dessen Mitbegründer er neben Bruce Dickey ist) sowie auf klassische und früh- romantische Musik, gespielt von Orchestern mit historischer Ausrichtung wie La Petite Bande (Sigiswald Kuijken), The Amsterdam Baroque Orchestra (Ton Koopman) und Orchestre des Champs-Elysées (Philippe Herreweghe). Charles Toet arbeitet seit Jahren intensiv mit Bruce Dickey zusammen. Er wirkte bei zahlrei- chen CD-Einspielungen mit und bestritt welt- weit Konzerte mit Concerto Palatino. Daneben arbeitet er auch mit anderen wichtigen Ensem- bles der Alten Musik zusammen, darunter zu- sätzlich zu den bereits genannten Syntagma Musicum Amsterdam, The Taverner Players London, Hilliard Ensemble, Hésperion XXI, Bach Collegium Japan und dem Vokalensemble Currende. T AGe A LTer M usik r eGensburG J uni 2014 21 Bruce Dickey Charles Toet

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